Aktuell Mai 2004
KATH.KIRCHE IN DEUTSCHLAND
Latein erobert die Kanzel
Gottesdienste in der Tradition des "Tridentinischen Konzils" erleben eine Renaissance - auch in München füllen sie nicht nur Pfingsten die Kirchen
von Barbara Reitter-Welter
Es kam einer Revolution gleich, als die Delegierten des II. Vatikanischen Konzils (1962 bis 1965) beschlossen, die bis dahin offizielle Liturgie-Sprache Latein abzuschaffen. Volkstümlichkeit war angesagt unter Papst Johannes XXIII. und seinem Nachfolger Paul VI., Verständlichkeit und Nähe zum gläubigen Bürger, der endlich verstehen sollte, was die alten lateinischen Texte enthielten. Episteln und Evangelium sollten von nun an in der Muttersprache des jeweiligen Landes verlesen werden. Die Kirche wollte nicht zuletzt dem schon damals wachsenden Exitus der Gläubigen Einhalt gebieten. So dominierte seit den späten 60er-Jahren Deutsch in allen katholischen Kirchen. Manch junger Priester ging sogar so weit, selbst Mozarts Messen mit ihren lateinischen Texten als liturgisch nicht mehr tragbar aus der Kirche zu verbannen.
Jetzt dreht sich das Rad der Geschichte wieder zurück: Überall im Land besinnen sich katholische Geistliche auf die alte Tradition der lateinisch gesprochenen Liturgie. Und der Zuspruch der Gläubigen, darunter viele junge Menschen, gibt ihnen Recht. Die Kirchen sind voll. Stehen die Zeichen auf neuen Konservativismus - oder entspricht die Kehrtwende einem zutiefst menschlichen Bedürfnis nach Spiritualität mit einem Hauch von Geheimnis?
Der Münchner Pfarrer Adalbert Mehrlein, 63, ist einer der "Abtrünnigen", die - mit offizieller Genehmigung von Friedrich Kardinal Wetter - regelmäßig Messen in der alten Form zelebrieren. Anfangs nur einmal im Monat, leitet er nun bereits zweimal pro Woche - jeden Mittwoch und Sonntag - im barocken Kleinod der Damenstiftskirche in der Innenstadt Gottesdienste in der Tradition des "Tridentinischen Konzils". Nach Altvätersitte wendet sich der Pfarrer dabei zum Altar hin - also "zur aufgehenden Sonne, denn alle alten Kirchen sind geostet", sagt Mehrlein.
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VATIKAN
Millionen gegen Mohammed
Der Vatikan will weltweit die Ausbreitung des Islam stoppen. Eine kaum bekannte Organisation gibt dafür Riesensummen aus
von Andreas Englisch
Die Chefs der mit weitem Abstand größten Einrichtung der katholischen Kirche residieren in Rom nahe der Spanischen Treppe. Hier werden sie eingenebelt von den Ausdünstungen gewaltiger Schnellrestaurants, und die Priester drängen sich auf dem Weg zu ihrem Arbeitsplatz nicht nur durch Touristenmassen, sondern müssen auch noch an den teuersten Unterwäsche-Boutiquen der Stadt vorbei. Dafür wissen alle Mitarbeiter, dass ihr Job ungeheuer an Bedeutung gewonnen hat. Sie arbeiten für eine der einflussreichsten und zugleich unbekanntesten Organisationen des Vatikans.
Die "Congregatio pro Gentium Evangelizatione", die Kongregation für die Evangelisierung der Völker, die zwischen 1566 und 1572 aus der Kongregation "De Propaganda Fide" von Papst Pius V. hervorging, versuchte bisher - ohne das große Interesse der Weltöffentlichkeit zu erlangen -, den christlichen Glauben auf dem Globus zu verbreiten. Geostrategisch schien die Kongregation völlig bedeutungslos, kein Außenminister nahm sich die Zeit, mit ihren Vertretern zu sprechen. Doch das war in der Welt von gestern.
