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Interviews

Aktuell April 2005

LETZTER REDE

Europa ohne Gott

Triumphiert die Wissenschaft? Ratzingers letzte Rede vor der Papstwahl

von Kardinal Joseph Ratzinger

Seinen letzten Vortrag vor dem Beginn des Konklave hat der damalige Kardinal Joseph Ratzinger in Subiaco bei Rom gehalten. Darin spricht er von der Gefahr eines politischen Moralismus. In einem Abschnitt beschreibt er den Kampf, der in Europa zwischen einer wissenschaftlichen Geisteshaltung und dem Glauben an Gott ausgetragen werde. Wir dokumentieren die entsprechende Passage.

Der Blick auf den politischen Moralismus führt uns dazu, über die gegenwärtige Lage des Christentums und die Grundlagen Europas nachzudenken. Europa war der christliche Kontinent, jedoch zugleich auch der Ausgangspunkt einer neuen wissenschaftlichen Geisteshaltung, die uns mit großen Möglichkeiten aber auch mit großen Bedrohungen konfrontiert.

Das Christentum ist nicht von Europa ausgegangen. Die Religion des europäischen Kulturraumes kann darum auch nicht als europäische Religion betrachtet werden.

Aber in Europa hat das Christentum seine wirksamste kulturelle und intellektuelle Prägung erhalten. Darum bleibt es auf besondere Weise mit Europa verbunden.


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ABRAHAM

Der Vater eines großen Volkes

Er kam aus der Familie eines Götzendieners, deutete die Sterne und wollte seinen Sohn Isaak töten - Abraham, Urahn des Judentums. Dritter Teil der Serie über die großen Religionsstifter

von Hannes Stein

Ein alter Mann und ein Junge gehen gemeinsam einen Berg hinauf. Sie schwitzen, sie stolpern. Der Junge hat Holzscheite auf den Rücken gebunden, der Alte trägt eine glimmende Fackel und ein langes Messer in der Hand. "Vater!" sagt der Junge plötzlich. "Ich sehe hier das Feuer und das Holz. Aber wo ist denn das Lämmchen, das wir Gott zum Opfer bringen sollen?" Der Alte schweigt. Ist es die Gluthitze des Orients, die ihm die Kehle ausdörrt? Schließlich sagt er mit rauher Stimme: "Im richtigen Moment wird Gott uns das Lamm schon senden, mein Sohn."

Abraham lügt Isaak an. Er weiß genau, ein solches Lamm wird sich nicht blicken lassen. Drei Tage zuvor hatte Gott ihm ja selbst befohlen, als er noch im Halbschlaf lag: "Nimm deinen Sohn, deinen einzigen Sohn, den du liebhast, den Isaak, und bringe ihn mir zum Opfer auf dem Berg Morija, den ich dir zeigen werde." Ohne zu murren, ohne ein Wort der Diskussion war Abraham aufgestanden. Zwei Knechte hatte er mitgenommen und seinen Esel gesattelt. Jetzt warten die beiden mit dem Tier am Fuß des Hügels. Ganz allein geht Abraham mit Isaak diesen allerletzten Weg. Ist er verzweifelt? Hadert er im stillen mit Gott, ist er stumpf vor Demut? Und was ist mit Isaak? Ahnt er, was ihm dort oben auf dem Gipfel blüht? Nicht mehr lange, dann wird sein Vater ihn vor dem Holzstoß niederknien lassen. Mit seiner schweren Männerhand wird er ihm die Augen verschließen, dann wird er ihm das Messer mit einem scharfen Ruck in die weiche Kehle stoßen.


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BENEDIKT XVI.

Papst schiebt religiösen Buchmarkt an

Frankfurt/Main (dpa) - Der Tod des alten und die Inthronisierung des neuen Papstes haben dem Buchmarkt in Deutschland einen kräftigen Schub verliehen. Die Verlage kommen mit dem Druck der alten Bücher von Joseph Ratzinger gar nicht nach.

Und in dieser Woche soll bereits die erste Biografie über Benedikt XVI. in die Läden kommen. Es ist jedoch nicht allein der Papst-Rummel, von dem der religiöse Buchmarkt profitiert. «Wir beobachten eine zunehmende Suche nach Sinn und Werten nach Jahren der Säkularisierung», sagt der Geschäftsführer der Augsburger Verlagsgruppe Weltbild, Carel Halff.

Der den katholischen Diözesen gehörende Medienkonzern, mit knapp 1,3 Milliarden Euro Umsatz Deutschlands größter Händler für populäre Bücher, verkauft derzeit im religiösen Segment etwa doppelt so viele Bände wie noch vor zwei Jahren. Zusammen mit der «Bild»-Zeitung hat der Verlag im vergangenen November 250 000 «Volksbibeln» unter die Deutschen gebracht. Allein im Internet-Geschäft ist der Weltbild-Umsatz mit religiösen Büchern im ersten Quartal 2005 im Vergleich zum Vorjahresquartal um fast ein Drittel gestiegen.


