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Interviews

Aktuell Februar 2006

ASIEN

Chinas Christen hoffen auf Kardinal Zen

Peking verbittet sich jedoch Einflußnahme des Katholiken aus Hongkong

von Johnny Erling

Peking - Christen in der Volksrepublik haben landesweit mit stillen Dankgebeten die Berufung des Hongkonger Bischofs Joseph Zen Ze-kiuns zum Kardinal gefeiert. Viele Gläubige erhoffen sich von "unserem ersten chinesischen Kardinal" eine Aussöhnung in ihrer gespaltenen Kirche - der Rom-treuen Untergrundkirche und der offiziellen katholischen Staatskirche. Sie beten auch für ein Ende der Feindschaft zwischen Peking und dem Vatikan. Bereits 2005 hatte sich der Hongkonger Bischof optimistisch über eine Überwindung des Schismas geäußert. Zen sagte nun, daß er als Kardinal einen "formellen und konstruktiven Dialog" für eine Normalisierung der Beziehungen initiieren möchte. Chinas Internet durfte ihn unzensiert verbreiten.

Die Kirchenführung der staatstreuen "Katholischen Patriotischen Vereinigung" Chinas hält sich aber noch bedeckt. Bei den Pekinger Sonntagsmessen wurde die von Papst Benedikt XVI. angekündigte Berufung des 73jährigen Zen nicht angekündigt. Anthony Liu Bainian, Vizevorsitzender der staatlichen Kirche, sagte, daß er persönlich die Ernennung Zens begrüße. Einen offiziellen Glückwunsch oder eine formelle Einladung werde er aber erst aussprechen, "wenn wir wissen, was er als Kardinal tun wird. Die Ansichten dazu sind bei uns gespalten", sagte er in einem Gespräch mit der WELT.

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WAFFEN DES WESTEN

Reiter der Anti-Apokalypse

Norbert Bolz kritisiert die kulturkonservativen Verteidiger des Westens. Weltmarkt und Wissenschaft, Unterhaltung und Technik seien nach wie vor unsere stärksten Waffen

Unstrittig ist, daß die moderne Gesellschaft der Zukunft eine multikulturelle Weltgesellschaft sein wird. Doch ebenso unstrittig ist, daß es keine multikulturelle Gesellschaft mit Fanatikern geben kann. Sie konfrontieren uns mit der Paradoxie, daß die Toleranz gegenüber der Intoleranz intolerant sein muß. Konkreter gesprochen: Die Weltgesellschaft muß das Problem des Islamismus lösen. Doch wie könnte man die Muslime vor ihren eigenen Fanatikern schützen?

Es ist eine unverächtliche Trivialität, daß der Islam nicht als solcher fanatisch ist. In religionswissenschaftlichen Seminaren und kulturgeschichtlichen Erinnerungen erscheint er durchaus zu Recht als Inbegriff fortgeschrittener Kultur.

Doch darum geht es nicht. Unser Problem ist der Islam als religiöse Rationalisierung von Wut, Haß und Ressentiment. Es geht hier in erster Linie nicht um Kultur, sondern um wirtschaftliche, technische und wissenschaftliche Rückständigkeit. Es geht darum, daß die islamischen Länder seit Jahrhunderten nur eine einzige Wachstumsdynamik kennen - nämlich die demographische.

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RELIGION

Bedrohte Gemeinden

Christen in islamischen Ländern

von Gernot Facius

Brennende Gotteshäuser und Schulen, ermordete Gläubige - die Lage der Christen in mehrheitlich islamischen Ländern und Regionen ist seit den beiden Golfkriegen prekär; der bizarre Konflikt um die Mohammed-Karikaturen hat lediglich zu ihrer Verschärfung beigetragen. Die westliche Welt hat zu dieser Situation bedauerlicherweise lange geschwiegen. Das ist das eine. Das andere: Man sollte nicht mit unscharfen Begriffen hantieren, die falsche Vorstellungen provozieren und womöglich neue Fronten aufbauen.

