Aktuell August 2008
ISLAM
Fastenmonat Ramadan für viele Muslime zu teuer
Der Fastenmonat Ramadan ist mitnichten ein Monat des Fastens. Zwar dürfen Muslime dann tagsüber nichts essen, trinken, nicht rauchen und keine sexuellen Beziehungen haben, doch nach Sonnenuntergang sieht das anders aus. Wegen gestiegener Lebensmittelpreise fallen die Festtage jetzt kleiner aus.
Von Alfred Hackensberger
Für die Verkehrspolizisten in muslimischen Ländern beginnt heute die schlimmste Zeit des Jahres. In den kommenden vier Wochen müssen sie jeden Tag ohnmächtig zusehen, wie der Verkehr in den Innenstädten von Istanbul, Damaskus, Kairo oder Jakarta kurz vor Sonnenuntergang zusammenbricht. Die Trillerpfeifen der Uniformierten gehen im Hupkonzert unter, kaum einer folgt ihren Anweisungen. Jeder versucht schneller zu sein als der andere, der Magen diktiert das Tempo der Menschen, die seit der Morgendämmerung nichts mehr zu sich genommen haben, nicht einmal einen Schluck Wasser.
Es ist Ramadan, der heilige Fastenmonat des Islam, in dem die rund 1,5 Milliarden Muslime weltweit 29 oder 30 Tage lang (abhängig vom Mondkalender) tagsüber nichts essen, trinken, nicht rauchen und keine sexuellen Beziehungen haben dürfen. "Fasten ist gesund", hört man allseits von Muslimen, bereits Wochen vor Beginn. "Dabei wird im Ramadan alles andere als gefastet", sagt Abd al-Asis al-Hayouni, ein marokkanischer Staatsbeamter aus Tanger. "Man isst mehr als das Doppelte und natürlich möglichst nur das Beste vom Besten."
Lesen Sie hier den Beitrag aus WELT-Online vom 31.08.2008 zu Ende.
Mit freundlicher Genehmigung der Redaktion des WELT Online. Weitere interessante Beiträge aus Politik, Gesellschaft und Religion unter www.welt.de
HINTERGRUND
Religion und Gewalt
Hans G. Kippenberg zeigt, wie fanatischer Endzeitglaube Konflikte verschärfen kann - und wie religiös aufgeladene Konflikte entschärft werden können
Dreißig Jahre ist es her, dass sich ein unliebsamer alter Bekannter wieder meldete: religiöse Gewalt. Im November 1978 beging eine alternative amerikanische Religionsgemeinschaft in Guyana kollektiven Selbstmord, nachdem sie eine Delegation ihrer Gegner aus den USA auf dem Flugfeld angegriffen und einige von ihnen getötet hatte. "People's Temple" konnte den Gedanken nicht ertragen, in die amerikanische Gesellschaft mit ihrem Individualismus, Materialismus und Rassismus zurückkehren zu müssen, und zog den Freitod vor.
Dieser "Kult" wurde in der amerikanischen Öffentlichkeit zum abschreckenden Vorbild dafür, wie Menschen nach einer Gehirnwäsche zu Handlungen gegen ihren Willen gebracht werden. Als 1993 in Waco, Texas, eine adventistische Gemeinde gesetzwidriger Handlungen verdächtigt wurde und sich einer Erstürmung ihres Anwesens widersetzte, wollten die Einsatzkräfte die Gläubigen ebenfalls aus der Hörigkeit von ihrem Anführer befreien. Eine Kommission, die das folgende Blutbad untersuchte, kam zu der Erkenntnis, dass die Einsatzkräfte an der Eskalation mit schuldig waren. Weil für sie der Glaube nur persönlich und friedfertig sein konnte, entging ihnen, dass sie mit ihrer Belagerung der Überzeugung der Adventisten Nahrung gaben, in der Endzeit gottloser Gewalt zu leben.
Lesen Sie hier den Beitrag aus WELT-Online vom 31.08.2008 zu Ende.
Mit freundlicher Genehmigung der Redaktion des WELT Online. Weitere interessante Beiträge aus Politik, Gesellschaft und Religion unter www.welt.de
DEUTSCHLAND
Katholische Marienschule Potsdam wird wieder eröffnet
Günther Jauch und Katherina Reiche stehen Pate
Potsdam - Die brandenburgische Landeshauptstadt erhält 69 Jahre nach der Schließung durch die Nationalsozialisten wieder eine katholische Schule: Am Sonntag wird die wiedergegründete Marienschule an der Domstraße im Stadtteil Babelsberg von Georg Kardinal Sterzinsky eingeweiht. Zuvor findet ein Eröffnungsgottesdienst in der nahe gelegenen St. Antoniuskirche statt.