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PAPST BENEDIKT XVI.

Die Schönheit des Glaubens leben

Ordnung und Tradition prägten seine Kindheit. Als Student wollte er Reformen, als Glaubenshüter wurde Joseph Ratzinger zum Papst gewählt. Eine Annäherung

von Heimo Schwilk

Der Gegensatz könnte nicht größer sein: Hier der schmächtige, scheue Intellektuelle aus Deutschland, dort der weltgewandte Kraftmensch aus Polen. Für den Schüler Joseph Ratzinger waren die Sportstunden, wie er in seinen Erinnerungen schreibt, "eine wahre Folter", Karol Wojtyla liebte das Skifahren, das Fußballspiel, Wandern und Rudern.

Der neue Papst ist ein anderer Papst als Johannes Paul II., ein reinblütiger Homme de lettres, dem das Odium der Stubengelehrsamkeit anhaftet. Alles Schauspielerhafte, großartig Inszenierte ist ihm fremd, sogar bei den Hochämtern, die er zelebriert, wirkt der Mann mit dem schlohweißen Haar und dem scheuen Blick wie ein Meßdiener, den eine überraschende Regie nach vorne geschoben hat.

Aber es gibt auch die andere, die kampfeslustige, streitbare und mit spitzer Überrumplungslogik ausgestattete Seite von Joseph Ratzinger, die von seinen Gegnern respektiert, aber auch gefürchtet wird. Hans Küng, mit ihm in seiner Tübinger Zeit sogar freundschaftlich verbunden, bekam diese Geradlinigkeit im Denken des bayerischen Dogmatikers zu spüren, als er den Unfehlbarkeitsanspruch des Papstes in Frage stellte. Ihm und einer Reihe anderer Theologen ließ er die Lehrerlaubnis entziehen oder ihre Werke verbieten.


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GESELLSCHAFT

Sind Katholiken überlegen?

Rüttgers sorgt mit Äußerung für Wirbel - 100 000 Deutsche pilgern nach Rom

Rom/Berlin - Vier Wochen vor der Landtagswahl hat der CDU-Spitzenkandidat in Nordrhein-Westfalen, Jürgen Rüttgers, mit umstrittenen Äußerungen zu Katholizismus und zur besonderen Bedeutung des Christentums heftigen Wirbel ausgelöst.

Die CDU im Düsseldorfer Landtag dementierte zwar Angaben des Nachrichtensenders N24, Rüttgers habe in einer Talk-Show die katholische Kirche als überlegen gegenüber anderen Religionen bezeichnet. Statt dessen habe Rüttgers seine Äußerung nicht auf die katholische Kirche, sondern "eindeutig auf das christliche Menschenbild" insgesamt bezogen.

Rüttgers hatte in der N24-Sendung "Studio Friedman" in Berlin gesagt, als Katholik "glaube ich, daß unser christliches Menschenbild das richtige ist und nicht vergleichbar ist mit Menschenbildern, die es anderswo auf der Welt gibt". Auf die Frage nach der etwaigen Überlegenheit der katholischen Kirche und ihres Menschenbildes, sagte Rüttgers laut Interviewtext: "Ich glaube, daß es das Richtige ist, wenn Sie wollen auch überlegen." Dies bedeute für einen Protestanten, einen Juden oder Moslem, daß er von seiner Religion "genauso überzeugt sein kann und man auf der Basis anfängt, miteinander zu reden", sagte Rüttgers.


Lesen Sie hier den Beitrag aus WELT vom 23.04.2005 zu Ende.

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PAPST BENEDIKT XVI.

«Jesus bleibt, Gott sei Dank, eine Referenz»

Wie denkt der neue Papst? Joseph Ratzinger zur Essenz des Christentums, zur Dekadenz der Sexualität und zur Gefahr gottloser Gesellschaften.

Von Marco Politi

Europa verliert seine christliche Signatur. Heute schon bilden die Nichtpraktizierenden, die Gleichgültigen und die Agnostiker hier die Mehrheit. Welche Herausforderung ist das für die Kirche Roms?
Wir leben in einem Abschnitt grosser Veränderungen. Der Rückgang der Geburten und die Einwanderung verändern die ethnische Zusammensetzung Europas. Vor allem aber sind wir von einer christlichen Kultur zur Kultur eines aggressiven Säkularismus übergegangen mit recht intoleranten Zügen. Trotzdem ist der Glaube nicht tot, auch wenn die Kirchen sich leeren und viele nicht mehr glauben können. Ich bin mir sicher, auch im Kontext einer multikulturellen Gesellschaft und zwischen grossen Gegensätzen bleibt der christliche Glaube ein wichtiger Faktor, der dem Kontinent seine grosse moralische und kulturelle Kraft verleiht.

