Aktuell März 2005
ISLAMISCHER TERROR
"Al Qaida ist ein religiöser Kult"
Riads Botschafter in London war früher Geheimdienstchef und hat Osama Bin Laden fünf Mal getroffen - Ein Gespräch über den Irak, Terror und Demokratie
DIE WELT: In einem Gespräch Ende 2002 mit einer amerikanischen Fernsehstation sprachen Sie von Saudi-Arabiens "Enttäuschung, ja, Hilflosigkeit angesichts der Dinge, die um uns herum passieren." Hat sich etwas geändert an der Lage?
Prinz Turki Al-Faisal Al-Saud: Ja, viel. Zunächst: Wir haben eine neue palästinensische Führung. Die Periode, wo Worte und gute Absichten für Taten standen, darf zu Ende gehen. Und der Krieg im Irak liegt hinter uns, auch wenn der Grund, warum man intervenierte - die Massenvernichtungswaffen, die Saddam Hussein angeblich besaß - sich nicht fanden. Zwei Jahre sind jetzt seit der Zerstörung der Machtstrukturen im Irak vergangen, zwei Jahre des mühsamen Wiederaufbaus. In der Zeit hat der Terrorismus eine Dimension ungeahnter Art erreicht.
DIE WELT: Wollen Sie sagen, daß der Irak durch die Invasion geradezu ein Magnet für den internationalen Terrorismus geworden ist?
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VATIKAN
Kommt der nächste Papst aus China?
Das Riesenreich hat die am schnellsten wachsende Kirche der Welt. Vielleicht ist dort der Nachfolger Johannes Paul II. zu finden
von Paul Badde
Der Papst kann noch Jahre leben, ist seit diesen Ostertagen neu gewiß, nur nie mehr ohne Pein. Auf dem "Lehrstuhl des Leidens" wächst ihm jetzt noch einmal eine allerletzte Größe zu. Wann er ihn räumen wird, weiß Gott allein. Dann aber muß ein anderer die riesengroß gewordenen Schuhe ausfüllen. Es wird kein Riese sein können. Der Rest ist Spekulation. Als Maßstab für das Überraschungspotential, das der nächsten Papstwahl für die ganze Welt wieder selbstverständlich innewohnt, darf die Wahl Karol Woytilas vor 26 Jahren dienen. In einer ähnlichen Wende könnte bei der nächsten Wahl kein Europäer oder Lateinamerikaner Nachfolger Petri werden, sondern ein Chinese.
Das mag absurd klingen. Neben muslimischen Ländern wie Saudi-Arabien ist derzeit China das wohl unchristlichste Land der Erde. Es ist ein ideologisch verwüsteter Planet, auf dem der Markt gerade die absolute Herrschaft an sich reißt. Sklaverei ist weit verbreitet, akuter Frauenmangel nur eine mörderische Konsequenz von Pekings rigoroser Ein-Kind-Politik. Zwangsabtreibungen und Sterilisationen stehen nach wie vor auf der Tagesordnung. Die Ideologie der Partei, die seit 1949 die alles beherrschenden Kraft im Staat ist, ist atheistisch. Das kommunistische Albanien nahm sich bei seiner legendären Verfolgung der Christen deshalb noch das große China zum Vorbild. Doch nun ist Profit der neue Gott Chinas geworden, wo Millionenstädte als Großbaustellen in die Zukunft aufbrechen. In zehn Jahren wird Chinesisch und nicht mehr Englisch die erste Sprache im Internet sein.
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USA
Streit um Kommunion für Komapatientin
Seit neun Tagen wird die Wachkoma-Patientin Schiavo nicht mehr mit Nahrungsmitteln und Wasser versorgt. Jetzt streiten Eltern und Ehemann um die heilige Kommunion für sie.
Der Streit um die Wachkoma-Patientin Terri Schiavo geht weiter. Die Eltern der im sterbenden liegenden Frau werfen dem Ehemann Michael Schiavo vor, seiner katholischen Frau die heilige Kommunion zu verweigern.
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JOHANNES PAUL II.
"Helft mir ..."
Andreas Englisch war dabei, als sich das Ende der Ära des Papstes Johannes Paul II. andeutete - mit einem Schwächeanfall in Lourdes. - Auszüge aus der erweiterten Papst-Biographie des Vatikankenners
von Andreas Englisch in Rom
Das Ende der Ära des unbeugsamen Papstes, der sich immer mehr zumutete, als er bewältigen konnte, kam am Vormittag des 15. August 2004. Zwei schlichte Worte auf polnisch markierten das Ende einer Epoche und den Beginn eines neuen Abschnitts der Regentschaft von Johannes Paul II. Wie immer erfuhr die Welt durch das, was nicht geplant war, wie es um den Menschen Karol Wojtyla wirklich stand.
An diesem Vormittag las der Papst die Messe vor etwa 300 000 Leidenden auf der großen, für Massengottesdienste vorgesehenen Wiese im französischen Wallfahrtsort Lourdes. Der Papst hatte Hunderte solcher Messen gelesen, er war wieder und wieder zu Kranken, Alten, Sterbenden gereist, um ihnen Kraft zu geben, auch durch sein Beispiel - das Beispiel eines unbeugsamen Mannes, der sich von seinen Gebrechen, der langen Liste seiner Krankheiten vom Darmkrebs bis zum Oberschenkelhalsbruch, der Parkinson-Lähmung und den Folgen des Attentats des Jahres 1981, niemals hatte stoppen lassen. Während solcher Messen hatte Johannes Paul II. vor allem Trost gespendet, Tausende Kranke gesegnet, ihre Hände gehalten und versucht, ihnen Kraft zu geben. Der Papst brachte während solcher Gottesdienste immer wieder eine enorme Kraft auf. Er versuchte, soviel Überzeugungskraft wie möglich in seine Worte zu legen, gerade wenn er vor den Kranken darüber sprach, daß für einen Christen das Leiden nichts Sinnloses ist, daß Gott durch sein Leiden die Welt erlöst hatte.