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HINTERGRUND
Metin Kaplan und der Kalifatsstaat
Als Cemaleddin Kaplan im Jahr 1995 auf dem Sterbebett verfügte, sein Sohn Metin solle seine Nachfolge antreten, hatte dessen Gruppe "Kalifatsstaat" ihren Zenit längst hinter sich. Metin Kaplan, nun in Würden als selbst ernannter "Kalif von Köln", gebietet seitdem über eine 800 Anhänger starke Sekte, die sich als Neuauflage der moslemischen Urgemeinde zu Zeiten Mohammeds des Propheten stilisiert - und dafür Spott und Ablehnung fast aller anderen Moslems erntet.
Anfangs, zur Zeit seiner Gründung 1983, war der "Kalifatsstaat" (Hilafet Devleti) eine Abspaltung von der islamistischen, gewaltlosen Milli Görüs (Nationale Weltsicht). Ein jahrelanger Streit war diesem Schisma vorausgegangen: Denn Milli Görüs forderte den Laizismus in der Türkei zwar stets heraus; die Organisation erklärte aber dem Staat nie den Krieg. Die Anhänger um Kaplan dagegen sahen im türkischen Staat immer eine Sünde gegen die Religion. Sie verkörpern jene Strömung, die bis heute nicht verwunden hat, dass die türkische Nationalversammlung im Jahr 1924 die Aufhebung des Kalifats, des ursprünglichen Leitgedankens auch des Osmanischen Reichs, bestimmt hatte und somit die Gesellschaft radikalen Umwälzungen unterwarf. Den Kaplanisten schwebt noch heute vor, einen Stellvertreter (Kalifen) des Propheten Mohammed als oberste politische Instanz regieren zu lassen. Kaplan scharte in NRW viele Getreue um sich.
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HINTERGRUND
Ein Ruck muss durch Europa gehen
Von Jürgen Habermas
Die Osterweiterung überfordert die bestehenden Strukturen der EU. Falls die geplante Verfassung scheitert, wird Europa unregierbar. Zur Herausbildung einer europäischen Identität gibt es daher nur eine Alternative: Der alte Kontinent verschwindet von der weltpolitischen Bühne.
Nachdem sich die europäischen Regierungen auf den vom Konvent ausgearbeiteten Verfassungsentwurf nicht haben einigen können, ist die europäische Einigung wieder einmal ins Stocken geraten. Das gegenseitige Misstrauen der Nationen und Mitgliedstaaten scheint zu signalisieren, dass die europäischen Bürger kein Gefühl der politischen Zusammengehörigkeit haben und dass die Mitgliedstaaten weiter denn je davon entfernt sind, ein gemeinsames Projekt zu verfolgen.
Ich möchte zwei Fragen behandeln: zum einen, ob eine solche europäische Identität nötig (I), zum andern, ob eine entsprechende transnationale Erweiterung der staatsbürgerlichen Solidarität überhaupt möglich ist (II).
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IRAK
Vergesst die Demokratie: Im Irak wird ein starker Mann gesucht
von Michael Stürmer
Man kann den Amerikanern vieles vorwerfen, nicht aber, dass sie den Irak behalten wollten. Der Krieg, gedacht als chirurgische Operation gegen die Bad Guys, ist sie teuer zu stehen gekommen, was Gut und Blut, Freunde und Vertrauen betrifft. Auch für das Öl sind sie bereit zu bezahlen, und je mehr davon den Weltmarkt erreicht, desto besser wäre es gerade derzeit für Amerika, Europa und den Irak.
Gegenwärtig ist es Washingtons Hauptinteresse, den Irak möglichst bald, mit wehenden Fahnen und aufrechten Hauptes, seinem Schicksal zu überlassen - wenn sie nur einen starken Mann hätten (nach Landessitte brauchen Frauen sich nicht zu bewerben), der das Unmögliche verbindet: die feste Hand und ein bisschen Liebe zum Westen. Es lohnt sich, die Umrisse eines solchen Typs in den Sand des Zweistromlands zu zeichnen.
