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Interviews

Aktuell Juli 2005

BENEDIKTS ERSTE 100 TAGE

Nummer 16 schweigt

"Wir sind Papst" - Die Euphorie in Deutschland war groß, als in Rom vor 100 Tagen ein Landsmann den Stuhl Petri bestieg. Obwohl sich seither inhaltlich in der Kirche nichts bewegt hat, sind viele in Joseph Ratzingers Heimat immer noch optimistisch. Für andere dagegen ist Benedikt XVI. nicht mehr als eine Nummer.

Von Dominik Baur

Hamburg - "Annuntio vobis gaudium magnum; habemus papam." Als Kardinal Eduardo Martinez Somalo dem Kirchenvolk am Abend des 19. April von der Loggia des Petersdoms die frohe Nachricht verkündet, sitzt Bernd Jochen Hilberath wie Millionen andere vor dem Fernseher. "Eminentissimum ac reverendissimum dominum, dominum Iosephum..." Weiter muss Somalo nicht sprechen, die Menschen wissen genau, wer gemeint ist: Joseph Ratzinger, bislang Chef der Glaubenskongregation, ist neuer Papst.


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RUßLAND

Nur die Werbung unterbricht den Erlöser

Von heute an propagiert in Rußland ein neuer Fernsehsender die Orthodoxie - Programm soll vor Einflüssen des Westens warnen

von Manfred Quiring

Moskau - Die geistig-moralische Aufrüstung im nationalpatriotischen Geist gewinnt neue Dimensionen in Rußland. Nach der Auslandspropaganda (Russia Today TV), der Armee und der Idee von der russisch-weißrussischen Union bekommt nun auch die orthodoxe Religion ihren eigenen Fernsehsender. Spas (der Erlöser) heißt der neue Kanal, der heute den Sendebetrieb aufnehmen wird.

16 Stunden täglich wird der angeblich privatfinanzierte Sender dem russischen Zuschauer Erbauliches anbieten. 40 Prozent der Sendezeit sind religiös-orthodoxen Themen gewidmet, in der verbleibenden Zeit werden Dokumentationen, Bildungssendungen und Talkshows über Fragen gesendet, die die Macher von Erlöser-TV für gesellschaftlich relevant halten, erläuterte Chefredakteur Iwan Demidow bei der Präsentation des Senders am Dienstag in Moskau.


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ISLAM & KORAN

War London Gottes Wille?

Wenn sich Attentäter mit dem Koran rechtfertigen können, stimmt etwas mit dem Buch nicht

von Irshad Manji

Die neueste Welle des Terrors, speziell die Anschläge in London, hat etwas Gutes bewirkt. Selten habe ich so viele Moslems so eindeutig gegen den Terror Stellung nehmen hören, der in unserem Namen begangen wird, wie bei meinem Besuch in London vor ein paar Tagen. Endlich wachen wir auf.

Nur in einer Frage bleiben die Ohren taub: Welche Rolle spielt denn nun eigentlich die Religion bei diesen Verbrechen? Der Moslemische Rat Großbritanniens besteht vehement darauf, der Islam habe nichts mit den Londoner Anschlägen zu tun. Er nennt andere Motive - "Segregation" beispielsweise oder "Entfremdung". Ich bestreite zwar nicht, daß ein Außenseiterleben labile Jungen empfänglich machen kann für radikale Botschaften. Aber ein bißchen mehr gehört doch wohl dazu, sich in die Luft zu jagen. Eine weltliche Gesellschaft hat da nichts Entsprechendes anzubieten. Wer entwickelt schon tödliche Leidenschaften, wenn es um Bafög oder Aushilfsjobs geht?


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PAPST BENEDIKT XVI.

Israel fühlt sich vom Papst missachtet

Die israelische Regierung ist verärgert über den Papst. Der hatte in seinem Sonntag-Segen von den Terroranschlägen in Ägypten und London gesprochen, nicht aber von Anschlägen auf Israelis.

Die jüngsten Terroranschläge in Scharm el Scheich und London richten sich nach Ansicht von Papst Benedikt XVI. nicht direkt gegen das Christentum. Die Attentäter hätten aus einer allgemeineren Absicht heraus gehandelt, sagte das Oberhaupt der katholischen Kirche am Montag in seinem Urlaubsort Les Combes in den italienischen Alpen.