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HANS KÜNG
"An Allversöhnung glaube ich nicht"
Ohne den Dialog mit dem Islam könne es keinen dauerhaften Weltfrieden geben, meint Hans Küng. Ein kontroverses Gespräch über das neue Islam-Buch des Tübinger Theologen
Soeben ist im Piper Verlag Hans Küngs neues Buch "Der Islam" erschienen, der letzte Teil seiner Trilogie über die monotheistischen Weltreligionen. Der weltbekannte Tübinger Theologe, 77, weist darin auf die vielfältigen Gemeinsamkeiten zwischen den drei "abrahamischen" Religionen Christentum, Judentum und Islam hin. Man dürfe sich, so Küng, in der Auseinandersetzung mit dem Islam nicht von Feindbildern leiten lassen. Vielmehr sollten sich die gemeinsamen Werte aller Weltreligionen zu einem global gültigen "Weltethos" verbinden. Das Gespräch mit Professor Hans Küng fand in dessen Haus in Tübingen statt, in dem sich auch die Büroräume der "Stiftung Weltethos" befinden.
Welt am Sonntag: Trotz der Welle islamistischer Gewalt seit dem 11. September 2001 sind Sie überzeugt, daß der Islam sich mit der Moderne versöhnen kann. Warum?
Professor Hans Küng: Der 11. September hat der Weltethos-Idee einen dramatischen Aufschwung gegeben. Vor den Anschlägen hatte man oft Mühe, deutlich zu machen, daß der Dialog zwischen Christentum und Islam mehr als eine akademische Angelegenheit ist. Seit dem 11. September sagt niemand mehr, das sei überflüssig. Ich durfte im November 2001 bei der Debatte der UN-Vollversammlung über die Notwendigkeit dieser Verständigung selber zugegen sein, und es war für mich eine erfreuliche Bestätigung, daß die These des amerikanischen Historikers Samuel Huntington vom "Kampf der Kulturen" von niemandem geteilt wurde. Dafür hat man sich ausdrücklich für die von mir schon lange vertretene Auffassung ausgesprochen, daß es keinen Frieden unter den Nationen ohne Frieden unter den Religionen geben könne. Die islamistischen Attentäter repräsentieren nicht den Islam.
Beschreibt Samuel Huntington nicht einfach nur die Realität, Sie dagegen das Wünschbare, die Utopie einer Allversöhnung? Seit den Attentaten in den USA gibt es im Westen doch eine neue Sensibilität für die islamistische Bedrohung.
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DEUTSCHLAND
Der Kirche gehen die Priester aus
Immer weniger junge Männer wollen Seelsorger werden. Für Laientheologen fehlt das Geld
von Stephanie Geiger
Menschlich, umgänglich, belastbar, stabil: "So sollte sie sein, die nachwachsende Priestergeneration", sagt Franz Joseph Baur, der Regens des Münchner Priesterseminars. Seit fünf Jahren hat der 37 Jahre alte Leiter des Seminars ein Auge auf den Priesternachwuchs in der Erzdiözese München und Freising. 57 junge Männer bereiten sich dort gerade auf den Priesterberuf vor. Inzwischen ein exotischer Beruf.
Ein Blick in die Statistik zeigt: Immer weniger junge Männer sind bereit, sich in den Dienst an Gott und einer Pfarrgemeinde zu stellen. Im vergangenen Jahr ist in der Erzdiözese München und Freising die Zahl der jungen Männer, die mit ihrem Schritt in das Priesterseminar die meist sieben Jahre dauernde Priesterausbildung beginnen, mit nur mehr neun in den einstelligen Bereich abgerutscht. "Natürlich wünscht man sich mehr. Wenn man aber realistisch ist, dann ist das eine ganz passable Zahl", sagt Regens Baur.
Nur 20 von Baurs Priesterschülern sind im Moment in München. Einige absolvieren das für die Ausbildung obligatorische sogenannte Freisemester an einer Hochschule im Ausland. Andere machen gerade ihr Praktikum in einer Pfarrei. Fünf bekommen auswärts eine theologische Ausbildung auf dem dritten Bildungsweg.
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INTERVIEW
Regieren die USA die Welt, Herr Kissinger?
Den transatlantischen Beziehungen drohen neue Krisen. Gründe sind die Absicht der EU, das Waffenembargo gegen China aufzuheben, sowie der Umgang mit dem Iran. Der in Deutschland geborene, frühere US-Außenminister Henry Kissinger bewertet die Krisen und mahnt Europa, die Stärke Bushs anzuerkennen.
Im Irak bröckelt die Allianz. Nach Italien hat nun Bulgarien angekündigt, seine Truppen abzuziehen. Welche Folgen hat das?
Henry Kissinger: Der europäische Beitrag zur Sicherheit ist jetzt weniger wichtig; die größte Herausforderung ist der politische Wiederaufbau. Die nächsten zwei, drei Jahre werden zeigen , ob sich der Irak in Richtung Stabilität oder Chaos entwickelt. Wenn er ohne alliierte Hilfe ein Erfolg wird, werden sich die Europäer schämen.
Und wenn er ein Mißerfolg wird?
Kissinger: Dann sind wir alle Opfer, weil wir dasselbe Problem haben werden mit einer instabilen Region.
Werden die USA künftig gegenüber dem europäischen Konzept des strikten Vorrangs der Diplomatie in Krisen aufgeschlossener sein?
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KIRCHE IN DEUTSCHLAND
Die Guten bleiben müde
Auch wenn Sinnstiftung wieder gefragt ist - die Kirchen werden nicht zu neuen Heilsbewegungen
von Franz Walter
Seit den sechziger Jahren ist die soziale und kulturelle Entstrukturierung das Signum der Epoche in den modernen westeuropäischen Ländern. Die Menschen in den mittleren Lebenslagen der Gesellschaft lösen sich seither aus überlieferten Traditionen, aus starren Klassenzugehörigkeiten, aus religiösen Bezügen. Und lange schienen die Subjekte dieser Entwicklung den Vorgang zu goutieren. Denn schließlich befreite die Entbindung aus der Kollektivität von Zwängen und Konventionen; sie öffnete Räume, erweiterte Möglichkeiten. Kurzum: Das Leben wurde abwechslungsreicher und aufregender.
