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Interviews

EDITORIAL

"Mißfelders Vorstoß"

Natürlicher Verstand kann fast jeden Grad der Bildung ersetzen,
aber keine Bildung den natürlichen Verstand.
Artur Schopenhauer (1788-1860), Philosoph

Liebe Leserin, lieber Leser,

Not macht erfinderisch, weiß der Volksmund. Aber nicht immer erweist sich eine Erfindung als Segen. Diese Erfahrung macht nun ein 23jähriger junger Mann. Begleitet von 40 Grad Celsius im Schatten, dachte er allzu laut über das Kosten-Nutzen-Verhältnis bei der medizinischen Versorgung von über 85jährigen nach.

stern
Philipp Mißfelder, Vorsitzender der Jungen Union, katapultierte sich von 0 auf 100 Schlagzeilen in weniger als einer Sekunde. Fürwahr: Auch Jugend schützt vor platter Torheit nicht.

In einer Zeit, in der sich die politische Klasse am Mittelmaß zu überbieten scheint, betätigte sich Mißfelder als großartiger Minentreter. Gustav Heinemann, dem ersten sozialdemokratischen Bundespräsidenten, sagt man den Gedanken nach, wer Anstöße geben will, muß auch bereit sein, anstößig zu sein. Aber aufgepaßt: Nicht jeder, der quer schlägt, ist auch ein Querdenker.

Zum Vorrecht der Jugend gehört es, nicht immer zu Ende denken zu müssen. Aber sie darf es lernen. Heiner Geißler, einer der ganz großen jesuitisch ausgebildeten "Alten", zeigte Mißfelder brillant wie immer, in nur einem einzigen Satz, die Grenzen auf: "Die Schulen, die Mißfelder besuchte, und die Universitäten, an denen er studiert hat, sind exakt von jenen Leuten finanziert worden, denen er jetzt den medizinischen Fortschritt verweigern will." - Das sitzt.

Philipp Mißfelder sollte über seinen Schatten springen und bei exakt diesen "Alten" in die Schule "gehen" können. Und ich bin zuversichtlich, er wird es auch tun. So wie er schon bei Mainhardt Graf von Nayhauss das Gespräch und manchen Rat suchte. (s. hierzu a. das TENDENZEN-Gespräch mit Graf Nayhauss in Nr. 1/2002: "Beim Lügenvergleich der Politiker von früher und heute gibt es ein Kopf-an-Kopf-Rennen!")

Und nicht nur im Jahr der Bibel sollten wir alle im Heiligen Wort Gottes lesen. Dort findet sich auch der Satz: "Das graue Haar ist eine prächtige Krone, auf dem Weg der Gerechtigkeit findet man sie." (Sprüche des weisen König Salomo Kapitel 16, Vers 31).

Und nicht nur Philipp Mißfelder wird den Wert der alten, weisen Frauen und Männer schnell erkennen und dann mutig bekennen: "Töricht haben wir geredet!" Denn, der - positive! - Mut ist eine zeitlose Tugend. Man hat ihn oder man hat ihn nicht. Ach, hätten diesen noch mehr Menschen in unserem Land.


Herzlichst
Ihr
A.Schosch

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