Für die Bombenattacken werden islamistische Extremisten verantwortlich gemacht. Der Islam habe sicher «Elemente, die den Frieden befürworten», aber auch andere, sagte der Papst.


Lesen Sie hier den Beitrag aus NETZEITUNG vom 25.07.2005 zu Ende.

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ÖKUMENE

Falsche Kompromisse schaden der Ökumene

100 Tage Pontifikat: Der evangelische Theologe Eberhard Jüngel erklärt, was Protestanten von Benedikt XVI. erwarten können

DIE WELT: Sie kennen wie kaum ein anderer evangelischer Theologe den neuen Papst. Erhoffen Sie sich von ihm frischen Wind für das ökumenische Gespräch?

Eberhard Jüngel: Bitte keine Übertreibungen! Ich kenne ihn keineswegs gut genug, um als sein Prophet auftreten oder, um es römischer zu formulieren, in die Rolle eines Vicarius Papae schlüpfen zu können. Ich weiß allerdings, daß Benedikt XVI. die Wiedergewinnung der sichtbaren Einheit aller Christen zu einer seiner Hauptaufgaben erklärt hat. Das muß man ernst nehmen. Daran wird sein Pontifikat auch gemessen werden. Wobei klar sein muß, daß diese sichtbare Einheit nicht als "Anschluß an Rom" verstanden werden kann. Einer solchen "Anschluß-Ökumene" hat Joseph Ratzinger auch nie das Wort geredet. Und wenn die Voraussetzung eines frischen Windes für das ökumenische Gespräch die intellektuelle Wachheit eines theologischen Kopfes ist, dann darf mit einiger Bestimmtheit gesagt werden, daß diese Voraussetzung bei Benedikt XVI. gegeben ist.

DIE WELT: Aber hat nicht die Orthodoxie einen Vorrang im ökumenischen Bemühen von Benedikt XVI.?

Jüngel: Das war auch schon bei seinem Vorgänger zu erkennen. Doch sind die Schwierigkeiten zwischen Rom und der Orthodoxie genau so groß wie mit den reformatorischen Kirchen. Der jetzige Papst unterscheidet sich von Johannes Paul II. aber dadurch, daß er aus dem Land der Reformation kommt. Schon deshalb ist es ihm nicht gleichgültig, wie sich das Verhältnis mit den Kirchen der Reformation gestaltet. Ich weiß, wie hoch er das gemeinsame augustinische Erbe schätzt, so daß auf dieser Ebene durchaus Verständigungsmöglichkeiten bestehen.

DIE WELT: Ein katholischer Theologe meinte, früher seien Protestanten wegen der Positionen von Papst Johannes Paul II. aus ihrer Kirche ausgetreten, heute bejubelten sie am lautesten den Papst. Fühlen sich protestantische Kirchenführer im Windschatten der Papstkirche sehr wohl?


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DEUTSCHLAND

Der Papst trifft Schröder und Merkel

Benedikt XVI. kommt mitten im Wahlkampf zum Weltjugendtag nach Köln - Besuchs-Programm steht jetzt fest

von Torsten Thissen

Köln - "Wir können dem neuen Papst einiges zumuten, und er will sich auch einiges zumuten", sagte der Sprecher des Weltjugendtagbüros, Matthias Kopp, bei der Vorstellung des Programms für die erste Auslandsreise von Papst Benedikt XVI. nach Köln. Und Kopp meinte mit seiner Anspielung nicht die vorgesehenen Treffen des Papstes mit Deutschlands führenden Politikern mitten im Bundestagswahlkampf, sondern daß die Planungen mit dem verstorbenen Papst Johannes Paul II. ein deutlich kürzeres Programm vorsahen.

Vier Tage lang, von Donnerstag, dem 18. August, bis Sonntag, dem 21. August, wird Benedikt XVI. in
Deutschland sein. Und sein Terminkalender ist vollgepackt.

Neben dem "Höflichkeitsbesuch" bei Bundespräsident Horst Köhler am Freitag stehen am Samstag Treffen mit Bundestagspräsident Wolfgang Thierse (SPD), Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD), NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) und der Kanzlerkandidatin der Union, Angela Merkel, auf dem Besuchsprogramm. Am Rande des Weltjugendtags (WJT) wird der Papst zudem deutschen Juden, Protestanten und Orthodoxen begegnen.