Doch sind stete Wandlungen und permanente Neufindungen nicht jedermanns Sache. Dergleichen bedeutet auch Unsicherheit, Mühsal, Streß. So mehren sich mittlerweile die Hinweise, daß die Ära der Entbindungseuphorie, das Zeitalter des Hardcore-Individualismus sich dem Ende zuneigt. In zeitdiagnostischen Reflexionen wird derzeit gern von einem "Wandel des Wertewandels" fabuliert. Überraschen kann das nicht. Schließlich produzieren alle Emanzipationen auch Verluste. Jeder Aufbruch läßt Erinnerungsstücke zurück. Entbindungen entlassen einen nicht nur aus den Gefängnissen uniformer Kollektive, sondern auch aus den Wärmestuben hilfreicher Solidargemeinschaften. Und so mögen wir tatsächlich vor einer Zäsur stehen. Schon jetzt illustrieren die Erhebungen aus der Jugendforschung, daß die facettenreiche Erlebnisgesellschaft viele jüngere Menschen rat- und orientierungslos gemacht hat. Psychologen berichten von einem generellen und dramatischen Anstieg neuer "Grübelkrankheiten".
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DEUTSCHLAND
Bischof wirft Managern unethisches Verhalten vor
Katholische Kirche fordert Moral bei Globalisierung
DIE WELT: Wir leben in einem Gedenkjahr: 60 Jahre Kriegsende. Inwieweit war die Erfahrung mit dem NS-Staat prägend für die Theologie nach 1945?
Bischof Gerhard Ludwig Müller: Zumindest für die Ökumene hat sie fruchtbare Impulse gebracht. Sie war der Ausgangspunkt für ein Aufeinanderzugehen der Konfessionen, für die Bereitschaft, politische Mitverantwortung zu übernehmen. Christen haben gemeinsam beim Aufbau des Verfassungsstaates, der sozialen Strukturen dieses Landes mitgewirkt. Das ist heute vielen nicht mehr präsent. Vielleicht haben wir uns auch in die Defensive drängen lassen. Aus dieser Ecke müssen wir raus.
DIE WELT: Mit welcher Konsequenz?
Müller: Nicht nur, den eigenen kirchlichen Bereich zu verteidigen. Die Kirche muß missionarisch sein, sowohl in der Verkündigung des Evangeliums als auch in der Mitarbeit beim Aufbau einer gerechten, sozialen Gesellschaft.
DIE WELT: Sie will auch zu Themen wie Arbeitslosigkeit und Verarmung nicht schweigen?
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ANGLIKANER
"Kirche innerhalb der Kirche"
Schottische Anglikaner unterstützen homosexuelle Priester - Es droht die Spaltung
London/Berlin - Die anglikanische Kirche von Schottland unterstützt die Weihe homosexueller Priester. Die Tatsache, daß jemand in einer engen Beziehung mit einem gleichgeschlechtlichen Partner lebe, habe man nie als einen Hinderungsgrund für das Amt eines Priesters oder Bischofs angesehen, teilte die Kirche mit. Damit widersprechen die schottischen Anglikaner offen der allgemeinen anglikanischen Kirchenpolitik.
Die anglikanische Kirche Schottlands habe sich immer bemüht, auch Menschen homosexueller Orientierung willkommen zu heißen, teilte die Kirche auf ihrer Website mit. "Wir fühlen uns sowohl für Menschen mit homosexueller Prägung verantwortlich als auch für Menschen, die Sexualität außerhalb der Ehe strikt ablehnen", zitierte die Rundfunkanstalt BBC einen schottischen Bischof.
Es scheint, als stehe der anglikanische Primas Rowan Williams vor einer weiteren Herausforderung, die Spaltung seiner Kirche abzuwenden. Der Erzbischof von Canterbury ist seit Februar 2003 geistliches Oberhaupt der Anglikanischen Kirche, die zwar eine "gemäßigtere Haltung" gegenüber Homosexuellen propagiert, praktizierende homosexuelle Priester in ihren Reihen aber nicht duldet.
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DEUTSCHLAND
Ökumenischer Über-Kirchenvater
Dietrich Bonhoeffer, 1945 ermordet, ist heute der einflußreichste deutsche Theologe
von Gernot Facius
Der Mann, der in den frühen Morgenstunden des 9. April 1945 in Flossenbürg die Stufen zum Galgen hinaufstieg, gefaßt und "innig mit seinem Herrgott verbunden", wie ein KZ-Arzt notierte, hat die christliche Nachkriegstheologie beeinflußt wie kaum ein Zweiter seiner Generation. Mit seinem Diktum, daß Kirche vor allem Kirche für andere zu sein habe, brach Dietrich Bonhoeffer mit der alten Kirchen-Innerlichkeit. Er predigte die Gegenwart Christi in der Welt; er schuf ein anderes, überkonfessionelles Kirchenbild, zu dem sich heute "linke" wie "rechte" Theologen bekennen: Nicht im Möglichen schweben, sondern das Wirkliche tapfer ergreifen! Glaube als Nachfolge, mit allen Konsequenzen. Das ist das Vermächtnis des vor 60 Jahren Hingerichteten.
"Nachfolge", sagt der Bonhoeffer-Schüler Albrecht Schönherr, "Nachfolge geht nicht nur durch Kopf und Herz, sondern fordert den ganzen Menschen." Der katholische Dogmatiker Gerhard Ludwig Müller, Bischof von Regensburg, als "Hardliner" des Episkopats verschrien, hat über Bonhoeffers Theologie sogar seine Doktorarbeit geschrieben: beim heutigen Kardinal Karl Lehmann. Spuren des Denkens des Pastors der Bekennenden Kirche finden sich selbst in Müllers Arbeiten über die Befreiungstheologie. Daß Kirche nicht missionieren kann, wenn sie nicht selber Mission ist, daß Glaube und Lebenswirklichkeit zusammengehören, daß nur eine dienende Kirche wahrhaftig sein kann, das gehört heute zu den festen ökumenischen Grundsätzen.
