Aktuell Juli 2004
ÖSTERREICH
"Bischof Krenn hat seine Amtszeit faktisch selbst beendet"
Paul Zulehner über den Sex-Skandal in der Diözese von St. Pölten und die Probleme der katholischen Kirche
DIE WELT: Der St. Pöltener Bischof Kurt Krenn meint, der Pornoskandal in seiner Diözese sei "aufgebauscht". Was sagen Sie dazu?
Paul Zulehner: Ich gewinne immer mehr den Eindruck, dass Bischof Krenn das Ausmaß des pastoralen Super-GAUs nicht ermessen kann. Das ist schon Teil seiner Notlage. Er ist gesundheitlich sehr angeschlagen, ich bezweifle, ob er die Verantwortung eines Bischofs überhaupt wahrnehmen kann für Dinge, die er selbst mit verursacht hat. Er verdrängt bereits die Realität.
DIE WELT: Was meinen Sie damit?
Zulehner: Bischof Krenn ringt wie viele Zeitgenossen mit der Abhängigkeit vom Alkohol und hat auch sonst gesundheitliche Probleme. Das stellt eine große Belastung für ihn selbst dar und wird zum Problem in einer solchen Leitungsposition. Nicht nur für die liebenswerte Diözese St. Pölten, sondern auch für ihn selbst wäre das Ende der Amtszeit ein wahrer Segen.
DIE WELT: Soll Rom Krenn abberufen?
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RELIGION
"Europa wird am Ende des Jahrhunderts islamisch sein"
Der Islamforscher Bernard Lewis über den Zustand der arabischen Welt und warum die Herrscher Israel als Blitzableiter brauchen
von Wolfgang Schwanitz
DIE WELT: Sie erklären in Ihrem jüngsten Buch "Atatürks Paradox": Er habe nach dem verlorenen Krieg die Türkei gegründet und dem Westen widerstanden, aber Weichen zur Annahme von Vorzügen der westlichen Zivilisation gestellt. Geht es darum auch im Irak?
Bernard Lewis: Nicht ganz, denn Atatürk vertrieb die Invasoren, errichtete eine Republik und ging erst dann westliche Wege. Im Irak hingegen ist die Diktatur von außen beseitigt worden. Aber sie war auch von außen aufgedrängt worden. Saddam Husseins Macht wurzelte nicht in der arabisch-islamischen Kultur. Sie beruhte auf einem europäischen Modell, dem der Nazis.
DIE WELT: Wann war das?
Lewis: Im Jahre 1940. Die Franzosen ergaben sich. Die Vichy-Regierung wurde ein deutscher Satellit. Damit standen die französischen Mandatsgebiete von Libanon bis Syrien für die Deutschen offen, die sie benutzten, um ihren Einfluss im arabischen Osten zu erweitern.
DIE WELT: Im Irak waren die Deutschen am Anfang erfolgreich.
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DEUTSCHLAND
Cannabis-Konsum nimmt dramatisch zu
Verbreitung hat sich unter jungen Deutschen verdreifacht - Regierung verstärkt Kampf gegen das Rauchen
von Claudia Ehrenstein
Berlin - Schon mehr als neun Millionen Menschen in Deutschland haben Erfahrung mit Cannabis. Angesichts steigender Konsumentenzahlen warnt die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) vor einer gefährlichen Bagatellisierung des Cannabiskonsums. Gerade für Jugendliche berge Cannabis "erhebliche gesundheitliche Risiken", heißt es in einem aktuellen Report der DHS zu Cannabis, der heute in Berlin vorgestellt wird.