Lesen Sie hier den Beitrag aus WELT vom 22.07.2005 zu Ende.

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ISLAM

Verheißung und Süße des Todes

von Heimo Schwilk

Die vier jungen Menschen mit Rucksäcken, die britische Fahnder auf den Filmen der Londoner Überwachungskameras entdeckten, geben Rätsel auf. Plaudernd, bisweilen lachend, traten sie die Fahrt in den eigenen Tod an. "Mitten im Leben sind wir vom Tod umfangen", heißt es in einem protestantischen Kirchenlied. Dieses Memento mori, der allgegenwärtige Gedanke an die Verheißung und Süße des Todes und die Nichtigkeit des Diesseits, ist auch der Kern der islamischen Mystik des Heiligen Krieges.

Im sogenannten "Schwertvers" des Korans werden die Muslime aufgefordert, die "Götzendiener", also die Nichtgläubigen, zu "schlagen, wo ihr sie trefft". Als ebenso radikal erweist sich das Alte Testament, in dem sogar häufig genozidale Formeln wie "Ausrottung" und "Vernichtung" für den Kampf gegen die "Heiden" gebraucht werden. Im Mittelalter lieferten Päpste und Kirchenlehrer das notwendige geistige "Rüstzeug" für Kreuzzüge und "Schwertmissionen" rund um den Globus.


Lesen Sie hier den Beitrag aus der WELT am SONNTAG vom 17.07.2005 zu Ende.

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DEUTSCHLAND

Hört auf, uns Muslimen die Euro-Predigt zu halten!

Bassam Tibi gilt als Schöpfer des Begriffs "europäische Leitkultur". Doch der Islam-Kritiker findet die Islam-Kritik vieler Europäer oberflächlich und selbstgerecht

von Bassam Tibi

Es ist eine traurige Tatsache, daß der Dschihad-Terrorismus im Westen bisher nur durch die Nutzung der Islam-Diaspora in Europa möglich war. Dennoch sind die Ursachen hierfür nicht allein bei den Muslimen zu suchen. Selbst liberalen und demokratisch gesinnten Muslimen - ja selbst mir als Vertreter einer europäischen Leitkultur - geht es inzwischen auf die Nerven, unentwegt gepredigt zu bekommen, wie wir uns an die Aufklärung anzupassen hätten, die unserer islamischen Kultur fremd sein soll.

Die "Welt am Sonntag" macht hier leider keine Ausnahme. So waren letzte Woche solche Predigten im Leitartikel von Günther Lachmann und in einem Interview mit seinem christlichen Gesprächspartner Gilles Kepel zu lesen. Beide haben nur auf der Seite der Muslime die Ursachen für die dschihadistische Gewalt in Europa gesucht und somit die Muslime allein für den Terror verantwortlich gemacht.


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ISLAM

Ist Demokratie Sünde?

Iraks Sunniten debattieren, ob sie ihren Boykott in der Politik aufgeben sollen

von Boris Kalnoky

Istanbul - Genau einen Monat hat die neue irakische Regierung noch Zeit, um eine Verfassung zu schreiben. Damit diese dann auch in einem Referendum im Herbst akzeptiert wird, ist eine aktive Beteiligung der Sunniten erforderlich, und entsprechend einigte man sich nach langem Tauziehen, 15 Vertreter der sunnitischen Minderheit in die Ausarbeitung der Verfassung einzubinden, obwohl die Minderheit wegen ihres Wahlboykotts im Parlament kaum vertreten ist.

Seither wird im berüchtigten sunnitischen Dreieck debattiert: Soll man nun am politischen Prozeß teilnehmen, oder den Widerstand unterstützen, oder beides, oder keines von beiden? Die Befürworter von Gesprächen haben in den letzten Wochen Aufwind erhalten. Adnan al-Dulaimi, Sprecher der Generalkonferenz für Sunniten im Irak, fordert ein Fatwah sunnitischer Geistlicher, die Teilnahme am Verfassungsreferendum und an den nächsten Wahlen gutzuheißen. Scheich Abdul Dschabbar Qadri, Prediger der sunnitischen Fattah-Moschee in Beidschi, nennt den Wahlboykott vom vergangenen Januar in seinen Freitagspredigten einen "Fehler". Er fordert die Gläubigen auf, der Gewalt abzuschwören und statt dessen wählen zu gehen. Ebenfalls in Beidschi will Laith al-Sumaidei, der eine kleine Medienfirma leitet, Poster drucken lassen, um seine Landsleute zur Teilnahme an den nächsten Wahlen zu ermutigen. In Samarra bereitet eine der wichtigsten sunnitischen Gruppen, die Islamische Partei, derweil Flugblätter mit dem Slogan vor: "Gemeinsam zu den Wahlen".