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RELIQUIEN
Abbild Gottes
Kürzlich wurde das Schweißtuch der Veronika im Petersdom wieder gezeigt. Die meisten Menschen kennen es nur von weitem. Unser Korrespondent durfte es jetzt als erster Journalist von nahem bestaunen. Und sah - eigentlich nichts.
von Paul Badde
Der Sakristan öffnet die letzte Tür eines schweren Tresors. Hoch oben, in einem der vier Pfeiler der Kuppel des Petersdoms, nimmt der Sakristan einen reich bestickten Brokatvorhang ab und tritt einen Schritt zurück vor dieser innersten und geheimsten Schatzkammer des Doms. Sofort erkenne ich den Schleier der Veronika im Schatten: den verschwiegensten Schatz des Vatikans. Noch nie hat ein Journalist die Kronreliquie der Christenheit von Nahem sehen dürfen - und auch sonst kaum ein gewöhnlicher Sterblicher.
Denn das so genannte Schweißtuch der Veronika umgibt seit vierhundert Jahren ein delikates Geheimnis. Bis zum Zeitalter des Barock hat es unter Christen den Glauben verbreitet, daß ihnen der unsichtbare Gott sein Antlitz hinterlassen habe. "Vera eikon" (wahres Bild) oder einfach: "La Veronika" nannten sie deshalb den Schleier, dem auf rätselhafte Weise das Gesicht Christi eingeprägt war. Dante und Petrarca haben es besungen, viele Maler haben es gemalt. Mit der "Veroniken thun und geben sie für, es sei unseres Herrn Angesicht in ein Schweißtüchlein gedruckt", schrieb Martin Luther jedoch schon 1545 in seiner letzten großen Streitschrift über die "teuflischen" Machenschaften des Papsttums.
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IRAK
Mit Schutzengeln zum Ayatollah
Der 81jährige Publizist Peter Scholl-Latour reiste durch den Irak. Für die "Welt am Sonntag"berichtet er von seinen Erlebnissen
An Warnungen hatte es nicht gefehlt. Schon auf der Strecke vom Flugplatz Bagdad zum Zentrum sollte ich eine gepanzerte Limousine mit Body-Guards anfordern. Doch vor explodierenden "road side bombs" und Panzerfäusten gibt es ohnehin keinen wirksamen Schutz, und ich hatte mich von Anfang an dafür entschieden, meine Sicherheit in der Unauffälligkeit, im "low profile", zu suchen.
Mein irakischer "Fixer", so lautet der Name für einheimische Kontaktvermittler, soll den Namen Abdel Karim tragen und an seinem weißen Haar zu erkennen sein. Er wartet tatsächlich am ersten Checkpoint. Er ist Sunnit und ehemaliges Mitglied der Baath-Partei Saddam Husseins.
Am Wegesrand stehen irakische Polizisten und Nationalgardisten mit schwarzen Gesichtsmasken, die mit ihren Kalaschnikows herumfuchteln. Amerikaner patrouillieren kaum. Die US Army scheint vor allem damit beschäftigt zu sein, sich selbst zu schützen. Die GIs sind gewappnet wie Ritter des Mittelalters und sobald sie sich bedroht fühlen, schießen sie nervös um sich.
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MASSAKER IN SUDAN
Das Schweigen der Muslime
Warum das Massaker in Darfur in der arabischen Welt keine Rolle spielt
von Abu Khawla
Die Katastrophe, die sich dieser Tage in Darfur ereignet, wird von vielen für die größte humanitäre Krise der Welt gehalten. Alle glaubwürdigen Berichte geben an, daß fast eine Viertel Million Menschen bereits verloren sind, und eine weitere Million wird in den kommenden Monaten folgen, wenn nicht schnell etwas unternommen wird. UN-Generalsekretär Kofi Annan beschrieb die Angelegenheit als ein kollektives Massaker an Zivilisten.
Dem steht das gellende Schweigen der arabischen Welt gegenüber. Dieses "Rätsel" hat Kamel Labidi in einem Meinungsbeitrag für das "Wall Street Journal" damit erklärt, daß die Stimmen der arabischen Menschenrechtler wenig Einfluß hätten, weil ihnen der Zugang zu offiziellen Medien fehle. Tatsache ist aber, daß die offiziellen Medien heute für Araber überhaupt keine Rolle spielen, weil es jetzt unabhängige Fernsehkanäle und das Internet gibt.
Man kann das arabische Schweigen nur erklären, wenn man die beiden Fundamentalismen versteht - den Islamismus und den Panarabismus -, die heute ihr Unheil in dieser Region anrichten. Wer sich verläßliche Informationen beschaffen will, hält sich an Al-Dschasira und Al-Arabia, beides Kommunikationswege, die bis jetzt völlig von Fundamentalisten beherrscht werden.
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USA
Die Messe des Nobelpreisträgers
Wie der ehemalige US-Präsident und Laienprediger Jimmy Carter in Georgia die Weltpolitik kommentiert
von Uwe Schmitt
Die ersten Pilger frösteln morgens um sieben mit den Beamten des Secret Service unter dem poolblauen Himmel von Georgia. In Plains ist der Wasserturm am Ortseingang noch immer höher als die drei Kirchtürme. Der Ort, der Mitte der siebziger Jahre jäh auf die Weltkarte geriet, lebt unaufgeregt und konkurrenzlos als Freiluftmuseum "Home of the 39th President and 2002 Nobel Peace Prize Laureate". Hier ist das Leben Jimmy Carters, von der Farm seiner Jugend bis zur Tankstelle seines Bruders Billy, in der Bewegung erstarrt und hübsch balsamiert. Unter der Woche liegt die Wahrscheinlichkeit, dem Präsidenten auf der Straße zu begegnen, bei 1 zu 626. Wenn Jimmy Carter Sonntagsschule hält in der Maranatha Baptist Church, immer, wenn er in Plains weilt, unermüdlich auch nach seinem 80. Geburtstag im Oktober letzten Jahres, ist die Begegnung mit dem einzigen US-Präsidenten sicher, der nicht nur betet, sondern predigt.
Gegen neun Uhr müssen es über 500 Wallfahrer sein, 350 in der bescheidenen Kirche, die übrigen gedrängt in einem anstaltsgrün gestrichenen Auffangraum vor einem Fernsehmonitor. Die Durchsuchungen des Secret Service, der hier sogar hilft, Klappstühle aufzustellen, sind etwas weniger sanft; tags zuvor hat ein Mann in Wisconsin beim Gottesdienst sieben Gläubige erschossen. Eine Predigt soll ihm mißfallen haben. "Nicht jeder mag Jimmy Carter", erklärt Jane Williams den Wartenden. Sie habe einmal einen Mann, der ihr krummkam und lauthals den Präsidenten verfluchte, den Secret-Service-Beamten übergeben: "Die haben mich später gefragt, ob mich die Marke seiner Unterwäsche interessiert." Gelächter in der Gemeinde. "Und seine Frau bedankte sich bei mir." Noch mehr Gelächter. Es ist klar, daß Jane, einst Lehrerin der Carter-Tochter Amy und "Drill-Sergeant" der Kirche, Zeit töten und Herzen erwärmen soll.