Cannabis ist nicht nur in Deutschland und Europa, sondern auch im internationalen Vergleich die am häufigsten konsumierte illegale Droge. Allein im Jahr 2003 registrierte das Bundeskriminalamt in Deutschland mehr als 110 000 Delikte im Zusammenhang mit Cannabiskonsum. In der Altergruppe der 18- bis 29-Jährigen hat sich die Verbreitung von Cannabis in nur einem Jahrzehnt fast verdreifacht. "Zwar steigen fast alle über 30-Jährigen wieder aus dem Cannabiskonsum aus", erklärt DHS-Geschäftsführer Rolf Hüllinghorst. Diese Erwachsenen würden Cannabis jedoch als eine eher harmlose Alltagsdroge betrachten. Daraus resultiere ihre oft sehr liberale Haltung gegenüber Cannabis, erklärt Hüllinghorst. "Auf Grund ihrer eigenen Erfahrungen können sich kaum vorstellen, dass Cannabis auch Probleme macht."
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DEUTSCHLAND
Schulen konkurrieren mit Moscheen
Der deutsche Moslem Muhammad Sven Kalisch erhält die erste Professur zur Ausbildung von Islamlehrern
Münster - Frauenfreundlich, selbstkritisch und deutsch - Muhammad Sven Kalisch scheint wie geschaffen, für einen freundlichen Islam zu werben. Auch das ist ein Grund, warum er in dieser Woche zum ersten "Professor für die Religion des Islam" in Deutschland ernannt wurde. Von Oktober an wird Kalisch an der Universität Münster muslimische Lehramtskandidaten zu Islamlehrern ausbilden.
Die Moslem-Verbände in Deutschland bejubeln die Ernennung des 38-Jährigen als Beginn einer neuen Phase in der Geschichte des deutschen Islam. Erstmals wird dann an einer deutschen Hochschule die Botschaft des Propheten Muhammad mit dem Ziel gelehrt, sie an rund 800 000 muslimische Schüler im Land weiterzugeben.
Kalisch sieht darin eine "wichtige Geste an die Muslime". In Zeiten verbreiteten Misstrauens und von Razzien in Moscheen zeige "der Staat den Gläubigen, dass er nicht ihr Gegner ist, sondern ihre Religion fördert".
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GESELLSCHAFT
In Deutschland erblüht das Judentum
Kein anderes Land hat eine so schnell wachsende Gemeinde - die Normalisierung geht weiter
von Rafael Seligmann
Keine Angst: Dem deutsch-jüdischen Verhältnis droht kein nachhaltiger Schaden - trotz mancher Irritationen in jüngster Zeit. Die harsche Wortwahl - nicht die Kritik als solche - des Zentralratsvizes Salomon Korn gegenüber der geplanten Ausstellung der Flick-Collection in Berlin hat manche alarmiert. Andere fühlen sich von der Anschuldigung des Bundeswehrhistorikers Michael Wolffsohn aufgeschreckt, der sich einer antisemitischen Hetze infolge seiner theoretischen Überlegungen zur Legitimität der Folter ausgesetzt wähnt. Sieht man indessen von vorschnellen Anschuldigungen und aufgeregten Kommentaren ab, so erkennt man, dass die Gelegenheit günstig ist für eine allmähliche Normalisierung im deutsch-jüdischen Verhältnis.
Das deutsch-jüdische Miteinander ist heute zweifellos rauer, offener, vielfach verletzender als vor 40 Jahren. Doch niemand kann sich im Ernst einen Zustand im Schlagschatten von Auschwitz zurückwünschen, als die Täter und ihre intellektuellen Helfershelfer wie Globke schwiegen, während die Jüngeren und Unbelasteten aus Befangenheit nicht wagten, sich zu Wort zu melden. Die knapp 30 000 Juden in Deutschland äußerten sich ebenfalls nicht öffentlich. Die Schande, in das Land der Täter zurückgekehrt zu sein, und die Verachtung durch die Juden in aller Welt, weil sie unter ehemaligen Nazis lebten, machten sie mundtot. Um den Abstand von der deutschen Gesellschaft vor sich selbst und nach außen zu demonstrieren, nannten sie ihre Dachorganisation "Zentralrat der Juden in Deutschland". Ein deutsches Judentum sollte es nicht mehr geben.
