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Interviews

EDITORIAL

"Die neue Weltordnung und der Papst"

Liebe Leserin, lieber Leser,

25 Jahre Amtszeit als Papst Johannes Paul II. hat Karol Wojtyla hinter sich gebracht und konnte - wenn es so etwas gäbe - gar ein "silbernes Dienstjubiläum" an der Spitze der weltweit grössten christlichen Kirche feiern. Das nötigt selbst den härtesten Gegnern Respekt ab. Nicht nur ob des Attentats vom 13. Mai 1981 oder der Strapazen zahlreicher Weltreisen, die er sich in einem Alter noch auflädt, in dem andere den Lebensabend alsRuheständler geniessen.

stern

Nein, er hat nicht nur den Mut und die Kraft aufgebracht, die Fenster der Kirche zu schließen, um der Verweltlichung Einhalt zu gebieten, sondern hat auch als einziger ernst zu nehmender Gegner dem US-Präsidenten im jüngsten Irak-Konflikt öffentlich Paroli geboten. Mag Amerika nun einen weiteren Anlauf nehmen, die Welt neu zu ordnen, nach einer Art "Pax Americana", wie es DER SPIEGEL 17/2003 formulierte -, Washington kommt an Rom nicht vorbei. Die politisch-religiöse Musik spielt im Vatikan und der Karol Wojtyla "von Karajan" steht am Dirigentenpult...

Dabei verblüfft dieser Mann jedes Mal mit seiner Fähigkeit, opportun zu handeln.

So unterschreibt er am Vorabend des Berliner Kirchentages noch locker eine Enzyklika (die 14. seiner Amtszeit!) zur katholischen Eucharistiefeier. Diese macht eine gemeinsame Abendmahlsfeier evangelischer und katholischer Christen auf absehbare Zeit praktisch unmöglich.

Und gleichzeitig vernehmen Millionen von Hörern des Bayerischen Rundfunks am 17. April 2003 (Gründonnerstag) folgendes:

spiegel
"Als neulich der britische Premier Tony Blair mit seiner Familie beim Papst in Rom war, da ging es nicht nur um Irak-Konflikt [...]. Es gab auch Momente der Gemeinsamkeit. Zum Beispiel in der Privatkapelle des Heiligen Vaters. Da reichte Johannes Paul II. dem britischen Premierminister und seiner Familie die Hl. Kommunion. Und das hat dann doch etliche Vatikan-Beobachter erstaunt. Denn Blairs Frau ist Katholikin, aber Blair selbst Anglikaner. Und in der Regel verwehrt die katholische Kirche Nichtkatholiken die Teilnahme an Eucharistie. Dieser - von Vatikan nicht dementierte - Vorfall lässt viele hoffen." (Zitiert nach dem Manuskript von Tilmann Kleinjung, Bayerischer Rundfunk, Kirchenredaktion)

 

Ich gebe zu, ich bewundere Sie, Karol Wojtyla. Aber nicht das Papsttum. Und nicht den Papst.

Herzlichst
Ihr
A.Schosch

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