Sven Rosig
Das Erzbistum Berlin und der Gründungsverein, darunter die Potsdamer CDU-Bundestagsabgeordnete Katherina Reiche und der TV-Moderator Günther Jauch, hatten sich mehr als zehn Jahre um die Schulgründung bemüht. "Die Standortverhandlungen mit der Stadt waren zum Teil sehr kompliziert", sagte der Vorstandssprecher des Fördervereins, Matthias Nowak. Der alte Standort Jägerstraße ist heute die kommunale Musikschule.
Die Lösung war schließlich der Einzug ins Gebäude des geschlossenen staatlichen Espengrund-Gymnasiums, ein Plattenbau des in Ostdeutschland verbreiteten Typs "Erfurt". Noch arbeiten die Handwerker, doch zum Schuljahresstart am Montag können eine erste Grundschulklasse und eine siebte Gymnasialklasse mit je 26 Kindern mit dem Lernen beginnen. Der Besuch der Marienschule kostet Schulgeld. "Wir wollen dennoch keine Auswahl über das Portemonnaie vornehmen", sagt der kirchliche Schulrat des Erzbistums, Peter Schaumann. Ein Grundschulplatz kostet 42 Euro, der Besuch der Gymnasialklasse 60 Euro, wie bei allen Schulen des Erzbistums. Ein Erlass aus sozialen Gründen ist möglich.
Bildungsziel der Marienschule ist, die Kinder zu einer eigenen Glaubensentscheidung zu befähigen und zur Toleranz gegenüber anderen Bekenntnissen und Weltanschauungen zu erziehen. Religion ist im Unterschied zu staatlichen Schulen ein ordentliches Unterrichtsfach.
Lesen Sie hier den Beitrag aus WELT-Online vom 28.08.2008 zu Ende.
Mit freundlicher Genehmigung der Redaktion des WELT Online. Weitere interessante Beiträge aus Politik, Gesellschaft und Religion unter www.welt.de
STUDIE
Warum ein Mensch zum Terroristen wird
Sie sind nicht verrückt, sie wurden keiner Gehirnwäsche unterzogen und sie sind selten streng religiös: Eine neue Studie erklärt, warum ein Mensch zum Terroristen wird. Radikalisiert werden Terroristen nicht wie gedacht im Internet, sondern in der Familie. Und die Medien tragen eine Mitschuld.
Von Alexander Ritzmann
Warum wird man Terrorist? Die richtige Beantwortung dieser Frage ist gewiss auch allgemein von großem Interesse, vor allem aber ist sie ein elementarer Bestandteil einer erfolgreichen Anti-Terror Strategie.
Vergangene Woche wurde ein vertrauliches Papier des britischen Inlandsgeheimdienstes MI5 publik, das sich genau damit beschäftigt. Das hausinterne „Referat für Verhaltensforschung“ widmete sich darin den „Ursachen von Radikalisierung und gewalttätigem Extremismus“.
Der Bericht enthält einige interessante Neuigkeiten:
Grundlage des Papiers sind Fallstudien von mehreren Hundert gewaltbereiten islamistischen Extremisten, die, von der Finanzierung bis zum Selbstmordattentat, an terroristischen Aktivitäten beteiligt waren.
Wie andere Studien, z.B. die Arbeiten von Marc Sageman, kommt das MI5 zu dem Ergebnis, dass islamistische Terroristen in der Regel weder verrückt sind noch einer Gehirnwäsche unterzogen wurden. Sie sind zudem religiös eher ungebildet und - wenn älter als 30 Jahre – sind sie verheiratet und haben Kinder.
Lesen Sie hier den Beitrag aus WELT-Online vom 26.08.2008 zu Ende.
Mit freundlicher Genehmigung der Redaktion des WELT Online. Weitere interessante Beiträge aus Politik, Gesellschaft und Religion unter www.welt.de
USA
Wildern im christlichen Paralleluniversum
Auf dem Nominierungsparteitag der Demokraten ist vieles an die Adresse religiöser Wähler gerichtet
Peter Mühlbauer
Leah D. Daughtry, die Chefin des Nominierungsparteitages der Demokraten, ist Pastorin einer Pfingstkirche und steht dem Faith-in-Action-Team vor, das nach dem extrem schlechten Abschneiden bei religiösen Wählern vor vier Jahren ins Leben gerufen wurde. Ihr zufolge ist die Demokratische Partei eine von "gläubigen Menschen", was der heute beginnende Parteitag "in einer noch nie da gewesenen Weise" bestätigen soll.
