EDITORIAL

Wo warst du, Gott?

Liebe Leserin, lieber Leser,

wahrscheinlich brachte der Mordfall Ulrike (12) aus Eberswalde im Frühjahr die Menschen in Ost und West mehr zusammen als so manche politische Sonntagsrede oder gar Transfermilliarde.

Die BILD-Zeitung kleidete am Montag, 12. März die Stimmung beim Trauergottesdienst mit mehr als 1000 Menschen in die Worte: "Deutschland war bewegt. Deutschland hat geweint". Und Wolfgang Huber, Landesbischof von Berlin/Brandenburg, der die sicherlich nicht einfache Predigt hielt, wird mit der Frage zitiert: "Wir alle, die auf Gott vertrauen, fragen: Wo warst du Gott an diesem 22. Februar?"

Die Frage ist gut, alleine seit mindestens 2000 Jahren längst beantwortet. Und ich hoffe stark, dass sich jemand findet, der sowohl den Eltern als auch den Menschen die Antwort sagt: Gott ist immer da. Und Er, der ja ein Liebhaber des Lebens ist, war - menschlich gesprochen -, sicherlich auch der erste, der unsagbarenSchmerz empfand, als Ulrike ermordert worden ist.

Im Antlitz Jesu Christi, der Mensch und Gott gleichzeitig war, haben wir Gottes grenzenlose Liebe zu uns Menschen auch dann noch sehen können, als ihn Satan, den die Bibel einen Mörder von Anfang an nennt, durch Menschenhand am Kreuz zu tötenversuchte. Aber genauso wie damals der Tod das Leben nicht besiegen konnte und in alle Ewigkeit wird nicht besiegen können, lebt auch Ulrike weiter. Vorerst zwar in der Erinnerung der Eltern und im Gedächtnis Gottes. Dort jedoch bis zum großen Auferstehungsmorgen am jüngsten Tag.

Natürlich kann diese Glaubensgewissheit den Schmerz der Eltern und unser aller nicht einfach wegwischen. Aber nicht nur Hiob wurde getröstet. Und der, der einst alle Tränen abwischen wird, wird auch Ulrikes Eltern aus Steinen ihrer Verzweiflung Hügel und Berge der Hoffnung machen.

Und spätestens dann werden nicht nur sie wissen, dass der, der gesagt hat, er sei bei uns alle Tage bis an der Welt Ende, auch die ganze Zeit da war und ist.

Herzlichst
Ihr
A.Schosch