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HINTERGRUND
St. Pölten - eine eigene, abgeschlossene Welt
Bischof Krenn versammelte in seinem Priesterseminar fundamentalistische, andernorts nicht gelittene Katholiken
von Petra Stuiber
Wien - Seit Dienstagabend hält sich der Apostolische Visitator Klaus Küng in St. Pölten auf - und er hat den dringlichsten Teil seiner Arbeit bereits angepackt. Küng visitiert das St. Pöltner Priesterseminar - den Ursprung des skandalösen Treibens in der Diözese. Möglicher Kern des Problems: Bischof Kurt Krenn ging in seiner Diözese einen ganz eigenen Weg in Sachen Priesterausbildung. Den als liberal geltenden Seminarleiter Franz Schrittwieser setzte er vor drei Jahren kurzerhand ab und ersetzte ihn durch den konservativen Propst von Eisgarn, Ulrich Küchl. Küchl setzte Krenns Vorgaben um - und die waren, zumindest was die Auswahl des künftigen Gottes-Personals betraf, nicht sonderlich streng. Das Probejahr für Priesteramtsanwärter, das so genannte Propädeutikum, entfiel völlig, und auch mit der sonst üblichen, ständigen Gewissensprüfung seien die Kirchenlehrer in St. Pölten eher lässig umgegangen. Junge Männer fanden plötzlich Aufnahme, die an anderen Seminaren abgelehnt worden waren - sei es wegen angeblicher homosexueller Neigungen oder wegen seltsamer Vorstellungen von Kirche und Priesteramt. Zöglinge, die von besonders konservativen Bruderschaften kamen, konnten sich sogar ohne Abitur an der Theologischen Fakultät einschreiben. "Seit Schrittwieser weg ist, hat das Seminar keinen guten Ruf mehr", sagte ein niederösterreichischer Geistlicher zur WELT. St. Pölten war eine eigene, abgeschlossene Welt - den Kontakt zu anderen katholischen Seminaren in Österreich vermieden Küchl und sein Sub-Regens Wolfgang Rothe. "Wir haben regelmäßig Sitzungen mit allen Seminarleitern, wo wir über die Priesterausbildung sprechen", sagte der Wiener Regens Nikolaus Krasa, "doch die St. Pöltner waren zuletzt fast nie dabei."
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ÖSTERREICH
Staatsanwalt erhebt Anklage in Priester-Affäre
St. Pöltener Seminarist verbreitete Kinderporno-Bilder - Vorwürfe anderer sexueller Handlungen "strafrechtlich nicht relevant" Verantwortlicher Bischof geht in die Offensive
von Petra Stuiber
Wien - Der Pornoskandal rund um das Priesterseminar in der niederösterreichischen Landeshauptstadt St. Pölten zieht erste strafrechtliche Konsequenzen nach sich: Ein 27-jähriger, aus Polen stammender Seminarist wird von der Staatsanwaltschaft angeklagt: Wegen "sich Verschaffens und Besitz von pornografischen Darstellungen mit Unmündigen", Paragraph 207a im österreichischen Strafgesetzbuch. Auf dieses Delikt stehen bis zu zwei Jahre Haft.
Das gab die Staatsanwaltschaft in einem Pressegespräch bekannt. Es handelt sich damit um das Ergebnis der Untersuchungen des allgemein zugänglichen Zentralcomputers des Priesterseminars, den die Polizei bereits im November 2003 beschlagnahmt hatte. Doch die meisten Bilder - Schwulenpornos, sexueller Verkehr mit Tieren oder auch private Fotos aus einer Digitalkamera, auf denen erwachsene Seminaristen nackt posieren oder Fäkalspiele treiben - waren für die Ermittler strafrechtlich nicht relevant. Daher hat Staatsanwalt Walter Nemec seine Ermittlungen gegen sieben der insgesamt acht Verdächtigen wieder eingestellt. Nur bei dem 27-jährigen Polen handelt es sich um einen strafrechtlich relevanten Tatbestand: Dem Mann konnte mittels forensischer Software nachgewiesen werden, dass er zumindest ein Mal Kinderpornobilder (höchstwahrscheinlich aus Polen importiert) auf die Wechselfestplatte kopiert hatte. Die Staatsanwaltschaft wies auch nach, dass die Priesterseminaristen gleich mehrere Kinderporno-Internet-Seiten geladen hatten - doch in diesem Fall seien die Zugriffe "nicht eindeutig zuordenbar" gewesen.