Sie sind also nicht pessimistisch?
Optimismus und Pessimismus sind emotionale Kategorien. Ich sehe mich eher als Realist. Von daher bleibe ich auch von der inneren Kraft des Glaubens überzeugt. Gleichwohl hat Europa in einem Katholizismus, der immer «katholischer», das heisst immer universaler geworden ist, in einem Prozess, in dem auch andere Kontinente ihre Weise entdecken, katholisch zu sein, nicht mehr die dominante Stimme, die es in der Vergangenheit hatte.

Nach der Buttiglione-Affäre und der Verabschiedung der Europäischen Verfassung zeichnen gewisse Gruppen von Laien und Katholiken die Situation eines Belagerungszustands für die Christen Europas.


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BENEDIKT XVI.

Damals im Park von Fürstenried: der Papst und die Frauen

von Iris Alanyali

Joseph Ratzinger hat einen ungewöhnlichen weiblichen Fan: Die einst so schrille Fürstin Gloria von Thurn und Taxis, Regensburgerin wie er. Vor einigen Jahren legte sie ihr wildes Leben ab, bekannte sich zum konservativen Katholizismus, bezog in einem römischen Palazzo eine Wohnung, ward oft in der Nähe des damaligen Kardinals gesehen und nennt Joseph Ratzinger "meinen großen Helden". Womit sie die These bestätigte, daß gerade flatterhafte Charaktere sich nach einer strengen Ordnung sehnen.

Sonst befinden sich unter seinen Kritikern besonders viele Frauen, denen er es allerdings auch nicht leicht macht mit Äußerungen wie jener, daß es ihn persönlich schaudere, wenn man Frauen nun das "Recht" gebe, Soldat, Müll- oder Bergmann zu werden, ohne "Respekt vor ihrer Größe, ihrem größeren Anderssein, ihrer eigenen Würde". Auch wenn er im Zusammenhang mit der wichtigen Rolle der Frau in der Kirche gern auf Hildegard von Bingen oder Mutter Teresa verweist, erinnert Joseph Ratzingers Frauenbild mitunter an jenes romantische Dichterideal, das die Frau als Heilige überhöht und sie unbefleckt von allen irdischen Pflichten wissen will. Das Gefühl vieler Christinnen brachte die Bischöfin der Nordelbischen Evangelisch-Lutherischen Kirche Maria Jepsen auf den Punkt: Nach einem gemeinsamen Gottesdienst mit ihm habe sie gespürt, daß sie als Mensch von ihm geschätzt werde, nicht aber als Amtsträgerin.


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GESELLSCHAFT

Die Macht der Religion

von Herbert Kremp

Religion? Sie ist "Megatrend", spiritueller Trend. Der lebhafte, fast chaotisch anmutende religiöse Pluralismus gerade in den postmodernen europäischen Gefilden findet vexierhafte Bildlichkeit in den Medien. Tod des Papstes und Erwählung des neuen waren in der Anteilnahme, dem Massenzulauf und seiner medialen Selbstbespiegelung unübersehbares Zeichen dafür, daß Religion Bedeutung hat. Nur welche?

Aus der Gegenposition betrachtet: Es gibt Religionskritik - die Kritik am Fundamentalismus im Islam, am evangelikalischen Fundamentalismus vorwiegend in den USA, am Hinduismus, soweit er sich extremistisch zu Wort meldet, auch an der katholischen Kirche, gerade an der strengen Lehrmeinung des früheren und des gegenwärtigen Pontifex. Aber man darf sich fragen, ob damit eigentlich "Religion" gemeint ist. Eine Religionskritik mit der Vehemenz eines Feuerbach, Marx und Nietzsche, den Philosophen des 19. Jahrhunderts, gibt es heute nicht.


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VATIKAN

Nach dem Jubel wächst die Kritik

An Benedikt XVI. scheiden sich die Geister der Weltöffentlichkeit: Die einen setzen große Hoffnungen in den neuen Papst, die anderen sind skeptisch und enttäuscht. Gemeinsam erwarten Kritiker wie Unterstützer nun ein Signal, wohin der neue Pontifex die Kirche steuern wird.

Rom - Einiger, Versöhner, Friedensstifter - das hatten sich die Katholiken vom Nachfolger Johannes Paul II. erhofft. Doch am Tag, nachdem aus dem deutschen Kurienkardinal Joseph Ratzinger Papst Benedikt XVI. wurde, ist fraglich, ob die Sehnsüchte der Gläubigen wahr werden. Uneinig wie selten zuvor nahm die Weltöffentlichkeit die Nachricht von der Papst-Wahl Ratzingers auf. Hoffnung und Freude auf der einen, Skepsis und Enttäuschung auf der anderen Seite - die Reaktionen hätten nicht unterschiedlicher ausfallen können.