Dafür gibt es unter anderem den "Faith Caucus" mit Gästen wie dem ehemaligen Mitt-Romney-Unterstützer Douglas W. Kmiec, dem ein katholischer Priester die Kommunion verweigerte, weil er öffentlich für den "Abtreibungsbefürworter" Obama eintrat, Jennifer Kottler von den "Protestants for the Common Good", und einem Bischof namens Wilfredo DeJesus. Im "Faith Caucus" sollen unter anderem Diskussionen darüber stattfinden, wie eine Obama-Regierung "moralische Anliegen" außerhalb Amerikas durchsetzen könnte.
Jeder Tag der "National Convention" wird mit einem Bittgebet beginnen und mit einer Segnung enden. Auch dafür konnten die Demokraten eine ganze Reihe von einflussreichen Persönlichkeiten des religiösen Lebens gewinnen: So beten und segnen unter anderem die Afroamerikanerin Cynthia Hale von der Ray of Hope Christian Church in Georgia, die koreanischen Methodisten Jin Ho Kang und Young Sook Kang, der griechisch-orthodoxe Erzbischof Demetrios aus New York, Rabbi David Saperstein, der Direktor des Religious Action Center of Reform Judaism, und Joel Hunter, ein protestantischer Prediger mit einem Augenmerk auf Umweltthemen.
Lesen Sie hier den Beitrag aus TELEPOLIS-Online vom 25.08.2008 zu Ende.
Mit freundlicher Genehmigung der Redaktion des Heise-Verlag Online. Weitere interessante Beiträge aus Politik, Gesellschaft und Religion unter www.telepolis.de
GEORGE W. BUSH
Er hat die Welt sicherer gemacht
George W. Bush ist mit seiner Außenpolitik nicht gescheitert, behauptet Edward Luttwak. Der Publizist erklärt, warum der Bush-Slogan "Ihr seid für uns oder für den Terrorismus" die richtige Strategie im Kampf gegen den Terror ist und warum Amerika weiterhin die wichtigste Quelle westlicher Innovation bleiben wird
Dass George W. Bush mit seiner Außenpolitik gescheitert ist, ist für viele mittlerweile so selbstverständlich, dass man darüber nicht mehr diskutieren muss.
So etwas geschieht nicht zum ersten Mal in der Geschichte der USA. Als Präsident Harry S. Truman im März 1952 ankündigte, dass er nicht noch einmal kandidieren würde, waren sich die meisten Amerikaner in einem einig: dass seine Außenpolitik katastrophal gescheitert war. Seine Unentschiedenheit hatte in Korea den Krieg mit ausgelöst. Anschließend kostete seine Inkompetenz in nur zwei Jahren militärischer Auseinandersetzung rund 54 000 Amerikaner sowie Millionen koreanischer Zivilisten das Leben - das sind mehr als zehn Mal so viele Tote wie im Irak.
Die Rechtskonservativen schmähten Truman, weil er China den Kommunisten überlassen hatte und weil er den großen General Douglas MacArthur entließ, der China hatte zurückgewinnen wollen - mit Atomraketen, wenn nötig. Die Liberalen verachteten Truman, weil er, der gescheiterte Kaufmann, das Weiße Haus des Patriziers Franklin Roosevelt an sich gerissen hatte. Die Liberalen waren schon immer die Snobs der US-Politik.
Lesen Sie hier den Beitrag aus WELT-Online vom 24.08.2008 zu Ende.
Mit freundlicher Genehmigung der Redaktion der WELT Online. Weitere interessante Beiträge aus Politik, Gesellschaft und Religion unter www.welt.de
GÖTTLICHES TRAINING
Kirche lockt Gläubige mit Fitness-Gottesdienst
Das Feuer des Glaubens brennt nicht nur in der Seele – sondern auch in der Bauch-Muskulatur. In einer amerikanischen Kirche trainieren Besucherinnen regelmäßig beim Aerobic-Gottesdienste neben dem Altarkreuz. Die Begründung für die fromme Sportstunde hat die Pastorin in der Bibel gefunden.