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RELIGION
"Mord kann in keiner Religion Rechtfertigung finden"
Ali Kizilkaya, Islamrat-Vorsitzender, im Interview
von Interview: Gernot Facius
DIE WELT: Sie diskutieren mit anderen Verbänden über neue Strukturen zur Repräsentanz des Islam in Staat und Gesellschaft. Wie werden sie aussehen?
Ali Kizilkaya: Wir sind zuversichtlich, daß wir bis Ende des Jahres ein Konzept für demokratisch-föderale Strukturen haben werden, das man auch umsetzen kann. Es soll zum einen dem islamischen Selbstverständnis entsprechen, zum anderen die Vorgaben des Grundgesetzes erfüllen. Ziel ist ein möglichst einheitlicher Ansprechpartner, nicht nur für den Staat, sondern auch für die Muslime.
WELT: Nach dem Vorbild des Zentralrates der Juden?
Kizilkaya: Möglich.
WELT: Das Fehlen eines repräsentativen islamischen Ansprechpartners hat bisher vieles von dem unmöglich gemacht, was Sie fordern, Religionsunterricht etwa.
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RELIGION & GESELLSCHAFT
Das calvinistische Manifest
Debatte - 100 Jahre Max Webers "Protestantische Ethik": Was bleibt?
von Francis Fukuyama
Dieses Jahr ist der 100. Geburtstag des berühmtesten soziologischen Traktats, das je geschrieben wurde: "Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus" von Max Weber. Es war ein Buch, das Karl Marx auf den Kopf stellte. Die Religion war nach Webers Auffassung nicht eine Ideologie, die von ökonomischen Interessen hervorgebracht wurde ("das Opium der Massen" hieß es bei Marx), sondern das, was die kapitalistische Welt ermöglicht hat. Heute, wo die Kulturen miteinander im Streit zu liegen scheinen und die Religion für die verfehlte Modernisierung und Demokratisierung der moslemischen Welt verantwortlich gemacht wird, verdienen Webers Ideen eine Neubetrachtung.
Weber konzentrierte sich auf den asketischen Protestantismus. Er schrieb, die calvinistische Doktrin der Vorsehung treibe die Gläubigen dazu, ihre Auserwähltheit zu demonstrieren, indem sie sich durch Handel und den Erwerb weltlicher Güter hervortaten. Auf diese Weise brachte der Protestantismus eine Arbeitsethik hervor - in der die Arbeit um ihrer selbst willen, nicht wegen ihrer Resultate geschätzt wurde - und zerstörte die ältere aristotelisch-römisch-katholische Doktrin, nach der man nur soviel Reichtum anhäufen solle, wie man braucht, um gut zu leben. Außerdem ermahnte der Protestantismus seine Gläubigen, sich auch außerhalb der Grenzen der Familie moralisch zu verhalten, was für ein System des sozialen Vertrauens unerläßlich war.
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RELIGION & POLITIK
Islam heißt Unterwerfung
Die stärkste Kraft im Nahen Osten ist der Populismus, religiös und nationalistisch inspiriert, mit einem aggressiven Potential, das meist zu einer Diktatur führt
von Walter Laqueur
Washington - Präsident Bush ist gelungen, was wenige Beobachter für möglich hielten: Er hat die Gegner seiner Nahost-Politik in die Defensive gedrängt. Diejenigen, welche die Befreiung und Demokratisierung des Nahen Ostens auf ihr Panier schrieben, triumphieren jetzt; sie können mit Recht sagen, daß die demokratischen Kräfte überall Aufwind erhalten haben, wie sie schon immer prophezeiten. Dennoch scheint der Triumph verfrüht, nicht weil es bei Bush und seiner Regierung an Willen fehlt, sondern weil sie das freiheitliche Potential im Nahen Osten überschätzen.
Natan Sharansky, der russisch-jüdische Dissident, schreibt in seinem kürzlich erschienenen Buch, daß alle Menschen nach Freiheit und Demokratie streben und daß Demokratien im Prinzip friedfertiger sind als Diktaturen. Leider stimmt das nur teilweise. Es ist richtig, daß niemand grausamen Verfolgungen ausgesetzt werden will, aber das allein ist noch nicht Demokratie. Sharanskys Feststellung, daß alle Menschen Freiheit wollten, trifft nicht einmal auf sein Geburtsland zu. Nach den letzten Umfragen glaubt die Hälfte aller Russen, daß Stalin große Verdienste hatte, und für eine überwältigende Mehrheit der Russen ist "Demokratie" ein Schimpfwort.
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VATIKAN
Mein Abendbrot mit dem Papst
Bis zum vergangenen Jahr lud der Papst regelmäßig einen kleinen Kreis in seine Sommerresidenz. Dort wurde auch Politik gemacht. Unser Autor durfte dabeisein
von Lord Weidenfeld
Ich komme zu euch aus einem fernen Land", waren die ersten Worte, die der neugewählte Papst Johannes Paul II. von seinem Fenster der auf dem Sankt Peters Platz versammelten Menge zurief. Obwohl Rom von Polen kaum mehr als zwei Flugstunden trennt, wußten alle, was er meinte. Er kam von hinter dem Eisernen Vorhang hervor, dem Hause der Knechtschaft.
Die Befreiung Polens, der Zusammenbruch des Sowjetregimes, ist eines der Leitmotive von Karol Józef Wojtylas Lebenswerk. Es schlägt die Grundakkorde Freiheit, Menschenwürde und Nächstenliebe an. Das zweite Leitmotiv ist die Versöhnung mit sowohl den entfremdeten Zweigen des Christentums, den Protestanten und der östlichen Kirche als auch mit den anderen gottgläubigen Religionen. Er war der erste Papst, der den Juden als "älteren Bruder der Kirche" bezeichnend, in einer Synagoge betete. Als junger Mensch in Krakow lebte er im Schatten des Holocaust und von Auschwitz.