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KIRCHE

Warum Russen dem Papst misstrauen

In Moskau mag man den Papst nicht. Man mochte den alten nicht und man wird den neuen nicht mögen. Das Verhältnis zwischen der russisch-orthodoxen Kirche, die sich als die Bewahrerin der frühen christlichen Gemeinschaft im alten Rom sieht, und dem Vatikan ist kühl und wird sich so bald nicht erwärmen.

Von Uwe Klußmann, Moskau

Moskau - Skeptisch verfolgt Igor Wyschanow, Mitarbeiter des Sekretariats für innerchristliche Beziehungen der Russisch-Orthodoxen Kirche, das Prozedere der Papstwahl. Kühl distanziert fordert der Moskauer Kirchenmann vom künftigen Oberhaupt der Katholiken, es solle "den Vertretern der katholischen Geistlichkeit in Russland einschärfen, dass sie sich in einem Land mit einer anderen christlichen Tradition befinden, in dem rechtgläubige Christen die Mehrheit bilden".


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KONKLAVE

"Nicht ihr habt mich, ich habe euch gewählt"

Die Kardinäle begeben sich zur Papstwahl ins Konklave - Kardinal Ratzinger predigt über die Bürde der Entscheidungsfindung

von Paul Badde

Vatikanstadt - So beginnen Epochenwenden. Bis zum zehnten Glockenschlag im Campanile des Petersdoms hat die Zeit für zehn Tage still gestanden. Undefinierbares Frühlingswetter beherrscht Rom. Dann endlich setzt die Zeit wieder ein, unter einem strahlenden Königsblau des Himmels nach vielen grauen Tagen, als alle Kardinäle an diesem Montagmorgen in Purpurrot mit gemessenen Schritten durch den Mittelgang des gewaltigen Doms einziehen. Über dem Grab des Apostels Petrus ist der Altar vorbereitet, an dem sie mit einer gemeinsamen Messe den liturgischen Rahmen zur Wahl des nächsten Papstes eröffnen. Alle schauen ernst, manche auch beklommen. Viele Beobachter scheinen den Atem anzuhalten. Kardinal Ratzinger wischt sich den Schweiß von der Stirn. Leiser Husten unterbricht seine Predigt an mehreren Stellen, als er den Kernsatz dieser Messe für die Wahl des nächsten Papstes auslegt, aus dem Evangelium des Johannes für diesen Tag: "Nicht ihr habt mich gewählt. Ich habe euch erwählt." Es ist eine große Rede, die er mit schwacher Stimme vorträgt - allein und noch kleiner als sonst unter dem gewaltigen Baldachin Berninis und dem noch gewaltigeren Druck, der in diesen Tagen auf ihm und dem Kollegium der nicht immer einigen Kardinäle lastet.


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KATHOLIZISMUS

Die Schönheit der Orthodoxie

Bei der Papstwahl wird auch über die Zukunft der Kirche abgestimmt - und über Kardinal Ratzinger

Der Respekt, der dem obersten Glaubenshüter der katholischen Kirche, Joseph Kardinal Ratzinger, auch von seinen Gegnern entgegengebracht wird, illustriert ein Witz, der in kirchlichen Kreisen die Runde macht:

Hans Küng, Leonardo Boff und Joseph Ratzinger sterben zur gleichen Zeit und treffen in einem Wartezimmer vor dem Himmelstor zusammen. Petrus erscheint, deutet auf Küng und sagt: "Jesus will dich sehen." Nach zwei Stunden kehrt Küng mit einem Ausdruck des Entsetzens im Gesicht zurück: "Wie konnte ich mich nur so irren?" Als nächstes winkt Petrus Boff hinein. Der kämpferische brasilianische Befreiungstheologe bleibt fünf Stunden weg. Als er herauskommt, meint er: "Wie konnte ich nur so töricht sein?" Nun zeigt Petrus auf Ratzinger. Seine Eminenz blickt von einem Buch auf und schreitet gemächlich in das Empfangsbüro. Fast ein Tag vergeht, dann öffnet sich plötzlich die Tür und Jesus selbst tritt heraus. Mit einem ungläubigen Staunen auf den Lippen sagt er: "Wie konnte ich meine Passion so mißverstehen?"


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KUNST

Glauben als Protest

Eine Ausstellung in Frankfurt zeigt, wie die bieder-religiöse Malergruppe "Die Nazarener" die Kunstkonzepte der Moderne vorwegnahm

von Christian Tröster

Eigentlich wollte man diese Bilder nie wiedersehen: In Museen machte man einen weiten Bogen um sie, in Katalogen blätterte man gähnend weiter, und als Postkarten verschickte man sie höchstens mit einem Augenzwinkern. Nazarener, das buchstabierte man am besten wie l a n g w e i l i g.