Was momentan in Nigeria, Pakistan, Ägypten oder im Irak an Ungeheuerlichem gegenüber Christen geschieht, läßt sich nur unter Vorbehalt eine "Christenverfolgung" nennen. Eine Systematik, ein Verfolgungsbefehl von oben, ist nicht nachzuweisen. Dies anzumerken heißt nicht, die Vorgänge herunterzuspielen. Selbst der Vatikan spricht lieber von Bedrohung statt von Verfolgung; er möchte sein Vokabular sauberhalten.

Gewalttaten und Haßausbrüche gehen nicht von den jeweiligen Machthabern, sondern von radikalisierten Massen auf den Straßen aus. Ginge es nur um genuin religiöse Fragen, ließen sich die Konflikte vermutlich durch Vernunft und Einsicht unter den Religionsführern lösen. In den aktuellen Fällen vermischen sich aber religiöse, ethnische, kulturelle und wirtschaftliche Probleme zu einer teuflischen Melange. Neid auf die besser ausgebildeten und sozial bessergestellten Christen spielt eine Rolle.

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RELIGION

Christen in Nigeria drohen mit Vergeltungsangriffen

Ölkonzern beruft sich nach Terror auf Lieferklausel

Abuja - Im Norden Nigerias sind bei Zusammenstößen zwischen Moslems und Christen erneut mindestens 13 Personen getötet worden. Der Streit habe sich in der Stadt Bauchi entzündet, nachdem eine Lehrerin einer Schülerin das Koranlesen während des Unterrichts untersagt habe, berichteten nigerianische Medien. Vor allem jugendliche Moslems waren daraufhin mit Macheten bewaffnet durch die Stadt gezogen und setzten zwei Kirchen sowie mehrere Geschäfte christlicher Eigentümer in Brand. Über die Stadt wurde inzwischen eine nächtliche Ausgangssperre verhängt.

Die Ausschreitungen sind die dritten ihrer Art im überwiegend moslemischen Norden Nigerias innerhalb weniger Tage. Das Rote Kreuz befürchtet, daß es noch mehr Todesopfer geben wird.

Die Auseinandersetzungen, die auf die gesamte Stadt übergriffen, standen nicht in direktem Zusammenhang mit dem Gewaltausbruch vom Wochenende, bei dem es um die Mohammed-Karikaturen ging. Dabei waren am Wochenende in den Städten Maiduguri und Katsina mindestens 25 Menschen, vor allem Christen, getötet worden. Christliche Organisationen sprachen von mehr als 50 Toten. Nach einer von der Polizei aufgelösten Protestdemonstration gegen die Mohammed-Karikaturen hatten Moslems elf Kirchen und kirchliche Einrichtungen angegriffen.

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BERLIN

Großkundgebung des Türkentums

Türkische Nationalisten bereiten "Marsch auf Berlin" zu Ehren des Großwesirs Talat Pascha vor

von Mariam Lau

Berlin - "Nimm deine Fahne, komm nach Berlin" lautet die Parole, unter der eine Gruppe türkischer Nationalisten für den 18. März 2006 zu einer Großdemonstration zu Ehren des Großwesirs Talat Pascha in der Bundeshauptstadt aufgerufen hat. Talat Pascha gehörte zu den Drahtziehern des Völkermords an der armenischen Bevölkerung im Osmanischen Reich 1915/16. Vor 85 Jahren wurde er von einem armenischen Studenten in der Nähe des Berliner Steinplatzes erschossen. Die Demonstration, die von der Türkischen Gemeinde zu Berlin beantragt worden ist, führt mitten durch das Stadtzentrum und die Fasanenstraße, wo die Jüdische Gemeinde Berlins ihr Zentrum hat, zum Ernst-Reuter-Platz. Zwar ist kaum anzunehmen, daß tatsächlich, wie angekündigt, fünf Millionen Türken zum "Marsch auf Berlin" antreten werden. Aber im gegenwärtigen Klima, das noch von dem antisemitischen Film "Tal der Wölfe - Irak" angeheizt wird, werden auch kleinere Manifestationen des in der Türkei neuerdings strafrechtlich geschützten "Türkentums" bedeutsam. Es haben sich inzwischen einige Abgeordnete des türkischen Parlaments, auch solche aus der Regierungspartei AKP, angekündigt. Ein Bericht der türkischen Zeitung "Vatan", nach der Deutschlands Botschafter in Ankara, Wolf-Ruthart Born, bei der türkischen Regierung gegen die Demonstration protestiert habe, wird von der Botschaft dementiert. Was die Nationalisten besonders aufbringt, ist die Armenien-Resolution des Deutschen Bundestags und die Erwähnung des Völkermords in deutschen Schulbüchern. Sie berufen sich unter anderem auf den Islam-Experten Bernard Lewis. Unverhohlen drohte Dogu Perinçek, einer der Köpfe der Talat-Pascha-Bewegung, auf seiner gestrigen Pressekonferenz in einem kleinen Schöneberger Restaurant: "Ich warne die deutsche Öffentlichkeit. Wenn wir vernichtet werden, werdet auch ihr vernichtet." Hätte es die Resolution nicht gegeben und die Schulbücher "mit diesen Lügen", wäre auch keine Demonstration nötig.