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DEUTSCHLAND
Geldnot zwingt Kirchen zum Verkauf von Grundstücken
Tausende Kapellen werden nicht mehr benötigt
von Dankwart Guratzsch
Berlin - Schrumpfende Bevölkerung, sinkende Steuereinnahmen, Kirchenaustritte und die Finanznot öffentlicher Kassen - ein ganzes Bündel von Ursachen ist verantwortlich dafür, daß die finanzielle Situation vieler Gemeinden schwierig geworden ist. Mit personellen Einsparungen allein sind die Löcher in den Kirchenhaushalten kaum noch zu stopfen. Und deshalb sehen sich immer mehr Gemeinden vor die Konsequenz gestellt, Kirchensprengel zusammenzulegen und sich den Pfarrer für die Gottesdienste zu "teilen". Die Folge:
Viele Kirchen bleiben im Winter kalt, werden kaum noch oder gar nicht mehr genutzt.
Jetzt hat die EKD Alarm geschlagen. Fast die Hälfte der bundesweit mehr als 20 000 evangelischen Kirchen und Kapellen würden künftig nicht mehr für Gottesdienste benötigt. In den neuen Ländern seien es langfristig sogar weit mehr 50 Prozent der Gotteshäuser, erklärte der bei der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) für Bau- und Grundstücksrecht zuständige Oberkirchenrat Gerhard Eibach im Bielefelder "Westfalenblatt".
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DEUTSCHLAND
Kirchen
von Matthias Kamann
Keine Predigt und kein Appell zur Rückbesinnung auf christliche Werte kann etwas daran ändern, daß die Entkirchlichung Deutschlands eine soziale Tatsache ist, die einfach stattfindet. Doch fällt es schwer, sich dem zu stellen - und um so heftiger wird die Öffentlichkeit getroffen, wenn sich die kalte, die materielle Seite des kirchlichen Bedeutungsverlustes mal wieder nicht länger verdrängen läßt: Viele Gotteshäuser, so ist der Evangelischen Kirche neuerlich prognostiziert worden, sind auf lange Sicht überflüssig, und da die Finanzkraft beider Kirchen massiv schwinden wird, kommen sie nicht um die Frage herum, was sie mit den ungenutzten, im Unterhalt teuren Gebäuden anfangen wollen.
Nicht geplant seien Verkäufe größeren Stils, erklärte umgehend die Evangelische Kirche, was ihr freilich auch leicht fallen dürfte, als der ökonomische Bedarf an mittelgroßen Hallen derzeit gering ist - es gibt ja auch unzählige Industrieruinen - und moslemische Gemeinden als neue Nutzer auch in kirchenfernen Kreisen kaum vorstellbar sein dürften. Ein Abriß wäre zwar bei dem einen oder anderen Gottesbunker der Nachkriegszeit durchaus zu verschmerzen oder gar wünschenswert, aber bei den meisten Kirchen - gerade auch in irreligiösen Ostdeutschland - handelt es sich um denkmalgeschützte Kleinodien, die niemand, der bei Trost ist, antasten wird.
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ZEITGEIST
Deutschlands wahre Patrioten
Muslimische Frauenrechtlerinnen avancieren zu Medienstars. Sie lehren die Deutschen Stolz auf das Grundgesetz und liberale Werte
Konservativ sieht Seyran Ates wirklich nicht aus: Ihre Haare sind raspelkurz, ihr grüner Schal erinnert an ein Palästinensertuch. Das würde in das Klischee passen, schließlich lebte die gebürtige Türkin lange in Berlins Hausbesetzer-Szene. Nun sitzt sie auf dem Podium der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung und diskutiert über "Verbrechen im Namen der Ehre". Die Opfer dieser Verbrechen sind meistens Frauen. Seyran Ates gehört zu den bekanntesten Frauenrechtlerinnen der Republik.
Als Ates das Wort ergreift, zerstört sie die Klischees: Deutschland brauche neue und viel schärfere Gesetze, um gegen Kriminalität im Zuwanderermilieu vorzugehen, fordert sie. Es gehe nicht an, daß bis vor kurzem jeder als Ausländerfeind beschimpft wurde, der solche Mißstände offen ansprach.
Einen Moment schweigt das Publikum, dann geschieht wieder etwas, das zeigt, wie sehr die Debatte in Bewegung geraten ist. Die rund hundert Zuschauer, meist Frauen, applaudieren. Die Therapeutin mit den grauen Haaren ebenso wie die Frauenhausmitarbeiterin im Pulli und das Mädchen mit dem schwarzen Kapuzenshirt.
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GESELLSCHAFT
Die Großfamilien-Mäzene aus dem Allgäu
Zwei Brüder aus Isny bieten Großfamilien Häuser für einen Euro. Wer einziehen will, muß ein Leben nach ihren Werten führen
Mäzen sein ist manchmal ein undankbares Geschäft. Die Gebrüder Immler würden sagen, fast immer. Trotzdem können sie nicht anders. Wenn die Unternehmer aus dem Luftkurort Isny im Allgäu sich über etwas in ihrer Stadt ärgern, denken sie über Lösungen nach. Und dann dauert es nicht lange, bis sie diese umsetzen.
Eigentlich müßte sich eine Stadt wie Isny freuen, wenn sich Karl und Jakob Immler über etwas ärgern. Doch die Brüder haben ihre eigene Art, Ideen umzusetzen. "Wenn wir etwas finanzieren, lassen wir uns nicht 'neireden", sagt Jakob Immler. Das wäre ja so, als wenn ein Traktorfahrer den Schumacher-Brüdern die Formel 1 erkläre. So etwas kommt nicht immer gut an in Isny. Was die Immlers nicht verstehen.
Vor einigen Monaten haben sich die Brüder wieder geärgert. Mit jeder Meldung über unsichere Renten, sinkende Geburtenraten, Senioren in Heimen und Kindern in Krippen wuchs ihre Wut über die verfehlte Sozial- und Familienpolitik in Deutschland.
