EDITORIAL
"Let´s Roll "
Liebe Leserin, lieber Leser,
keine Frage: Kein Bild geht markanter in die Geschichte des Terrors vom 11. September 2001 ein, als das Bild der zunächst brennenden und dann einstürzenden Türme des World Trade Centers in New York.
Jetzt hat US-Präsident Bush zwei Worte, die zuletzt im Funkverkehr mit dem vierten entführten Flugzeug (United Airlines Flug 93) zu hören waren, zum nationalen Motto erhoben: "Let's roll" ("Lass es uns anpacken").
Mutige Passagiere des Flugs           93 hatten sich, als ihnen bewußt wurde, dass sie es nicht mehr überleben           können, mit ihren nackten Händen in die Waffen der Terroristen           gestürzt und das Flugzeug vor dem geplanten Terrorziel zum Absturz           bei Pitsbourg gebracht. US-Präsident Bush: "Sie [die Gruppe           mutiger Passagiere] wurden von einem jungen Mann angeführt, dessen           letzte uns bekannten Worte das Gebet des Herrn waren und ‚Let's roll'.           ... Nun hat Amerika ein neues Ethos und ein neues Credo: ‚Let's roll'"
    
Amerika, das einst religiös Verfolgten Zufluchtsstätte bot und das dann als Gemeinwesen von Menschen gegründet wurde, die nichts anderes im Sinn hatten, als frei zu sein, um frei ihren Glauben zu leben, erlebt jetzt einen religiös motivierten Anschlag, der in der Geschichte ohne Beispiel ist. Schon fragen Kommentatoren, ob Amerika nicht viel zu lange "lammfromm und naiv" war im Glauben, ihre Ideale von Freiheit würde die restliche Welt mit Handkuß übernehmen. Ideale, für die Amerika in Vergangenheit das Blut vieler ihrer Söhne opferte - so u.a. auch für die Beseitigung der nationalsozialistischen Diktatur in Deutschland beispielsweise.
Let's roll - mit der ganzen Feuerkraft der US-Armee?
Keine Frage: Der internationale Terror, garniert mit einer islamisch-fundamentalistischen Komponente, gehört mit Stumpf und Stiel ausgerottet. Auch keine Frage: Die Welt kann und darf dankbar sein, dass Amerika hierbei die Führung übernommen hat. Es gilt jetzt die Reihen zu schließen.
Keine Frage aber ist es ebenso, dass wir alle miteinander auf der Hut sein müssen. Die bürgerlichen Freiheiten, für die auch amerikanisches Blut geflossen ist, dürfen am Ende nicht auf der Strecke bleiben, sondern müssen gestärkt hervorgehen.
Keine Frage: Es darf einfach nicht passieren, dass Amerikas lammähnlicher Charakter zum Charakter eines Feuer speienden Drachens mutiert.
Denn auch für die dunkle           sündige Seite in uns gilt - Let's roll.
    
Herzlichst
      Ihr 
      A.Schosch

 Prof. Joachim Fest
Claus Jacobi
 Prof. Dr. Michael Stürmer
Marcel Reich-Ranicki
Dr. Edmund Stoiber
Mainhardt Graf von Nayhaußen
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