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INTERNATIONAL

Wer gewinnt die islamische Diaspora?

Aus internationalen Zeitschriften: Im Karikaturenstreit geht es um die geistige Herrschaft über die Muslime in Europa

The Nation, 6. März Die Karikaturisten Art Spiegelman und Joe Sacco geben gemeinsam ein Interview zum Karikaturenstreit. Saccos erste Reaktion war: "Was für eine Bande von Idioten sind diese Dänen, daß sie solche Sachen drucken." Spiegelman hält sich eher bedeckt: "Wenn es ein Recht gibt, Karikaturen zu zeichnen, dann muß es auch ein Recht geben zu beleidigen. Wenn es kein Recht gibt, Karikaturen zu zeichnen, bin ich in großen Schwierigkeiten. Und ich glaube, Amerika auch."

The New Republic, 27. Februar Der Wirtschaftswissenschaftler und Nobelpreisträger Amartya Sen denkt in einem langen Essay darüber nach, welche Form der Multikulturalismus in Zukunft annehmen könnte. In vielen europäischen Ländern etabliere sich die Auffassung, Menschen seien definiert durch ihre Herkunft, ihre Religion und ihre Kultur. Diese angeborene, also nicht frei gewählte Identität wird für bedeutender gehalten als zum Beispiel politische Ausrichtung, Sprache oder Klasse. Für Sen ist das kein Multikulturalismus: "Die lautstarke Verteidigung des Multikulturalismus, die wir in diesen Tagen hören, ist oft nichts weiter als ein Plädoyer für pluralen Monokulturalismus. Wenn ein junges Mädchen aus einer konservativen Immigrantenfamilie mit einem englischen Jungen ausgehen will, ist das sicherlich eine multikulturelle Initiative. Im Gegensatz dazu ist der Versuch ihrer Eltern, sie davon abzuhalten kaum ein multikultureller Akt, denn es ist ein Versuch, die Kulturen getrennt zu halten. Und doch ist es das Verbot der Eltern, das von den Vertretern des Multikulturalismus mit der Begründung, es sei wichtig, traditionelle Kulturen zu respektieren, am lautesten verteidigt wird - als ob die kulturelle Freiheit einer jungen Frau überhaupt keine Bedeutung hätte, als ob die verschiedenen Kulturen in voneinander abgekapselten Schubladen bleiben sollten."

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GESELLSCHAFT

Sich rüsten für den Kampf der Kulturen

Es wundert nicht, daß der Beitrag, mit dem Botho Strauß dreizehn Jahre nach Veröffentlichung seines provozierenden Essays "Anschwellender Bocksgesang" nun erneut im "Spiegel" das Wort ergriffen hat, bislang eher kleinlaut zur Kenntnis genommen wurde. Die matten Repliken auf diesen Aufruf zu einer spirituellen Reconquista des Westens gegen die islamistische Herausforderung spiegeln die Sprachlosigkeit der Intellektuellen angesichts eines Karikaturenstreits, der gleichsam über Nacht das Religiöse und seine Herabwürdigung zum Thema gemacht hat.