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MORMONEN
Im Freudenhaus Gottes
Von Alexander Schwabe
Viele fundamentalistische Mormonen sehen in Frauen reine Sexualobjekte und verbrämen dies theologisch nach den kruden Vorstellungen des Religionsgründers Joseph Smith. Offiziell distanziert sich die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage von der Vielehe. Doch Kritiker halten dies für ein vorläufiges Lippenbekenntnis.
Es war wohl die schlimmste Nacht ihres Lebens. Janice Hepper, dritte Frau des Polygamisten Bruce Wakeham, gab sich gerade ihrem Mann hin, als dessen erste Frau aufstand, um etwas zu trinken. Als sie vernahm, wie ihre Nebenfrau mit dem Herrn des Hauses schlief, räusperte sie sich hörbar. Bruce Wakeham holte sie daraufhin ebenfalls ins Bett und verkehrte nun abwechselnd mit beiden.
Hepper war wie aufgelöst. Den ganzen nächsten Tag über kauerte sie in einer Ecke. "Etwas in mir schrie. Ich war zutiefst erschüttert und verletzt", sagt sie. Der Vorfall habe sie auf so vielfältige Art geschädigt, dass sie es noch immer nicht verarbeitet habe.
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DEUTSCHLAND
Theologische Fakultäten stehen vor dem Aus
In Greifswald droht wegen sinkender Absolventenzahlen die erste Schließung in Deutschland - Bischof Huber sieht keinen Trend
von Lucas Wiegelmann
Greifswald - Wegen mangelnder Absolventenzahlen sind mehrere theologische Fakultäten in Deutschland von der Schließung bedroht. Der jüngste Kandidat ist die evangelische Fakultät in Greifswald, die möglicherweise schon zum nächsten Wintersemester keine neuen Studenten mehr aufnimmt. Es wäre die erste Schließung einer theologischen Fakultät in Deutschland.
Hintergrund ist die Absicht der Landesregierung von Mecklenburg-Vorpommern, an der Universität Greifswald bis 2017 insgesamt 167 Stellen einzusparen. Daraufhin hat Rektor Rainer Westermann Ende Februar einen gemeinsamen Sparplan vorgestellt, wonach die theologische Fakultät Greifswald mit der in Rostock zusammengelegt werden soll. Westermann begründete das Vorhaben damit, daß die theologische Fakultät jährlich eine Million Euro koste, obwohl sie kaum Absolventen habe.
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DEUTSCHLAND
Die Grenzen der Ökumene
von Gernot Facius
Ökumene in Deutschland gleicht einer Baustelle, auf der Maurer und Zimmerleute eifrig am Werk sind, während sich die Architekten noch über den Grundriß streiten. Unten, in den Gemeinden, bei den ökumenischen Handwerkern, um im Bild zu bleiben, wird Gemeinschaft längst praktiziert; die Unterschiede zwischen Katholiken und Protestanten scheinen kaum mehr nachvollziehbar. Oben, bei den Bischöfen beider Seiten, geht das Mißtrauen um. Die schönen Bilder, auf denen der Vorsitzende der katholischen Bischofskonferenz und der EKD-Ratsvorsitzende Eintracht demonstrieren, täuschen: Ein rauher Wind weht zwischen ihren Kirchen, zumindest in theologischer Hinsicht.
Wenn schon der Münchner Kardinal Friedrich Wetter, bekannt für zurückhaltende Formulierungen, öffentlich Trauer über den Zustand der Ökumene bekundet, ist wahrlich Feuer unter dem Dach. Dabei sind die Fragen, um die es geht, genau dieselben, über die seit Jahrhunderten gestritten wird: Unterschiede im Eucharistieverständnis, Differenzen in der Amtsfrage und das ungelöste Problem ökumenischer Sonntagsgottesdienste. Neu ist, daß der Dissens akzentuierter, ungeduldiger und fordernder ausgetragen wird - ausgerechnet von den deutschen Lutheranern, den natürlichen Dialogpartnern Roms. Ihre Bischöfe haben ein Papier vorgelegt, das die katholische Seite als Abrücken von den bisherigen Gesprächsergebnissen empfinden muß. Kern der Verständigung war die gemeinsame Absage an ein rein funktionales Amtsverständnis und eine Annäherung an ein sakramentales Verständnis von Ordination. Wenn nun, gestützt auf die reformatorische Lehre vom Allgemeinen Priestertum, die Protestanten dafür plädieren, daß auch Nichtordinierte, wenn sie dazu offiziell berufen werden, das Abendmahl vollziehen können, dann ist die Unterscheidung von geistlichem Amt in der Kirche und gemeinsamem Priestertum aller Getauften aufgehoben.
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RELIGION & POLITIK
Die islamische Mauer fällt
von Alan Posener
Die Bilder sprechen Bände: Hier Bundeskanzler Gerhard Schröder als Handlungsreisender, umgeben von Ölscheichs und der ganzen verlogenen Folklore dieser neureichen Reaktionäre, Old Europe meets Old Arabia, dort die Massen auf den Straßen Beiruts, die Unabhängigkeit und Freiheit fordern. Keine Burka nirgends: Im Libanon holt sich eine jugendliche, hedonistische und zugleich selbstbewußte Nation mit ihrer "Zedernrevolution" das Eintrittsbillet in die Moderne. Die vielbeschworene arabische Straße hat gesprochen, und ihre Losungen klingen wie jene, die man 2003 in Georgien, 2004 in der Ukraine, und schon 1989 in Leipzig und Ost-Berlin hörte.
Auch vor Ort wird der Vergleich gezogen. Als am 30. Januar - einem Tag deutscher Scham - im Irak die Bevölkerung dem Terror der Ewiggestrigen trotzte und in der "Revolution der blauen Daumen" zum ersten Mal ihre Regierung selbst bestimmte, "war es der Beginn einer neuen arabischen Welt", sagte Walid Dschumblatt, Führer der libanesischen Drusen: "Die Berliner Mauer ist gefallen."
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JOHANNES PAUL II.
Theologische Fakultäten stehen vor dem Aus
Der Liberalismus und das Böse
In «Erinnerung und Identität» erklärt Johannes Paul II., auch die Demokratie sei nicht vor dem Bösen gefeit. In Europas Parlamenten werde die Vernichtung von Leben beschlossen.