Was sollten uns diese Bilder auch sagen? Fade Madonnen, blasse Heilige, biedere Porträts - und dann noch diese Engel wie von Flohmarktgemälden, eine Persiflage auf Uromas Gemütlichkeit.

Man kann die Sache auch anders betrachten, und das tut jetzt die Frankfurter Kunsthalle Schirn. Die Nazarener, so behaupten die Kuratoren Christa Steinle und Max Hollein, seien die moderne Künstlerbewegung schlechthin. "Wie hast dus mit der Religion?", diese Original-Gretchenfrage (sic!) sei in der modernen Malerei zuerst von den Nazarenern aufgerollt worden. Diese Frage, so Steinle weiter, sei heute wieder von "ungeheuerlicher Aktualität" - und mit ihr die Nazarener.


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VATIKAN II

Bischöfe wollen Zölibat lockern

Wenige Tage vor Beginn des Konklave sind die Kardinäle im Vatikan mit allerlei Begehrlichkeiten konfrontiert.

Die mexikanische Bischofskonferenz forderte, eine Veränderung des Zölibats zu diskutieren. China plant, die seit Jahrzehnten eisige Beziehung zum Vatikan zu verbessern - und hofft auf einen aufgeschlossenen Papst.

Rom - "Wir hoffen, dass der Vatikan konkrete Schritte für eine Verbesserung des Verhältnisses ergreifen wird, anstatt neue Hindernisse aufzubauen", sagte ein Sprecher des Außenministeriums heute in Peking. Er bezog sich damit offensichtlich auf die Verbindungen des Heiligen Stuhls zu Taiwan. Der Vatikan erkennt als einzige europäische Regierung Taiwan diplomatisch an. Peking betrachtet die Inselrepublik als abtrünniges Gebiet und als Teil Chinas. Die chinesische Regierung brach die Beziehungen zum Heiligen Stuhl 1951 ab und entsandte auch keinen Vertreter zur Beisetzung von Johannes Paul II. am vorigen Freitag.


Lesen Sie hier den Beitrag aus der DER SPIEGEL ONLINE vom 14.04.2005 zu Ende.

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VATIKAN I

Die neuen Kardinäle geben den Ton an

Rom (AP) Eine eigene Gruppe im Kollegium der Kardinäle bilden die 26 Kardinäle, die Johannes Paul II. erst vor eineinhalb Jahren ernannt hat. Sie verkörpern gewissermaßen die Vision des verstorbenen Papstes für die Zukunft der katholischen Kirche und stellen in der nächsten Woche fast ein Viertel der voraussichtlich 115 Konklave-Teilnehmer für die Wahl eines neuen Papstes.

Fast allen diesen neuen Kardinälen ist gemeinsam, dass sie die traditionelle Morallehre der Kirche verteidigen, das darin enthaltene Gewaltverbot durchaus auch in einem pazifistischen Sinne deuten und dass sie für einen engeren Dialog mit der muslimischen Welt eintreten. Einige der dynamischsten Prälaten in dieser Gruppe stehen seit Jahren an den Frontlinien von Christentum und Islam in Afrika oder engagieren sich im Dialog der Weltreligionen. Damit könnte das Verhältnis der katholischen Kirche zum Islam im Konklave ein ähnlich starkes Gewicht bekommen, wie es 1978 der Kalte Krieg bei der Wahl des Polen Karol Wojtyla hatte.


Lesen Sie hier den Beitrag aus der YAHOO vom 14.04.2005 zu Ende.

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VATIKAN I

Strippenziehen beim Vor-Konklave

500 Jahre ist es her, als der letzte «Deutsche» auf dem Papststuhl saß: Hadrian VI. Jetzt scheint der Bayer Josef Ratzinger gute Chancen zu haben. Beim «Vor-Konklave» gilt es, die anderen Kardinäle zu überzeugen.

Von Peer Meinert

Läuft es wirklich auf Joseph Ratzinger zu, kommt tatsächlich nach 500 Jahren wieder ein Deutscher auf den Papststuhl? Sind die 115 Kardinäle, die am Montag zum Konklave zusammentreten, zur sensationellen Entscheidung bereit? Der römische Vatikanist Marco Politi, einer der bestinformierten Männer seines Fachs, berichtet am Mittwoch, bereits 40 bis 50 Kardinäle hätten sich bei internen Beratungen hinter den stramm-konservativen Bayern gestellt - sogar Purpurträger aus Lateinamerika seien zu seiner Unterstützung bereit.


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VATIKAN II

Viele Kardinäle wollen Ratzinger als Papst

In Italien wird bereits über das Abstimmungsverhalten einzelner Kardinäle bei der Papstwahl spekuliert. Medien berichten, es zeichne sich eine Mehrheit für den deutschen Kardinal Ratzinger ab.

