Aktuell Oktober 2007
ARBEITSVERWEIGERUNG
Empörung über Papst-Forderung
Neues vom Papst zum "Recht auf Leben": Apothekern müsse erlaubt sein, aus Gewissensgründen den Verkauf von Medikamenten zum Zwecke der Abtreibung oder Euthanasie zu verweigern, fordert Benedikt. Gesundheitsministerin und Öffentlichkeit sind erzürnt.
Rom - Benedikt hatte gestern vor katholischen Apothekern, die an einem Weltkongress in Rom teilnahmen, deutliche Worte gewählt. Es sei nicht möglich, "das Gewissen zu betäuben", wenn es etwa um Medikationen gehe, die die Einnistung eines Embryos verhinderten oder ein Menschenleben beendeten, sagte das katholische Kirchenoberhaupt und sorgte damit in Italien für heftige Diskussionen.
Gesundheitsministerin Livia Turco betonte, dass per Rezept verschriebene Medikamente an die Patienten ohne Wenn und Aber verkauft werden müssten: "Sie dürfen nicht verweigert werden." Gleichzeitig wies Turco darauf hin, dass nur das Parlament für die Gesetze des Landes verantwortlich sei: "Wenn ein Kirchenoberhaupt Gesetze in Frage stellt, dann ist es meine Pflicht als Ministerin, an die unbestreitbare Souveränität des Parlamentes zu erinnern", erklärte sie. "Das Gesetz sieht keine Dienstverweigerung aus Gewissensgründen vor, und ich glaube, diese Norm ist sehr weise."
Auch der Präsident der italienischen Apotheker-Vereinigung sagte: "Wir respektieren zwar die Worte des Papstes, aber seine Forderung ist weder in Italien noch in einem anderen Land durchführbar."
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KATHOLISCHE KIRCHE
Bischöfe trampeln durch den Porzellanladen
Von "entarteter Kunst" spricht der Kölner Kardinal Meisner, der Sprecher des Augsburger Bischofs Mixa vergleicht Grüne und Nazis. Das sind nur zwei verbale Ausfälle von Vertretern der katholischen Kirche in der letzten Zeit. Die Bischöfe kommen so in die Nachrichten - und schaden dem Image ihrer Kirche.
„Ja das ist mein Pullermann, mit dem ich prima pullern kann. Da hängen noch zwei Kullern dran, in einem Beutelchen, oh Mann.“
Diese Verse gehören zu einem Kinderlied aus dem Theaterstück „Nase, Bauch und Po“ der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Vier Jahre lang konnte das Stück zur sexuellen Aufklärung von Kindergartenkindern in ganz Deutschland gezeigt werden – bis Heinz Josef Algermissen kam. Der Bischof von Fulda machte dem kindlichen Treiben ein Ende. Er untersagte den Kindergärten seiner Diözese den Besuch der Aufführung.
Neben Günter Grass, Martin Walser und Helmut Schmidt erregen kaum ältere Männer die Gemüter so wie die deutschen Bischöfe. Zurzeit fällt es wieder einmal besonders auf, dass sie sich zu fast allen gesellschaftlichen Themen zu Wort melden. Und während man das früher von ihnen auch erwartete, stören sich heute viele Gläubige daran, wie sie von den Hirten in der Öffentlichkeit vertreten werden. Mit den Lebenswelten der Menschen und den Problemen der Gemeinden setzten sich die Geistlichen dagegen zu wenig auseinander, so lautet die Kritik.
Lesen Sie hier den Beitrag aus WELT-Online vom 26.10.2007 zu Ende.
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TV-BEKENNTNIS ZUM SCHULSEIN
Vatikan suspendiert Mitglied der Kurie
Der Vatikan hat einen Kurienprälaten nach dessen Fernseh-Outing als Homosexueller vom Dienst freigestellt. Der Betroffene bestreitet jedoch, ein schwuler Priester zu sein. Er habe sich lediglich mit dem Problem der Homosexualität beschäftigen wollen und sei in eine Falle gelockt worden.