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ISLAM & EUROPA

Wie Toleranz sich rächt

von Thomas Kielinger

Der Rubikon ist überschritten: Der islamistische Terror hat zu seiner äußersten Waffe gegriffen - zum ersten Selbstmordattentat auf europäischem Boden, und das viermal. London ist ein Fanal dafür, was uns allen droht, wenn unser Aufwachen nicht zur neuen Schärfung des Bewußtseins führt und zur dringenden Überprüfung des Sicherheitsnetzes, der Voraussetzung einer zuversichtlichen Gesellschaft. Diese Zuversicht ist jetzt verflogen, und in das Vakuum stoßen allerlei dubiose Profiteure.

Gerade die Briten sehen das sehr scharf: Sie wollen sich die multi-ethnische Natur ihrer Gesellschaft, diese Mutprobe der Moderne, nicht rauben lassen durch Giftparolen, die mit Kollektivschuldzuweisungen an die moslemischen Mitbürger die Chancen der soziologischen Harmonie vollends vereiteln möchten.


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KONFUZIANISMUS

Auf Augenhöhe mit dem Westen

Der Konfuzianismus verleiht China und seinen Nachbarn eine Stärke, die wir akzeptieren müssen

 

Seit der industriellen Revolution dominiert der Westen die Welt. Heute aber scheint diese Dominanz bedroht durch die ostasiatischen Erben des Konfuzianismus. Diese Ideologie des staatlichen Zusammenhalts war für den Aufstieg der ostasiatischen Volkswirtschaften genauso wichtig wie das Zusammentreffen des Protestantismus mit dem Kapitalismus für den Westen. Auch in der säkularen Gegenwart dienen jene Lehren den meisten Ostasiaten als innerer Kompaß, so wie biblische Ermahnungen weiterhin Normen für den Westen sind.

Die Grundaussage des Konfuzianismus hat sich nur wenig verändert, seit Konfuzius' Schüler seine Aphorismen eine Generation vor Sokrates aufzeichneten: Eine Regierung ist gerechtfertigt durch eine mildtätige Bürokratie unter einem tugendhaften Herrscher. Tugendhaftigkeit gewährleistet die Harmonie zwischen Mensch und Natur sowie den Gehorsam in einer geschichteten Gesellschaft. Ein konfuzianischer Klassiker formuliert es so: Verfügt der Herrscher über Tugend, wird er das Volk bekommen. Verfügt er über das Volk, wird er das Territorium bekommen. Verfügt er über das Territorium, wird er seinen Reichtum bekommen. Verfügt er über Reichtum, wird er Mittel für Ausgaben bekommen. Tugend ist die Wurzel, Reichtum das Ergebnis.


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DALAI LAMA

Weiser, Clown und Charmeur

Manchmal träumt er von Frauen, vor großen Entscheidungen befragt er Orakel, und wenn er auf seinen Koffer warten muß, wird er wütend. Unser Autor hat den Dalai Lama im indischen Exil besucht und den Mönch, der heute 70 wird, von einer anderen Seite kennengelernt

von Christian Schmidt

Da unten in seiner Residenz sitzt er. Und wir warten. Seit zehn Tagen. Das kanadische Fernsehen hat resigniert und ist abgereist, das polnische verzweifelt: Seine Heiligkeit, der 14. Dalai Lama, hat sich zur Meditation zurückgezogen. Für unbestimmte Zeit. Es nützt nichts, daß der Fotograf Manuel Bauer, mit dem ich hier bin, den Privatsekretär des Dalai Lama jeden Abend auf seinem Heimweg abfängt und drängt. Der Dalai Lama meditiert für eine bessere Welt, und da muß die Realität mit so lächerlichen Anliegen wie Publikationsterminen hinten anstehen. Also warten wir weiter, teilen auf dem Hotelbalkon die Mangos mit Affen und beobachten die Welt da draußen - unter uns im Privatwäldchen auf einem Hügel die Residenz und die verschachtelten Häuserzeilen des Bergdorfes Dharamsala, im Rücken die weißen Ausläufer des Himalaja, am Himmel kreisende Adler: Nur hundert Kilometer Luftlinie sind es von hier bis zur tibetischen Grenze.

