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Interviews

EDITORIAL

"Auge um Auge - Der biblische Krieg"

Liebe Leserin, lieber Leser,

wenn das Heilige Land brennt - und das noch in der Osterzeit ! -, beherrscht dieses Thema die Nachrichtenlage der Welt. Keine Frage: journalistisch gekonnt betitelte DER SPIEGEL seine Ausgabe Nr. 15 vom 8. April 2002: "Auge um Auge - Der biblische Krieg". Klingt bestechend, allein, es trifft nicht ins Schwarze.

Beide, Israelis und Palästinenser, führen ihren Stammbaum auf den Patriarchen Abraham zurück. Israelis sind Nachkommen Isaaks, den Erben der großen Verheißung, die anderen sind Nachkommen des Ismael, des älteren Sohns Abrahams, den dieser mit Hagar, der Magd Sarahs gezeugt hatte. Auf Geheiß Sarahs, eben seiner Frau. Aber Gott segnete auch Ismael und verhieß, auch aus ihm - und nicht nur aus Isaak - ein großes Volk zu machen.

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Also, alles in allem nur eine "Familienangelegenheit"? Ja und Nein. (Wobei Familienstreitigkeiten bisweilen sehr erbittert und blutig geführt werden können.) Ja, wegen der eben genannten gemeinsamen Wurzeln. Nein, weil sich auch die Araber untereinander in vielen Fragen nicht einig sind. Nicht nur, dass sich Moslems religiös in zwei große rivalisierende Richtungen - Sunniten und Schiiten, die sich auch untereinander bekämpfen - gespalten hatten (und viele kleinere Richtungen zusätzlich, ähnlich wie auch Christen im Verlauf der Kirchengeschichte). Viele Jahre - bis zum blutigen September 1971 - lebten Palästinenser jedoch in Jordanien. Noch heute aber ist, mit Jassir Arafat an der Spitze, ihre Vertreibung seitens der jordanischen Armee in eben jenem September in dunkles Kapitel der jüngsten arabischen Geschichte.

Mit geradezu makabren Vorliebe waren die Völker im Nahen Osten ein Spielball der jeweiligen Großmächte der Welt. Wir Christen und die von uns gewählten bislang christlich geprägten Regierungen im westlichen Teil der Welt sind hierbei - gelinde gesagt - nicht immer nur unschuldige Zuschauer gewesen. Der Großteil der Bibel, auf die sich Christen berufen, das sogenannte "Alte Testament", bildet auch die Grundlage des jüdischen Glaubens. Müßten daher nicht gerade gläubige Christen am meisten Verständnis für israelische Wehrhaftigkeit aufbringen? Wobei etwas zu verstehen bzw. es nachvollziehen zu können, nicht automatisch bedeutet, es auch zu billigen!

DER SPIEGEL schreibt rückblickend auf die ganze Konfliktgeschichte: "Juden, Christen und Muslime brachten einander um, weil sie die Heilige Stadt Jerusalem als Trophäe für ihren Gott gewinnen wollten. Der Krieg zwischen Israelis und Palästinensern ist nur das jüngste Exempel des Blutvergießens." Wenn das wahr ist, dann sind sowohl Juden, als auch Christen und auch Muslime einer großen Täuschung erlegen. Denn Gott braucht das irdische Jerusalem nicht als Trophäe. Er baut für seine Kinder im Himmel das neue Jerusalem auf, eine Stadt, "die einen festen Grund hat" (Hebräerbrief, Kapitel 11, Vers 10), und auf die schon Abraham wartete. Abraham - der gemeinsame Vater von Juden, Arabern und - geistlich gesehen - auch Christen. Und alle vertrödeln - auch noch im 21. Jahrhundert n. Chr. - ihre Zeit mit gegenseitigem Niedermetzeln. Dabei sollten wir von Abraham lernen.

Von Abraham lernen, heißt begreifen, dass ohne Gott nichts bzw. gar nichts geht!

Herzlichst
Ihr
A.Schosch

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