Viele der 115 wahlberechtigten Kardinäle wollen den deutschen Kardinal Joseph Ratzinger zum Papst wählen. Die in Rom erscheinende Zeitung «La Republica» berichtet, bereits 40 bis 50 der Kardinäle wollten für den streng konservativen Ratzinger votieren.


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DEUTSCHLAND

Fast 80 Prozent der Jugendlichen glauben an Gott

Wie gläubig sind die Deutschen - diese Frage beantwortet eine Umfrage.

Mehr als zwei Drittel der Menschen in Deutschland glauben an Gott. Dies ergab eine Umfrage des Omni-Quest-Instituts im Auftrag des «Kölner Stadt-Anzeigers».


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BERLIN

Religionsunterricht soll entwertet werden

Kirche kündigt Widerstand gegen die Pläne an

Berlin - Begleitet von heftigen Protesten der Kirchen und der Opposition hat die Berliner SPD auf ihrem Landesparteitag beschlossen, bundesweit einmalig einen verpflichtenden Werteunterricht an allen Schulen einzuführen. Der Religionsunterricht soll als freiwilliges Zusatzangebot bestehen bleiben. Für diese Regelung hatten am Samstag 166 Delegierte votiert, 51 stimmten dagegen.

Damit soll in der Hauptstadt der Zustand beendet werden, daß rund die Hälfte der 300 000 Schüler nicht am freiwilligen Religionsunterricht teilnehmen und statt dessen Freistunden wählen. Das neue Pflichtfach zum Schuljahr 2006/07 ab der siebten Klasse eingeführt werden. Die PDS als Partner der rot-roten Koalition im Berliner Abgeordnetenhaus steht hinter dem Beschluß der Berliner SPD.


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HOMÖOPATHIE

Wie heilsam sind die kleinen Wunderkugeln?

Die Homöopathie ist eine bis heute umstrittene Heilmethode und dennoch ein Millionengeschäft. Vor 250 Jahren wurde ihr Begründer Samuel Hahnemann geboren

Dieser Gelehrte ist ein Witz. Schon wie er aussieht: Kahler Scheitel, darunter das lange lockige Resthaar fein frisiert und gepudert. Schwarze kurze Hosen zu blankgewichsten Stulpenstiefeln, über denen weiße Seidenstrümpfe blitzen. Kein würdevoller Dozent - eine Lachnummer. Wenn Samuel Hahnemann den Hörsaal der Leipziger Universität betritt, kichern die Studenten, weil sie wissen, was kommt: drei wohlgesetzte Schritte in straffer Haltung, ein kaum merkliches Kopfnicken zur Begrüßung, drei Schritte weiter zum Tisch. Dann fliegen die Rockschöße, der Gelehrte sitzt, öffnet sein Buch, legt die Uhr auf den Tisch, hüstelt und startet seinen Vortrag, zunächst ganz ruhig. Bis er sich steigert, geradezu in Ekstase gerät - mit funkelnden Augen und leuchtend roter Glatze.

Aber der Reiz am Spektakel läßt allmählich nach. In seine letzte Vorlesung, Wintersemester 1820/21, kommen nur noch die echten Hardliner - ganze sieben Zuhörer. Der Versuch Samuel Hahnemanns, seine revolutionäre Heilslehre, die Homöopathie, auch an der Universität zu etablieren, scheitert gründlich. Da ist der Mann 65 Jahre alt, hat elf Kinder gezeugt und längst sein Hauptwerk über die Homöopathie, das "Organon der rationellen Heilkunde" (1810), veröffentlicht. Nur wollte es zunächst kaum einer lesen.


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KIRCHE

Statt Mission Dialog!

Johannes Paul II. war ein Wegbereiter des interreligiösen Dialogs. Das Dilemma: Sein Verständnis von Mission verschreckt die nichtchristlichen Partner

von Manfred Lütz

Als es ans Sterben ging, haben auch Nichtchristen für ihn gebetet. Als er tot war, haben auch Vertreter der großen Religionen um ihn getrauert. Hier war mehr als Höflichkeit am Werk, hat doch dieser Papst mehr als jeder andere seiner Vorgänger die Beziehungen zur nichtchristlichen Welt gefördert. Hier hat er Zeichen gesetzt, die sein Pontifikat überdauern werden. Noch in seinem "Testament" erinnert er sich dankbar an Begegnungen mit "nicht-katholischen Brüdern ... dem Rabbiner von Rom und so vielen Vertretern der nicht-christlichen Religionen". Keine Frage: Amt und Charisma hat dieser Papst genutzt - im Wissen darum, daß eine Weltkirche wie die katholische mitverantwortlich ist für Weltfrieden und für die Weltgerechtigkeit.