Im "Bocksgesang" hatte Strauß 1993 vorausgesagt, es würden Konflikte heraufziehen, "die sich nicht mehr ökonomisch befrieden lassen". Sein damaliger "Spiegel"-Essay wurde angeregt durch Angriffe rechtsradikaler deutscher Jugendlicher auf Asylbewerberheime in Rostock und Mölln. Es räche sich nun, schrieb der Autor vor dreizehn Jahren, daß es versäumt worden sei, der Jugend jenseits von "Tabuverletzung" und "Emanzipation" identitätsstiftende Werte und Orientierungen vermittelt zu haben. Eine öffentliche Moral, welche "die Verhöhnung des Eros, die Verhöhnung des Soldaten, die Verhöhnung von Kirche, Tradition und Autorität" toleriere, dürfe sich nicht wundern, "wenn die Worte in der Not kein Gewicht mehr haben".

Strauß setzte seine Hoffnung auf einen tiefgreifenden Mentalitätswandel - um mehr als ein Jahrzehnt später konstatieren zu müssen, daß aus einer säkularen eine "geistlose" Gesellschaft geworden sei, die für den drohenden Kampf der Kulturen in keiner Weise gerüstet sei.

Lesen Sie hier den Beitrag aus WELT am SONNTAG vom 19.02.2006 zu Ende.

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ORDEN & KULTUR

Opus Dei fordert Fairness in «Sakrileg»

Das katholische Opus Dei hat die Produzenten der Filmfassung von «Sakrileg» dazu aufgefordert, es fair zu behandeln. Opus Dei ist besorgt, dass der Film ein verzerrtes Bild der Organisation verbreiten könnte.

Die katholische Priester- und Laienvereinigung «Opus Dei» hat die Produktionsgesellschaft von «Sakrileg» dazu aufgerufen, in dem Film die konservative Organisation fair zu behandeln. «Wir haben die Hoffnung, dass in der endgültigen Fassung des Films keine Andeutungen gemacht werden, die die Katholiken verletzen», hieß es in einer Mitteilung. Die Organisation sei besorgt, dass der Film ein verzerrtes Bild von Opus Dei verbreiten könnte, sagte ein Sprecher der Vereinigung am Mittwoch der Nachrichtenagentur dpa.

Lesen Sie hier den Beitrag aus der NETZEITUNG vom 16.02.2006 zu Ende.

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RELIGION & GLOBALISIERUNG

"Die meisten setzen auf harte Abgrenzung"

Der Münchner Moraltheologe Friedrich Wilhelm Graf über religiösen Globalisierungsdruck und die Unfähigkeit des Westens, ihn zu erkennen

von Wieland Freund

DIE WELT: Dem westlichen Beobachter erscheinen die Demonstrationen gegen die Mohammed-Karikaturen irrational. Welcher Logik folgen sie?

Friedrich Wilhelm Graf: Wir erleben keine Konfrontation zwischen dem Westen und dem Islam. Die Konflikte, die nun sichtbar geworden sind, sind immer auch Ausdruck interner Spannungen in den westlichen Gesellschaften selbst. Fanatisierte Religion kennen wir auch aus unserer eigenen Religionsgeschichte. Die muslimischen Protestler nun artikulieren schlicht ihre normativen Glaubensüberzeugungen, und in einer pluralistischen, medial vernetzten und insoweit globalen Kultur bedarf man nun einmal demonstrativer Selbstinszenierungen.

DIE WELT: Was sagt der Ethiker und Theologe, der Sie sind, zu den Karikaturen?

Graf: Menschen haben einen Anspruch darauf, daß man sensibel und respektvoll mit ihnen umgeht. Manche dieser Karikaturen, die ich nur von Ferne kenne, suggerieren ein allzu reduktionistisches Bild des Islam: der Islam als eine Religion, die sich unumgänglich in Gewalt und Terror äußert. Der Prophet war aber nicht gewalttätiger als viele Gestalten des Alten Testaments, der Hebräischen Bibel. In der Christentumsgeschichte haben wir in langen Auseinandersetzungen gelernt, Kunstfreiheit im Rahmen der Rechtsordnung zu akzeptieren, wir haben das Recht auf Glaubens- und Gewissensfreiheit erkämpft. Meine Strategie ist folgende:

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ISLAM

Morddrohungen gegen deutschen Karikaturisten

Proteste in Berlin - Gewalt in Teheran

Berlin - Die Wutwelle über angeblich gegen den Islam gerichtete Karikaturen hat Deutschland erreicht: Der Karikaturist Klaus Stuttmann ist wegen einer Zeichnung im Berliner "Tagesspiegel" Ziel von Morddrohungen geworden. Wie das Blatt am Dienstag berichtete, erregte eine Karikatur in der Freitagausgabe den Zorn zahlreicher Iraner und führte zu einem Protest der iranischen Botschaft. Stuttmann hatte iranische Fußballspieler mit Sprengstoffgürteln verfremdet und daneben vier Soldaten gestellt. "Ich wollte damit zeigen, wie absurd die Idee ist, die Bundeswehr bei der WM einzusetzen, nicht, daß die Iraner Terroristen sind", sagte Stuttmann. Der Staatsschutz nahm Ermittlungen auf.

Die Chefredaktion des Blattes erklärte, sie bedauere die Reaktionen, die sich nur "mit mangelnder Vertrautheit mit der innenpolitischen Debatte in Deutschland erklären" ließen. "Selbstverständlich wollten weder Herr Stuttmann noch der Tagesspiegel die Integrität der iranischen Fußballer in Frage stellen", schrieb das Blatt. Obwohl die Ausgabe bereits ab Donnerstagabend in Berlin habe gekauft werden können, seien die Protest-E-Mails erst am Samstagabend eingegangen, dann aber in großer Zahl, berichtete Redaktionsdirektor Gerd Appenzeller. Absender seien in der ganzen Welt auszumachen gewesen. "Ganz eindeutig haben die meisten Schreiber keine Ahnung von dem innenpolitischen Hintergrund der Karikatur, oder sie haben die Zeichnung möglicherweise selbst auch gar nicht oder nicht komplett gesehen." Man habe als einen der Verursacher der Protestwelle ein iranisches Fußballfan-Forum vermutet und geantwortet, und das habe erkennbar zur Beruhigung beigetragen.

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DEUTSCHLAND

Wenn Jesus mit Gott labert und brüllt: "Hör auf mit dem Mist!"

Aufregung um eine Bibel in Jugendsprache

Von aussen sieht das Buch aus wie eine übergroße Zigarettenschachtel. Sogar einen Warnhinweis gibt es: "Lesen kann radikale Nebenwirkungen haben." Rüdiger spürt nichts von Nebenwirkungen. Er liest sonst nicht viel und dieses Buch hält er zum ersten Mal in Händen. "Sieht cool aus", sagt er. Rüdiger, 21 Jahre alt, in den Ohren Silberringe, ist kein Typ Bücherwurm, erst recht nicht Bibelleser.

Jetzt blättert er mit Freunden in der "Volxbibel". Das ist eine radikale Übertragung der Bibel in die Welt und Sprache Jugendlicher: McDonald's kommt darin vor, Herbergen sind "Pennplätze" und Beten ist "mit Gott labern". Die "Volxbibel" ist unter Christen umstritten. Warum, das versteht Rüdiger nicht. "Endlich wird klar, worum es geht", sagt er.

Von solchen Reaktionen fühlt sich Martin Dreyer bestätigt. Die "Volxbibel" ist sein Projekt und an diesem Nachmittag hat er sie zum ersten Mal mit ins Jugendzentrum Köln-Sülz gebracht.

Lesen Sie hier den Beitrag aus WELT am SONNTAG vom 12.02.2006 zu Ende.

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DEUTSCHLAND

Türken-Forum der CDU fordert Kehrtwende bei Integrationspolitik

Düsseldorf - Einen "Paradigmenwechsel" bei der Integrationspolitik hat das Deutsch-Türkische Forum (DTF) der nordrhein-westfälischen CDU gefordert. Die bisherigen Integrationsbemühungen seien "weitgehend gescheitert", sagte der DTF-Vorsitzende Bülent Arslan (CDU) in Düsseldorf. Es gebe widerstreitende Erwartungen, zudem fehle ein "zusammenführender Patriotismusbegriff" zwischen Einheimischen und Migranten.