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DEUTSCHLAND
Keine Zukunft für den Esoterik-Sender
Medienwächter entziehen BTV 4U die Lizenz
von Andreas Wagner
Nach außen hin schien alles wie immer in den BTV-4U-Studios im beschaulichen schwäbischen Städtchen Ludwigsburg. Die Esoterik-Moderatorinnen Mariama Joof und Cassandra erzählten den Fernsehzuschauern mithilfe von Tarot-Karten, wann sie zu ihrem Eigenheim kommen und dass es besser wäre, die langjährige Beziehung aufzugeben und etwas Neues auszuprobieren. Auf der Internet-Seite des Senders sind noch immer die Stellenanzeigen zu finden, wonach BTV 4U weitere Moderatoren für die Astro- und Esoterik-Shows sucht.
Nur intern ist Katerstimmung angesagt. Denn die Medienwächter der Landesstelle für Kommunikation Baden-Württemberg (LfK) haben der von jeher äußerst umstrittenen TV-Anstalt die Lizenz widerrufen. Damit droht dem Sender, der über den Satelliten Astra ausgestrahlt wird und damit eine Reichweite von knapp 50 Millionen deutschsprachigen Zuschauern hat, das Aus. "Der LfK-Vorstand stellt die Verletzung von Lizenzauflagen und das Fehlen der persönlichen Zulassungsvoraussetzungen bei BTV 4U fest", heißt es in einer Mitteilung der Landesstelle. Befragungen unter Mitarbeitern des Senders hätten zu dieser Einsicht geführt. "Der Sender hat klare Auflagen missachtet", sagt LfK-Sprecherin Angela Frank und meint damit BTV-4U-Besitzer Thomas Hornauer.
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ÖSTERREICH
Vatikan sieht Imageschaden wegen Sex-Affäre
Die Sex-Affäre um ein Priesterseminar in Österreich sei «ganz schlecht für die Kirche», meint der Chef der deutschen Sektion von Radio Vatikan, Gemmingen, im Gespräch mit der Netzeitung. Im Vatikan sehe man einen Imageschaden.
Im Sex-Skandal am katholischen Priesterseminar von St. Pölten in Österreich steht der Vatikan unter Handlungsdruck. Für die Prüfung der Vorfälle in dem Seminar seien die katholischen Erziehungseinrichtungen im Vatikan zuständig, sagte der Leiter der deutschen Sektion von Radio Vatikan, Eberhard von Gemmingen, der Netzeitung. Der Jesuiten-Pater ist sozusagen die deutsche Stimme des Papstes. Seit über 20 Jahren arbeitet er an der Spitze des vom Vatikan finanzierten deutschen Radioprogramms.
Lesen Sie hier den Beitrag aus der NETZEITUNG vom 15.07.2004 zu Ende.
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KATHOLISCHE KIRCHE
Pädophilie im Klerus
von Gernot Facius
Allmählich dämmert auch dem letzten katholischen Bischof, dass man die Problematik der praktizierten Homosexualität und der Pädophilie in der Kirche zu wenig ernst genommen hat. Die lange Liste der Missbrauchsfälle in den USA, wo inzwischen eine Diözese wegen der exorbitant hohen Entschädigungssummen Insolvenz angemeldet hat, und nun die Berichte über sexuelle Fehltritte im Priesterseminar des österreichischen Bistums St. Pölten reißt die Kirchenverantwortlichen jäh aus ihrer Mentalität des Wegschauens und des Kleinredens solcher Vorkommnisse. Es ist noch nicht einmal zehn Jahre her, dass ein Bischof den Vorwurf der homosexuellen Handlungen, der gegen den ehemaligen Religionslehrer und späteren Wiener Kardinal Hermann Groer erhoben worden war, im Brustton der Überzeugung als "denkunmöglich" bezeichnet hatte.