Von Ulrich Gutmair
Vor kurzem hat ein schwedisches Gericht einen Pfarrer der freikirchlichen Pfingstbewegung freigesprochen, der in einer Predigt Schwule als «Krebsgeschwulst am Körper unserer Gesellschaft» bezeichnet hatte. Das Gericht erklärte, der Priester habe lediglich seine eigene Bibelauslegung vorgetragen, die unter dem Schutz der Meinungsfreiheit stehe. Sie decke auch Äußerungen, die «einer Mehrheit der Bevölkerung fremd sind und provozierend wirken».
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GESELLSCHAFT
Zuviel Fernsehen macht die "Herzen kalt"
Der Fernsehkonsum der Deutschen verändert nach Auffassung des Medienpsychologen Peter Winterhoff-Spurk allmählich den sozialen Charakter der Gesellschaft. Der Trend gehe zum "kalten Herzen", erklärte der Wissenschaftler, der seit 20 Jahren die emotionalen Auswirkungen der Medien auf den Zuschauer erforscht, am Donnerstag in Saarbrücken. Die Gefühlskultur der Gesellschaft wandle sich ins Oberflächliche, Theatralische und Sexualisierte, in eine Selbstinszenierung mit ständigem Drang nach Aufregung. Gefühle würden lediglich dargestellt, aber nicht wirklich empfunden.
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ZUKUNFT
Der Weltuntergang steht nicht vor der Tür, doch er ist langfristig unvermeidbar
von Norbert Lossau
Viele alte Mythen sagen den Untergang unserer Welt voraus. Doch erst die moderne Naturwissenschaft des 20. Jahrhunderts hat auch den aufgeklärten Menschen die Augen dafür geöffnet, daß in der Tat die Zeit für Leben auf unserem Planeten auf jeden Fall begrenzt sein muß. Für die Apokalypse gibt es gleich eine ganze Reihe möglicher Szenarien. Der Einschlag eines sehr großen Asteroiden auf der Erde ist nur eine Möglichkeit. Zumindest das menschliche Leben könnte dadurch auf unserem Planeten ausgelöscht werden. Doch selbst wenn uns das Schicksal entgegen aller Wahrscheinlichkeit vor diesem Unheil bewahren sollte, so ist doch die Lebensdauer der Sonne ein oberes Limit für die Existenz der Erde. Die Physiker verstehen heute die nuklearen Vorgänge in einem Stern so gut, daß eine Berechung der ausstehenden Lebensspanne für unsere Sonne möglich ist. In spätestens vier Milliarden Jahren wird die Sonne sich in ihrem Todeskampf bis über die Bahn des Planeten Venus hinaus aufgeblasen haben und die Erde zu einem glühenden Feuerball verwandelt haben. Bereits in zwei Milliarden Jahren wird es auf der Erde so warm sein, daß es nirgendwo mehr Eis geben wird. Werden auf einem solchen Planeten noch Menschen leben können?
Die Antwort mancher Wissenschaftler und Science-fiction-Autoren lautet, daß die Menschheit es bis dahin einfach geschafft haben muß, eine neue Heimstatt im Weltall zu finden. Doch auch damit ließe sich das Ende höchstens hinauszögern. Früher oder später werden alle Sterne ausgebrannt sein. Dann wird es dunkel werden im Universum, in dem Schwarze Löcher die Herrschaft übernehmen.
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VATIKAN
"Leiden kann etwas Positives sein"
Johannes Paul macht den Menschen Mut - Kardinal Joseph Ratzinger über den erkrankten Papst
von Ludwig Waldmüller
Der Papst liegt im Krankenhaus, man sagt, er kann im Moment nicht sprechen. Muß ein Papst sprechen können, um Papst sein zu können?
Kardinal Joseph Ratzinger: Ich würde sagen, normalerweise natürlich schon. Aber im Bogen eines langen päpstlichen Dienens und Lebens kann auch eine Phase des Nichtsprechens durchaus ihren Sinn haben, wenn der Papst auf andere Weise fähig ist, Entscheidungen bekanntzugeben und zu kommunizieren, zu hören und zu antworten; es gibt ja dazu viele Möglichkeiten. Ich glaube, wir haben gerade in diesen letzten Jahren gelernt, daß das Zeugnis eines leidenden Papstes eine große Bedeutung hat, daß Leiden eine eigene Art der Verkündigung ist. Ich habe durch viele Briefe und persönliche Zeugnisse gesehen, wie leidende Menschen sich dadurch neu angenommen fühlen. Mir hat die Vereinigung der Parkinson-Kranken geschrieben, daß sie dem Papst so danken, daß er gleichsam ihr Bild rehabilitiert, indem er öffentlich den Mut hat, als solcher Leidender aufzutreten und dennoch mit ganzem Einsatz zu wirken. Und er hat uns gerade auch in der Zeit seines Leidensweges vieles geschenkt und Neues gesagt. Kurzum: Es ist ja ein Stück eines ganzen Weges. Wir haben vom Papst sehr viele Worte geschenkt bekommen, eine große Botschaft. Eine andere Botschaft ist, daß er nun in die Passion Jesu Christi mit eintritt; und das zeigt, wie Leiden fruchtbar ist als Mittragen mit dem Herrn, Mittragen mit den vielen Leidenden dieser Welt, denen sichtbar wird: Leiden hat Sinn, Leiden kann etwas Positives sein. Insofern, glaube ich, ist das, wenn man das Ganze seines Papstlebens und -wirkens betrachtet, eine Botschaft, die gerade in dieser Welt wichtig ist, in der man das Leiden abschaffen will, das man eben nicht abschaffen kann.
Was trägt ihn, daß er sich selbst in diesem Leid noch so zeigen kann?
Ratzinger: Ich denke, wir haben gerade in seinem letzten Buch eine Antwort darauf gefunden, wo er uns sagt, daß er im Zusammenhang mit dem Attentat einerseits und mit der Botschaft von Faustina Kowalska über das göttliche Mitleid andererseits gelernt hat, daß im Mitleiden Gottes das Leiden selbst einen neuen positiven Sinn gewonnen hat und eine wesentliche Form ist, wie Gott uns erlöst, dem Bösen eine Grenze setzt.
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