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MOSLEM IN DEUTSCHLAND

"Ausgegrenzt, zurückgestoßen, pauschal diffamiert"

Der Unternehmer Ihsan Öner lebt seit 30 Jahren in Deutschland - Er vermißt Respekt vor seiner Religion und hält die Integration für gescheitert

von Gisela Kirschstein

Mainz - Eigentlich müßte man Ihsan Öner zu den türkischen Mitbürgern zählen, die fest in Deutschland integriert sind: Vor 30 Jahren kam er nach Deutschland, studierte Bauingenieurwesen und gründete im Bauboom nach der Wende ein eigenes Unternehmen. Jahrelang engagierte er sich im Ausländerbeirat der Stadt Mainz, veranstaltete deutsch-türkische Freundschaftsfeste und ist bis heute Präsident des Verbandes türkisch-europäischer Unternehmervereine. Vor zwei Jahren dann wurde Ihsan Öner Deutscher, kandidierte im Kommunalwahlkampf für die CDU. Trotzdem sagt der 50jährige heute: "Wenn ich könnte, ich würde morgen ausreisen."

Der Frust sitzt tief bei Ihsan Öner, und neuerdings kommt auch noch Wut dazu. Öner fühlt sich ausgegrenzt, zurückgestoßen und pauschal diffamiert - durch den Fragebogen für einbürgerungswillige Moslems, durch die Diskussion um eine Deutschpflicht auf Schulhöfen. Überall in Europa seien solche Tendenzen zu beobachten, sagt er, der gesamte Kontinent "entwickelt sich in eine dunkle Ecke, ich fühle mich hier nicht mehr sicher". Was ihn richtig wütend macht, sind die Karikaturen des Propheten Mohammed. "Das ist ein Eingriff in meine Religion, man hat meine Würde angetastet."


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RELIGION

Witze dienen der Demut des Glaubens

Gastkommentar Karikierte Religionen

von Irshad Manji

Beim "World Economic Forum" in Davos zeigte man auf einer Veranstaltung über Amerikas religiöse Rechte eine Karikatur des Evangelikalen Pat Robertson. Das Publikum kicherte, darunter ein prominenter britischer Muslim. Dessen Lächeln gefror, als man einen Cartoon zeigte, der sich über muslimische Geistliche lustig machte.

Nun tobt ein Streit um Karikaturen des Propheten Mohammed. Arabische Eliten lieben solche Kontroversen: Durch sie läßt sich der Unmut über Ungerechtigkeiten im eigenen Land wunderbar in andere Bahnen lenken. Kein Wunder also, daß der libanesische Präsident Lahoud darauf besteht, sein Land könne "keinerlei Verletzung jeglicher Religion" dulden. Klingt großartig angesichts der Tatsache, daß die Regierungen Libanons seit den späten 70er Jahren "Al-Manar" lizensieren, einer der schlimmsten antisemitischen Fernsehsender der Welt. In den Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) ließ der Justizminister verlauten, die Karikaturen verkörperten "kulturellen Terrorismus und nicht Meinungsfreiheit". Dies aus einem Land, das seine Hauptstadt als "Las Vegas am Golf" andient und mir meine Website "muslim-refusenik.com" verbietet, weil sie "unvereinbar ist mit den moralischen Werten" der VAE. Wahrscheinlich sollte ich meine Website in ein Online-Casino verwandeln.


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GESELLSCHAFT & RELIGION

Der Kampf der Kulturen bricht offen aus

Mit dem Sturm der Botschaften in Damaskus erreicht der Konflikt zwischen dem Westen und dem Islam seinen Höhepunkt. Das Unverständnis auf beiden Seiten wächst

Von unserem Korrespondenten

Es war so, als ob die Prophezeiungen Samuel Huntingtons auf einmal tatsächlich Wirklichkeit werden sollten. Vor dem "Kampf der Kulturen" hatte der Professor in dem gleichnamigen Buch 1996 gewarnt. 2001 legte er im Gespräch mit der "Welt am Sonntag" noch einmal nach. Er erwartete, daß der Konflikt zwischen der muslimischen und der westlichen Welt "an vielen Fronten" ausgetragen werde: Politisch, diplomatisch, wirtschaftlich, militärisch, ideologisch. Ein "multidimensionaler Konflikt" stehe bevor, der "noch über viele Jahre andauern" werde.