Lesen Sie hier den Beitrag aus WELT vom 15.07.2004 zu Ende.
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SINNSUCHE UND RELIGION
Urlaub im Kloster nervt Mönche und Nonnen
Der Andrang von gestressten Städtern auf deutsche Klöster überfordert Nonnen und Mönche: Viele sehen ihre Religiosität in Gefahr.
So richtig ausgelassen feiern konnten die Bierseligen im bayerischen Benediktiner-Kloster Andechs noch nie: "Singe im Gesangsverein, in diesem Haus muss Ruhe sein", mahnt ein Schild die Zecher in der Braustube, und Ordner achten darauf, dass der Anstand gewahrt bleibt. Dennoch konnte sich das Kloster in den vergangenen Jahren zum Mekka der Biertrinker entwickeln.
Vater des Erfolgs war der lebensfrohe Pater Anselm Bilgri, 50, viele Jahre des Klosters Cellerar. Er verdoppelte den Bierausstoß der Klosterbrauerei auf 115 000 Hektoliter und steigerte den Umsatz auf rund 20 Millionen Euro im Jahr. Und Pater Anselm wagte noch mehr: Er trat als Talkmaster im Fernsehen auf, schrieb ein Buch für Manager und lotste weltliche Gäste zu Tausenden auf den heiligen Berg.
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GESELLSCHAFT
Wie homosexuell ist Deutschland?
Lesben und Schwule sind in unserer Gesellschaft akzeptiert wie nie: Sie leiten Regierungen, machen Medienkarriere, gründen Familien. Nicht alle sind über diese Entwicklung glücklich
Als Volker Beck (Bündnis 90/Die Grünen) am 1. Juli in der Zuwanderungsdebatte das Wort ergriff, fiel dem Abgeordneten Reinhard Grindel (CDU) bereits nach 46 Worten das erste Gegenargument ein. Er rief: "Wieso hat der eigentlich als Erster das Wort? Geht es nach Schönheit?"
Sein Parteikollege Peter Müller, der saarländische Ministerpräsident, kam nach Beck ans Mikrofon und legte humoristisch nach: "Verehrter Herr Kollege Beck, da Sie eben mit Blick auf die Bundesratsbank erklärt haben, dass Sie uns, dass Sie mir in Sachen Härtefallklausel "Feuer unter dem Hintern" machen, werde ich darüber nachdenken, ob diese Drohung ausgerechnet von Ihrer Seite mich wirklich beeindruckt." Auch im Bundestag lässt man eben nur ungern eine Gelegenheit aus, einen Schwulenwitz zu reißen.
Dabei hatte schon Konrad Adenauer den Hinweis auf die Homosexualität seines Außenministers Heinrich von Brentano ziemlich locker genommen: "Dat ist mir ejal, solange er misch nit anpackt." Und selbst in der Union gibt es inzwischen die schwullesbische Arbeitsgruppe (Eigenwerbung: "Sie müssen nicht alles schlucken - werden Sie Mitglied der LSU"), die freilich regelmäßig mit manchen Zielen der Mutterpartei hadert.
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ISLAM
Der Prophet und die Frauen
von Guido Heinen
In den vergangenen Monaten konnte man glauben, alle Probleme im Zusammenleben mit Muslimen bestünden darin, ob eine muslimische Lehrerin im Staatsdienst ihr Kopftuch tragen darf. Dass dies nur die Oberfläche einer tiefgehenden kulturellen Auseinandersetzung ist, hat mancher geahnt. Eine neue, bemerkenswerte Perspektive entwickelt der ebenso streitbare wie scharf analysierende Orientalist Hans-Peter Raddatz: Demnach ist die Unterdrückung der Frau dem modernen Islam immanent. Raddatz sieht den aktuellen Islam als Ausläufer einer archaischen, Frauen unterdrückenden Kultur. Diese propagiere und lebe ein Programm männlicher Dominanz weiter, das in Europa spätestens mit der Aufklärung erledigt worden sei.