Rom - Die Geschichte hat alles, was nötig ist, um im katholischen Italien für reichlich Gesprächsstoff zu sorgen: einen Jungen, der über Chats Kontakt zu schwulen Priestern aufnimmt. Eine versteckte TV-Kamera, mit der die Würdenträger bei ihren Annäherungsversuchen gefilmt werden, und ein Mitglied der Kurie - also der Leitungsebene im Vatikan - das nun erklärt, ausgetrickst worden zu sein.
Der italienische Fernsehsender "La 7" hatte in seiner Sendung "Exit" einen Jungen dabei begleitet, wie er in Chats Homosexuelle kontaktiert - darunter auch Geistliche der Katholischen Kirche. Der Sender schickte den Jungen auch mit einer versteckten Kamera zu Treffen mit den Männern.
Lesen Sie hier den Beitrag aus SPIEGEL-Online vom 14.10.2007 zu Ende.
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FAMILIENPOLITIK
Papsttreue Katholiken jubeln für Eva Herman
In Fulda prangert die TV-Moderatorin beim konservativen Forum Deutscher Katholiken die Familienpolitik der großen Koalition an. Augsburgs Bischof Walter Mixa fordert Christen auf, nicht „lahm, lau und verspießt" zu sein. Beide stoßen auf große Unterstützung.
Es begann so harmonisch. Papst Benedikt XVI. schickte den Teilnehmern des Fuldaer Kongresses „Freude am Glauben", veranstaltet vom prononciert konservativen Forum Deutscher Katholiken, eine Grußbotschaft mit seinem Apostolischen Segen. Es grüßte selbst Kardinal Karl Lehmann, der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der in der Vergangenheit aus den Forums-Reihen wiederholt attackiert worden war.
Doch kurz darauf kam es zum Eklat. Der hessische Wirtschaftsminister Alois Rhiel (CDU) trat von seiner Schirmherrschaft zurück – aus Protest gegen die Mitwirkung der ehemaligen Fernsehmoderatorin Eva Herman, die nach mißverständlichen Äußerungen über die nationalsozialistische Familienpolitik vom NDR entlassen worden ist.
Lesen Sie hier den Beitrag aus WELT-Online vom 07.10.2007 zu Ende.
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RELIGION UND ARBEIT
Protestantische Länder haben höhere Erwerbsquote
Von Holger Dambeck
Der Glaube an Gott lässt die Wirtschaft florieren, so die These eines US-Ökonomen. Nun hat ein Forscher den Zusammenhang von Religion und Beschäftigungsrate untersucht. Das Ergebnis: In protestantischen Ländern stehen mehr Menschen in Lohn und Brot als in katholischen.
Der Kapitalismus verdankt seine Erfolgsgeschichte der Religion. Bereits 1904 stellte der Soziologe Max Weber diese These auf - in seinem Aufsatz "Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus". Demnach hat die asketisch-protestantische Auffassung von Arbeit, insbesondere der Calvinismus, das Aufblühen jenes Wirtschaftssystems erst ermöglicht, das sich heute praktisch auf der ganzen Welt durchgesetzt hat.
Webers durchaus umstrittene These vom Protestantismus, der ein Segen für das Kapital war, erfährt nun indirekt eine neue Bestätigung. Horst Feldmann, Ökonom von der britischen University of Bath, hat Arbeitsmarktstatistiken von immerhin 80 Staaten ausgewertet, darunter neben den westlichen Industriestaaten auch China, das vom hinduistischen Glauben dominierte Indien, katholische Länder Europas und Lateinamerikas sowie islamisch geprägte Staaten wie Marokko und die Türkei.
Lesen Sie hier den Beitrag aus SPIEGEL-Online vom 07.10.2007 zu Ende.
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KATHOLISCHE KIRCHE
Vatikan-Buch spricht Tempelritter frei
700 Jahre lang galten sie als Ketzer, jetzt schreibt der Vatikan selbst einen Teil seiner Geschichte um. Ein lange verschollenes Dokument, das jetzt veröffentlicht werden soll, belegt: Der Papst hat die Tempelritter schon 1314 vom Vorwurf der Gotteslästerei freigesprochen - und um Verzeihung gebeten.
