
Claus Jacobi, 71, war bis Ende 1998 Herausgeber von "Welt am Sonntag". Jeden Samstag veröffentlicht er eine Kolumne in der Bild-Zeitung. Ausgewählte veröffentlicht TENDENZEN mit freundlicher Genehmigung von Autor und Verlag.
Claus Jacobi, 71, war bis Ende 1998 Herausgeber von "Welt am Sonntag". Jeden Samstag veröffentlicht er eine Kolumne in der Bild-Zeitung. Ausgewählte veröffentlicht TENDENZEN mit freundlicher Genehmigung von Autor und Verlag.
"Computer ersparen Vermutungen, Bikinis auch."
Lothar Schmidt
Was wären wir ohne Computer! Und was werden wir mit ihnen sein?
"Der Computer ist die logische Entwicklung des Menschen", sagt John Osborne: "Intelligenz ohne Moral." Er "wird nicht blöd, wenn er verliebt ist", lobt Dieter Hildebrandt, der Kabarettist. Aber "viel Spaß am Leben hat er nicht", mutmaßt Sir Peter Ustinov. Dafür erledigt er in Sekunden wofür Wissenschaftler ohne ihn Jahre benötigen würden. Er ist eine der bedeutenden Stufen der Menschheit.
Der große Raymond M. Smullyan, Professor für Mathematik und Logik an der Universität von New York, hat in "What is the Name of this Book" (deutsch im Vieweg-Verlag) ungewöhnliche Computer-Anekdoten gesammelt:
In einem Test musste ein Computer englische Sprichwörter ins Russische übersetzen und ein zweiter Computer die russische Version zurück ins Englische übertragen. Eingegeben wurde: "Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach." Der erste Computer arbeitete, der zweite Computer arbeitete. Zurück kam: "Der Wodka ist gut, aber das Fleisch ist verdorben." Zweiter Versuch. Eingegeben wurde: "Aus den Augen, aus dem Sinn." Der erste Computer arbeitete. Der zweite Computer arbeitete. Zurück kam: "Blinder Idiot."
Die Amerikaner hatten eine Rakete zum Mond geschickt. Ein Oberst fragte seinen Computer: " 1. Wird die Rakete den Mond erreichen? 2. Wird die Rakete zur Erde zurückkehren?" Antwort des Computers: "Ja." Oberst nach: "Ja, was?" Der Computer dachte nach. Dann berichtigte er sich: "Ja, Sir."
Ärzte einer psychiatrischen Abteilung, die entscheiden sollten, ob sie einen schizophrenen Patienten entlassen konnten, schlossen ihn an einen Lügendetektor mit Computer an. Sie fragten: "Sind Sie Napoleon?" Der Patient antwortete: "Nein." Computer entschied: "Er lügt."
Inzwischen ist aus so manchem Spaß Ernst geworden. Die Computer machen immer weniger Fehler, können immer mehr, sind immer unentbehrlicher, werden immer schlauer - was man vom Zweibeiner kaum behaupten kann, wenn man den Zustand unseres Planeten betrachtet.
Dennoch scheint in einem denkbaren Wettkampf der Systeme zwischen künstlicher und natürlicher Intelligenz, der Mensch der Maschine, der Erfinder seinem Frankenstein, der Herr seinem Diener noch auf unabsehbare Zeit unvermeidlich überlegen. Denn der Computer kann immer nur seine Fähigkeiten einsetzen, der Homo sapiens aber stets seine eigenen Fähigkeiten - plus die seines Computer-Sklaven.
So lieblich der Trost, so klein dessen Schönheitsfehler: Stets wuchs in Sklaven irgendwann das Bedürfnis, ihren Sklavenhaltern die Köpfe abzuhacken. Oder heißt es bei den Sklaven von heute vielleicht: den Stecker herauszuziehen?
Claus Jacobi