Der neueste Trend aus den USA verspricht nicht nur Seelenheil, sondern körperliche Fitness: Gospel-Aerobic, also Leibesertüchtigung samt Gottesdienst. „Gleich sind wir fertig, lobet den Herrn!“, feuert Fitnesslehrerin Melanie Kelly ihre kleine Aerobic-Gemeinde an. Die Kirchengymnastik hat es in sich: Auf dem Weg zu Gott darf ruhig viel Schweiß fließen, glaubt Kelly, denn das sei gottgefällig.
Die Gruppe trainiert regelmäßig in der afroamerikanischen Kirche von Pastorin Dawn Harvey, die Sport und Spiritualität nicht für einen Gegensatz hält. Ganz im Gegenteil: „Bei der Gospel-Aerobic trainieren wir gemeinsam, um Gott unsere Leiber als Tempel anzubieten“, sagt sie. Die biblische Begründung für die frommen Sportstunden habe sie im Paulus-Brief an die Korinther gefunden. Dort stehe schließlich, dass der Heilige Geist in den Körpern der Menschen sei. Und diese Behausung solle für den Heiligen Geist ruhig durch Training attraktiver gemacht werden, findet die Pfarrerin.
Lesen Sie hier den Beitrag aus WELT-Online vom 18.08.2008 zu Ende.
Mit freundlicher Genehmigung der Redaktion der WELT Online. Weitere interessante Beiträge aus Politik, Gesellschaft und Religion unter www.welt.de
RELIGION
Kann man mit Vernunft Gottes Existenz beweisen?
Für den Atheisten von heute ist ein allmächtiger Vater im Himmel nichts als Wunsch und Wahn einer patriarchalischen Gesellschaft. Ist aber einem Atheisten Gott überhaupt zu beweisen? Ein Dialog über Gottesbeweise, die Rationalität des Glaubens und die Chancenlosigkeit der Wissenschaft, das Absolute zu widerlegen.
Ingo Langner: Ist Gott einem Atheisten zu beweisen?
Walter Brandmüller: Ich frage Sie dagegen: Was verstehen Sie unter Beweis? Und, was verstehen Sie unter Gott? Wenn Sie dabei an einen mathematischen, physikalischen, chemischen, biologischen, überhaupt naturwissenschaftlichen Beweis denken, dann kann man Gott nicht beweisen. Er lässt sich weder mit Zahl, Maß, Gewicht, noch mit chemischen Formeln oder Ähnlichem fassen. Einer geistigen Realität, und das ist Gott, können Sie nicht mit naturwissenschaftlichen Methoden habhaft werden.
Hingegen gibt es philosophische Gründe für den Glauben an Gott. Thomas von Aquin hat die bekannten Fünf Wege zur Erkenntnis Gottes formuliert. Natürlich können diese hier zwar nicht dargestellt, wohl aber angedeutet werden. Der erste ist der kausale Gottesbeweis: Alles was ist, muss eine Ursache für seine Existenz haben. Am Ende muss aber dann eine selbst nicht mehr verursachte Ursache stehen. Schon Aristoteles hatte von dem „ersten unbewegten Bewegenden“ gesprochen. Auch die Tatsache, dass Welt und Mensch sinnvoll eingerichtet und der Vervollkommnung fähig sind, lässt auf ein intelligentes Wesen schließen, das an oberster Stelle stehend Plan und Ziel vorzugeben vermag. Eine moderne Variante: Die physikalischen Naturkonstanten sind dergestalt miteinander in Harmonie und aufeinander abgestimmt, dass Leben entstehen konnte. Würden diese Konstanten nur um geringe Promille abweichen, wäre Leben unmöglich. Auf diesen oder ähnlichen Wegen vermag man in der Tat - eine grundsätzliche Offenheit des Denkens einmal vorausgesetzt -, die Existenz Gottes einsichtig zu machen.
Wer an den Schöpfer von Mensch und Universum glaubt, springt also nicht mit verbundenen Augen vom Sieben-Meter-Brett in ein vielleicht gefülltes Becken. Man kann mit vernünftigen Überlegungen durchaus zur Erkenntnis der Existenz Gottes gelangen. Immer wieder aber geht es darum, ob ich meine persönliche oder auch die allgemeine menschliche Erfahrung zum absoluten Kriterium mache oder aber bereit bin, zu akzeptieren, dass der Bereich des Seienden und des Möglichen größer ist als mein Vorstellungs- bzw. mein Denkvermögen.
Lesen Sie hier den Beitrag aus WELT-Online vom 06.08.2008 zu Ende.
Mit freundlicher Genehmigung der Redaktion der WELT Online. Weitere interessante Beiträge aus Politik, Gesellschaft und Religion unter www.welt.de