Berlin - Sie haben unzählige Bestseller inspiriert und für Millionenerfolge in Hollywood gesorgt. Doch für die Katholische Kirche sind die Tempelritter seit dem 14. Jahrhundert nur eins: Ketzer. Sie sollen auf das Kreuz gespuckt und die Existenz von Jesus geleugnet haben - ihr Orden wurde darum 1314 von Papst Clemens V. brutal aufgelöst. Hunderte wurden gefoltert und getötet.
Diese historische Gewissheit wird nun von höchster Stelle erschüttert - durch ein Buch aus dem Vatikan. Das am 25. Oktober erscheinende Werk "Processus contra Templarios" basiere auf neuen Dokumenten aus dem Geheimarchiv des Vatikan und wasche die Tempelritter von allen Vorwürfen rein, berichtet der britische "Daily Telegraph".
Lesen Sie hier den Beitrag aus SPIEGEL-Online vom 06.10.2007 zu Ende.
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GESELLSCHAFT
Warum Strafe nötig ist
Jugendliche lassen sich mitunter erstaunlich wenig von Strafen abschrecken. Ihr Gehirn ist dafür noch nicht genügend entwickelt, vermuten Wissenschaftler
Für das Funktionieren menschlicher Gesellschaften sind soziale Normen - wie Fairness, Kooperation oder Ehrlichkeit und Vertrauen - von zentraler Bedeutung. Strafe ist dabei ein probates Mittel der Sanktion, wenn sich ein Mitglied der Gesellschaft nicht an die üblichen Normen hält.
Die meisten Menschen sind bereit, Normen einzuhalten, wenn dies die anderen ebenfalls tun. Daneben gibt es aber auch Menschen, die Normen nur einhalten, wenn sie durch Androhung einer Strafe von einer Normverletzung abgehalten werden.
Drohende Strafe ist nötig, damit der Mensch seine egoistischen Impulse unterdrückt, sagen der Ulmer Psychiater Manfred Spitzer und der Züricher Wirtschaftswissenschaftler Ernst Fehr. Sie haben mit Hilfe der funktionellen Magnetresonanztomographie (fMRT) untersucht, was sich im Gehirn der Menschen abspielt, wenn sie eine soziale Norm verletzen können, aber darauf gefasst sein müssen, dafür bestraft zu werden.
Lesen Sie hier den Beitrag aus NETZEITUNG vom 5.10.2007 zu Ende.
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ZWANGSEHE
"Ich denke, ich werde in die Hölle kommen"
Wenn muslimische Frauen gegen ihren Willen verheiratet werden, ist oft nicht die Religion der Grund, sondern die Familienehre. WELT ONLINE sprach mit einer Betroffenen. Die 20-jährige Shirin wurde zur Hochzeit gezwungen – mit einem Trick.
Als ihr Vater zum ersten Mal mit der Ehe drohte, hat Shirin* ihn nicht ernst genommen. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass er sie zur Heirat zwingen würde. Mit einem Fremden. Gegen ihren Willen. Sie glaubte, er wolle bloß den Druck erhöhen, damit sie mehr lerne. Sie wusste ja, wie wichtig ihm die Bildung seiner Kinder war.
"Mein Vater und ich hatten ein offenes Verhältnis", sagt Shirin in akzentfreiem Deutsch. Sie kam vor 20 Jahren in Hannover zur Welt, aber ihre schmale Gestalt lässt sie jünger wirken. Man sieht ihr nicht an, dass sie auf der Flucht ist. Ihre schwarzen Haare hat sie zu einem Knoten gebunden, die Augen mit Kajal umrahmt. Nur ihre leise Stimme verrät den Druck, unter dem sie steht, seit sie vor sechs Wochen von zu Hause fort ist: "Meine Brüder hatten immer Angst, dass mein Vater ausrastet, ich habe mir da nie Sorgen gemacht."
Lesen Sie hier den Beitrag aus WELT-Online vom 01.10.2007 zu Ende.
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