Insbesondere drei Daten werden in Erinnerung bleiben. Im April 1986 besucht mit Johannes Paul II. zum ersten Mal in der Geschichte der Kirche ein Papst die Synagoge Roms. Der Besuch ist Ausdruck tiefen Respekts vor dem lebendigen Judentum. Mehr noch: Er ist Ausdruck einer unlösbaren Verbindung von Israel und Kirche.


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FERNSEHEN

Wahrsager, Hexen, Gedankenleser

"Paranormale" Phänomene haben im Fernsehen wieder Konjunktur

von Wilfried Urbe

Staunend steht Gertie aus Mainz an der walisischen Küste. "Ja, hier war ich schon einmal", sagt sie mit festem Blick auf die Burg, die sie zuvor unter Trance in Deutschland beschrieben hat. Vor 100 Jahren habe sie hier in Pembroke gelebt und Schafe gehütet. Damals hieß Gertie noch Paul Gilmore.

So wie Gertie werden sich demnächst auch einige andere deutsche Kandidaten vor laufender Kamera von sogenannten Hypnosetherapeuten in ihre früheren Daseinsformen "zurückführen" lassen. "Wer war ich?" heißt die Doku-Soap, die derzeit für den Sender Vox produziert wird. Einen wissenschaftlichen Anspruch habe man nicht, sagt Oliver Fuchs von der Produktionsfirma Eyeworks. Es gehe vielmehr darum, "außergewöhnliche Erfahrungen" zu begleiten - "ein rein dokumentarischer Ansatz also".


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GESCHICHTE

Konklave

Die skurrilsten Auswüchse in der Geschichte des Konklaves:

1241: Kaiser Friedrich II., der zwölf Kardinäle eingesperrt hatte, pferchte die verbleibenden zehn in einen baufälligen Palast, damit sie schnell zu einem Ergebnis kamen. Die Kardinäle einigten sich in nur 60 Tagen auf Coelestin IV. als Nachfolger von Gregor IX.

1271: Nach dem Tod von Clemens IV. war der Heilige Stuhl drei Jahre verwaist. Wieder wurden die Kardinäle eingeschlossen und auf Wasser und Brot gesetzt. Um den Druck weiter zu erhöhen, wurde das Dach des Palastes entfernt. Die Kardinäle wählten nach drei Monaten Gregor X.

1458: Pius II. schrieb über das Konklave, das ihn zum Papst wählte, die Strippen seien auf dem Plumpsklo gezogen worden - "dem angemessenen Ort für eine derartige Wahl".


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KATHOLIZISMUS

Kirche und Markt

Johannes Paul II. hat die Kirche dem Kapitalismus geöffnet

von Marcin Król

Die Behauptung, der Papst sei "konservativ", ist Unsinn.

Johannes Paul II. war zweifellos konservativ in seiner Auslegung des Katholischen Dogmas, aber die Katholische Kirche beruht auf den Zehn Geboten und auf Glaubenssätzen, die nicht verändert werden können. Aufrichtig und zuverlässig zu dem zu stehen, was das Fundament der kirchlichen Lehre ausmacht, kann man nicht für konservativ erklären. Auf der anderen Seite wird Papst Johannes Paul II. konservativ genannt, weil er gegen die Abtreibung und andere progressive Ideen stand. Aber wenn Sie einen Papst wollen, der für die Abtreibung ist, dann wollen Sie eine andere Kirche. Manche Dinge, manche Werte, die sowohl den Glauben als auch die Mitgliedschaft in der Katholische Kirche bestimmen, sind weder konservativ, noch liberal oder progressiv; sie sind fundamental. Johannes Paul II. hatte ein ganz bestimmtes Ziel, an dessen Verwirklichung er in den fast 27 Jahren seines Papsttums arbeitete: die konsequente Weiterverfolgung der Veränderungen an Lehre und Haltung der Katholischen Kirche, wie sie vom Zweiten Vatikanischen Konzil vor über vierzig Jahren in Gang gesetzt wurden. Davor hatte die Katholische Kirche fast zwei Jahrhunderte verloren (das 18. und das 19.), weil sie sich geweigert hatte, zu akzeptieren, daß die Welt sich verändert hat, daß soziale und wirtschaftliche Themen zu den allerwichtigsten gehören, daß sich die Moderne ereignet hat.


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MORAL

Leben oder Sterben?

Der Fall der Komapatientin Terri Schiavo hat viele Menschen zum Nachdenken gebracht: Sollte man eine Patientenverfügung für den Notfall treffen? Entscheiden Sie selbst anhand eines Musterformulars

von Friedemann Sittig

Das lange öffentliche Sterben der amerikanischen Komapatientin Terri Schiavo hat eines gezeigt: Es gibt Entscheidungen, von denen jeder Mensch wünscht, sie nie treffen zu müssen. Soll man einen Menschen sterben lassen, weil - so weit dies überhaupt gesagt werden kann - keine Hoffnung auf Genesung besteht? Ist es der Wille eines Todkranken, weiter künstlich am Leben erhalten zu werden?