So nah, so fern. Seit 1959 lebt der Dalai Lama in Nordindien im Exil und profiliert sich als Handlungsreisender in Sachen Frieden. Dabei verblüfft er die Welt immer wieder. Nicht nur, weil er 60 000 Menschen allein unterhalten kann, Buddha verschmitzt als seinen "Boss" bezeichnet und sich in einer, nach westlicher Perspektive, geradezu masochistischen Weise mit dem Leiden anderer Menschen beschäftigt: Nichts ist ihm wichtiger als tief empfundenes Mitgefühl mit den Unglücklichen.


Lesen Sie hier den Beitrag aus WELT vom 06.07.2005 zu Ende.

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DEUTSCHLAND

Kardinal Meisner nennt Ratzinger-Wahl ein Wunder

Köln - Für den Kölner Kardinal Joachim Meisner war die Wahl von Joseph Ratzinger zum Papst Benedikt XVI. "ein Wunder", an dem der gestorbene Johannes Paul II. seinen Anteil habe. Durch seine Fürsprache bei Gott habe er die Wahl beim Konklave beeinflußt, sagte Meisner gegenüber Journalisten. "Wenn ein Heiliger im Himmel ist, dann ist sein Wirkungsradius viel größer als vorher." Mit Ratzinger als Papst sei "die Kontinuität am vollkommensten".

Er werde dieses Wunder aber nicht der Kongregation für den Seligsprechungsprozeß von Johannes Paul II. melden, sagte Meisner: "Das ist natürlich in einem Seligsprechungsverfahren nicht verifizierbar, aber für mich steht es felsenfest."


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ROM

Hier ruht Paulus

Unter den Fundamenten von San Paolo fuori le Mura in Rom wurde das Grab des Apostels gefunden

von Paul Badde

Die Entdeckung eines neuen Pharaonengrabes könnte für das abendländische Europa nicht bedeutsamer sein. Doch Giorgio Filippi sagt: "Ich bin nicht neugierig." Er hat den Sarkophag mit den Gebeinen des heiligen Apostels Paulus in Rom wieder entdeckt, identifiziert und teilweise freigelegt. "Ich bin fertig", sagt er, "ich habe meine Arbeit getan. Andere müssen entscheiden, was jetzt weiter zu geschehen hat; das kann ich meinem Arbeitgeber nicht vorschreiben." Der Arbeitgeber des vatikanischen Archäologen ist Papst Benedikt XVI., der bis jetzt womöglich gar nicht weiß, welch sensationelle Entdeckung Filippi in der Basilika San Paolo fuori le Mura gemacht hat.

Nach Filippis Vorarbeiten versperrt nur noch ein Pfropfen aus antikem Mörtel den Zugang ins Innere vom Sarkophag des Apostels. Groß wie ein Daumennagel ist die Öffnung, durch die eine endoskopische Kamera morgen schon höchst präzise Bilder zu Tage fördern könnte. Der Pfropfen verstopft im Deckel des steinernen Sarges den Boden eines dort eingelassenen Trichters, den der Archäologe schon bis auf diesen Grund hin leer gesaugt hat. Vielleicht findet sich noch ein durchgetrennter Halswirbel in dem Sarkophag, vielleicht auch nicht. Der gelassene Gelehrte hat jedenfalls wahrhaftig das Grab des früheren Musterschülers von Rabbi Gamaliel wieder entdeckt, eines wütenden Verfolgers der jungen Christenheit aus Tarsus, der schließlich zusammen mit Petrus aus Galiläa die Kirche Roms begründet hat. Doch dieser unversehrte Sarkophag ist unvergleichlich zu Petrus' Überresten, die man vor 60 Jahren im Vatikan fand.


Lesen Sie hier den Beitrag aus WELT vom 01.07.2005 zu Ende.

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