Die Front, die am Samstag am sichtbarsten ist, ist die auf den Straßen des Nahen Ostens. In Syrien stürmen Hunderte die dänische Botschaft in Damaskus und setzen das Gebäude in Brand. Anschließend ziehen die Demonstranten auch vor die norwegische Botschaft. Doch während vor der diplomatischen Vertretung Dänemarks, die in einem Gebäudekomplex mit den Botschaften Schwedens und Chiles liegt, kaum Sicherheitskräfte zu sehen ist, stellen sich dieses Mal die Polizisten vor das Gebäude der Norweger. Die Demonstranten durchbrechen die Absperrungen, werfen Möbel und Akten aus dem Fenster, legen Feuer und versuchen, die anrückende Feuerwehr am Löschen zu hindern. Die Sicherheitskräfte setzen Tränengas ein.

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KARIKATURENSTREIT

Radikale Palästinenser entführten Deutschen

Ein Deutscher ist im Westjordanland von Palästinensern entführt und kurz darauf wieder befreit worden. Zuvor hatten militante Organisationen wegen der Mohammed- Karikaturen mit der Verschleppung von Europäern gedroht.

Der Konflikt um die Mohammed- Karikaturen hat sich am Donnerstagabend weiter verschärft. Zwei bewaffnete Palästinenser entführten im Westjordanland nach Angaben von Augenzeugen einen Deutschen aus einem Café in Nablus. Wie die palästinensische Polizei mitteilte, wurden die Kidnapper kurz darauf gestellt und der Mann befreit.

Lesen Sie hier den Beitrag aus NETZEITUNG vom 02.02.2006 zu Ende.

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DÄNEMARK

"Die haben gewonnen"

Die Proteste gegen die dänischen Mohammed-Karikaturen eskalieren. Die Entschuldigungen zeigen keine Wirkung. Die Arabische Liga fordert Sanktionen gegen Dänemark

von Boris Kalnoky

Es sollte als harmloser Test beginnen, ob sich dänische Karikaturisten eine Selbstzensur auflegen oder nicht - wenn sie mit dem Islam zu tun bekommen. Was sich daraus entwickelt, läßt den Chefredakteur der "Jyllands-Posten", Carsten Juste, heute erschauern. Nachdem, was er in den letzten Wochen erlebt hat, müsse er sagen: "Die haben gewonnen." Auch in der nächsten Generation würde es in Dänemark niemand wagen, den Propheten Mohammed abzubilden.

Die ganze moslemische Welt scheint auf den Beinen. Es wird demonstriert und agitiert, Strafen und die Abschaffung der Pressefreiheit im Westen werden gefordert, insofern sich diese Freiheit auf Kritik an den Religionen bezieht. Die Vereinten Nationen, so wollen es die Länder der Arabischen Liga, sollen Sanktionen verhängen gegen all diejenigen, die es wagen, über Gott Witze zu reißen. Blauhelme gegen Freidenker?

80 000 Frauen (!) demonstrierten in der Hauptstadt des kleinen Jemen gegen die Karikaturen. Das sind die Angaben der Polizei. Die Organisatoren sprachen sogar von 150 000 Demonstrantinnen. Mädchen verbrannten dänische Fahnen. "Eine Beleidigung unseres Propheten ist eine Beleidigung für uns", skandierten sie und: "Unterstützt den Islam durch den Boykott dänischer Produkte".


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STREIT UM MOHAMMED-KARIKATUREN

Einen bedrohen, eine Million einschüchtern

Dänemark versucht verzweifelt den Streit um die Mohammed-Karikaturen in der "Jyllands-Posten" beizulegen. Das Blatt hat sich inzwischen bei den Muslimen entschuldigt - unnötigerweise. Der Fall ist ein Beispiel dafür, wie eine demokratische Öffentlichkeit vor einer totalitären Gesinnung kneift.

Von Henryk M. Broder

Man redet in der Bundesrepublik und im freien Europa gerne von der Notwendigkeit, aus der Geschichte zu lernen, den Anfängen zu wehren und für eine wehrhafte Demokratie einzutreten. So sind sechzig Jahre nach dem Ende der Nazi-Herrschaft alle fest entschlossen, eine neue Machtergreifung der NSDAP zu verhindern.


Lesen Sie hier den Beitrag aus SPIEGEL Online vom 31.01.2006 zu Ende.

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