Aus diesen moralischen Fragen und dem resultierenden Dilemma gibt es für die Angehörigen oft keinen Ausweg. Die Unsicherheit lindern kann eine Patientenverfügungen. Sie legt fest, was im Notfall geschehen soll. Jörg-Dietrich Hoppe, Präsident der Bundesärztekammer, rief die Bürger am Wochenende erneut auf, eine solche Verfügung zu treffen und bei einer neutralen Stelle zu hinterlegen.


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VATIKAN

Der Nachfolger wird es schwer haben

Ob der nächste Papst den konservativen Kurs Johannes Pauls II. fortsetzen wird, ist ungewiß. Sicher ist hingegen, daß er ein Mann des Übergangs sein wird

Wer immer die Nachfolge von Papst Johannes Paul II. antritt, wird es schwer haben. Kein Pontifex der Neuzeit, wohl nicht einmal der als Reformpapst in die Geschichte eingegangene Johannes XXIII., reicht an das Charisma und die welthistorische Bedeutung des Polen heran. Auch deshalb ist die seit langem geführte Debatte, die sich spätestens seit der Parkinson-Erkrankung des Papstes um seine Nachfolge dreht, so akademisch. Nach dem alten Grundsatz, "Wer als Papst ins Konklave einzieht, kommt als Kardinal wieder heraus", halten sich sämtliche Kandidaten, die aus irgendwelchen Gründen von der Öffentlichkeit für "papabile" gehalten werden, konsequent bedeckt.

Denn wer auch könnte dieser Jahrhundertgestalt nachfolgen, von der Kardinal Joseph Ratzinger sagte, sie allein habe die spirituelle Kraft gehabt, dem Sowjetkommunismus nicht nur zu trotzen, sondern ihn politisch herauszufordern? Natürlich machen sich nicht nur die "vaticanisti", die Vatikan-Spezialisten, Gedanken, ob sich im Wahlgremium vielleicht doch eine Mehrheit für einen Überraschungskandidaten finden läßt, der der katholischen Kirche neue Perspektiven eröffnen könnte.


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VATIKAN

Papst soll Letzte Ölung erhalten haben

Der Gesundheitszustand von Johannes Paul II. hat sich in der Nacht zum Freitag dramatisch verschlechtert. Der Papst habe infolge eines Harnweginfekts hohes Fieber und extrem niedrigen Blutdruck, teilte der Vatikan am Abend mit. Ein italienischer Fernsehsender berichtete, das 84-jährige Kirchenoberhaupt habe bereits die Letzte Ölung erhalten.

Rom - Papst Johannes Paul II. leidet nach Angaben von Vatikan-Sprecher Joaquin Navarro-Valls an sehr hohem Fieber, das durch einen Harnweginfekt ausgelöst worden sei. "Das Fieber kann tödlich sein", zitierten italienische Medien einen Arzt.

Der Papst erhalte eine "angemessene Antibiotikatherapie", teilte der Vatikan am Donnerstagabend mit. Allerdings könne die Dosis nicht mehr weiter erhöht werden, weil es sonst Herz-Kreislauf-Probleme geben könnte, verlautete aus Vatikankreisen. Zuvor hatte die italienische Nachrichtenagentur Apcom gemeldet, der Gesundheitszustand des Papstes habe sich plötzlich verschlechtert. Wegen eines "besorgniserregenden Absinkens des Blutdrucks" hätten Ärzte eingreifen müssen, hieß es.

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JOHANNES PAUL II.

Die öffentliche Passion

Papst Johannes Paul II. will der Welt das Drama um seinen sterbenden Körper nicht ersparen: Von religiöser Diskretion hält er nichts

von Eckhard Fuhr

Wenn es jemandem, der bis dahin sein Leben in vollen Zügen genoß, plötzlich schlechtgeht, sagt man gewöhnlich: "Irgendwann spielt der Körper nicht mehr mit." Der Körper erscheint als Werkzeug des Lebensgenusses, das irgendwann verschlissen ist. Dann ist Schluß mit lustig. Mit solchen Redensarten versucht der moderne Mensch, sich den Gedanken an die eigene Endlichkeit erträglich zu machen.

Für viele scheint das zu genügen. Sie sind nicht hungrig nach Religion. An Ostern wie an anderen hohen christlichen Feiertagen aber gönnen sie sich ein wenig religiöse Folklore, wenigstens im Fernsehen. Der päpstliche Segen "urbi et orbi" am Ostersonntag gehört zu den medialen Feiertagsritualen wie in Deutschland sonst nur "Dinner for One" an Silvester oder das Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker.


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