Raddatz sieht unsere westlichen Gesellschaften als zu geschwächt, um den vitalen islamischen "Menschenstrom" (Michel Foucault) auch nur als Gefahr wahrzunehmen. Vor allem ein angeblich gewolltes Missverständnis stört den Islam-Kenner, und er geht es mit allen verfügbaren Quellen und Argumenten an: die Unterscheidung zwischen "Islam" und "Islamismus". Sie verhindere eine präzise, wahrhaftige Auseinandersetzung mit dem Islam, der nur aus der Geschichte der zur "Umma" geschweißten Glaubensgemeinschaft, der daraus gespeisten religiösen Gewalt des "Dschihad" und der ewigen Verbindung von Staat und Moschee erklärbar sei.
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GESELLSCHAFT
Um den Vater gebracht
Das Adoptionsrecht für Gleichgeschlechtliche bedient eigennützige Motive lesbischer Frauen
von Gerhard Amendt
"Und das ist auch gut so." Warum eigentlich? Ist es wirklich so gut, dass die rot-grüne Regierung, hier mehr vom Grünen als vom Roten getrieben, sich anschickt, Wünsche von Homosexuellen zu erfüllen, die doch gar nicht so selbstverständlich sind, wie diejenigen tun, die diese Wünsche ständig äußern. Möglicherweise hat nach vielen Jahren des ökonomischen Wachstums die menschheitsgeschichtliche Kausalität sich noch nicht wieder bemerkbar gemacht, dass die Erfüllung von Wünschen an Voraussetzungen gebunden ist.
Jenes - lange Zeit die gesellschaftliche Mentalität beherrschende Gefühl - "Willst du was, dann nimm es dir!" scheint noch immer so mächtig, dass die meisten, die von ökonomischen Zwängen oder dem Rückgriff auf basale Werte unserer Kultur daran erinnert werden, das als äußerst ernüchternd erleben. Wer die Ernüchterung sich vom Leibe halten will, weil er glaubt, die Realität mit ihren Anforderungen sich unterwerfen zu können, der wird markschreierisch - wie das die Homosexuellensprecher der Grünen tun - reflexartig von Diskriminierung reden.
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DEUTSCHLAND
Kardinäle im Clinch
Offener Konflikt zwischen Meisner und Lehmann über Neuausrichtung
von Gernot Facius
Bonn - Die innerkirchliche Debatte über die Bewertung des 95. Deutschen Katholikentages vom 17. bis 20. Juni in Ulm hat sich zu einem offenen Konflikt zwischen den Kardinälen Joachim Meisner (Köln) und Karl Lehmann (Mainz) ausgeweitet. Meisner fordert eine "Neuausrichtung" der vom Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) veranstalteten Laientreffen, in denen er ein Forum für Kirchenkritiker sieht. Unverständnis äußert er über das Verhalten von Lehmann, der als Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz in Ulm zugegen war und mit dem vom Papst geregelten Tübinger Theologen Hans Küng diskutiert hatte (WELT vom 21. Juni).
In einem Beitrag für die Kölner Kirchenzeitung stellt sich Kardinal Meisner auf die Seite des Bamberger Erzbischofs Ludwig Schick, der wegen seiner Kritik an dem Katholikentag - "ein Debattierklub", der zur Orientierungslosigkeit beitrage - von Lehmann und dem ZdK-Präsidenten Hans Joachim Meyer kritisiert worden war. Meisner nimmt vor allem Anstoß an der Präsenz des 1991 vom Priesteramt suspendierten Paderborner Theologen Drewermann, der in Ulm scharf mit Rom, dem Zölibat und dem kirchlichen Amtsverständnis ins Gericht ging, und des ebenfalls gemaßregelten französischen Bischofs Jacques Gaillot. "Prädestiniert Unkirchliches dazu, zum Katholikentag eingeladen zu werden?" fragt der Kardinal.
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