Den amerikanischen Weg der Demokratie wird der Irak in absehbarer Zeit nicht beschreiten. Wer Demokratie sät, so sagen kluge, dem Westen zugewandte Ägypter, Jordanier und Saudis, wird Osama Bin Laden ernten und sich dann nach gemäßigten Herren zurücksehnen. Der Westen, so warnen sie, sollte Vorsicht walten lassen bei seinen Gebeten für Demokratie: Sie könnten erfüllt werden, aber nur ein Mal.
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VATIKAN
Der alte Mann und die Erinnerung
Papst Johannes Paul II. hat seine Memoiren veröffentlicht, Abschluss eines großen Schriftstellerlebens
von Paul Badde
Rom - Der Entschluss, Priester zu werden, ist für Johannes Paul II. in der Kanalisation gereift - im polnischen Untergrund, im Krieg, unter deutscher Besatzung. Das hat der Papst 1996 im ersten Teil seiner Autobiografie enthüllt. Der klärende Ruf, Bischof zu werden, hat ihn hingegen im Juli des Jahres 1958 auf den Wellen ereilt, auf einer Bootsfahrt, mit Hemingways "Der Alte Mann und das Meer" in seinem Gepäck, dem Klassiker des 20. Jahrhunderts über die (angebliche) Vergeblichkeit allen Kampfes. Übernächtigt und unausgeschlafen hatte er die offizielle Ernennung dann nach einer abenteuerlichen Tramp- und Bahnfahrt im Palais von Kardinal Primas Stefan Wyszinski entgegen genommen, nur zwölf Jahre nach seiner Priesterweihe, bevor ihn wenige Tage später Erzbischof Baziak seinen Mitbrüdern in Krakau schon scherzhaft mit den Worten "Habemus papam!" vorstellte.
Wie aus dem Scherz dann innerhalb von 20 Jahren Ernst wurde, lässt sich seit Dienstag dem zweiten Teil seiner Autobiografie mit dem Titel "Auf, lasst uns gehen. Erinnerungen und Gedanken" (Weltbild, Augsburg. 224 S., 14,90 Euro) entnehmen, der anlässlich seines 84. Geburtstages in Rom von höchsten Würdenträgern des Vatikans und Italiens gemeinsam vorgestellt wurde. Festlicher geht es nicht und auch nicht feierlicher, und auch mehr Erfolg versprechend. Die deutsche Erstauflage des schmalen Buches liegt bei rund 100 000 Exemplaren, international beträgt sie rund eine Million Exemplare. Das Manuskript war Rezensenten so verschlossen wie der Goldschatz von Fort Knox.
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DEUTSCHLAND
Katholiken-Forum will neue Abtreibungsdebatte
Gesetzesänderung und klare Abgrenzung vom Verein Donum Vitae gefordert - Kongress in Regensburg
von Gernot Facius
Regensburg - Ein alter Streit lodert wieder auf: Fünf Jahre nach dem Machtwort des Papstes, das die katholischen Bischöfe in Deutschland zum Ausstieg aus der gesetzlichen Schwangerenkonfliktberatung zwang, gibt sich der prononciert romtreue Flügel der Kirche mit dem Erreichten nicht zufrieden. Der nächste Schritt soll die klare Abgrenzung vom Verein Donum Vitae (Geschenk des Lebens) sein, in dessen Beratungsstellen nach wie vor der für eine straffreie Abtreibung benötigte "Schein" ausgestellt wird.
Auf dem vom Forum Deutscher Katholiken veranstalteten Regensburger Kongress "Freude am Glauben" verabschiedeten die etwa 1000 Teilnehmer fast einstimmig eine Erklärung gegen Donum Vitae. Allen haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern der Kirche solle die Mitarbeit in dem Verein verboten werden, so der Beschluss, die Grundsätze von Donum Vitae seien mit der Lehre der Kirche unvereinbar. Der Verein trage durch seine Tätigkeit dazu bei, dass in Deutschland ungeborene Kinder straffrei getötet würden. Außerdem sei er mitverantwortlich dafür, dass sich das Rechtsbewusstsein in der Abtreibungsfrage permanent verschlechtere. "Die Abgrenzung muss auf allen Ebenen einsichtig gemacht und durchgeführt werden", heißt es in der Entschließung. Der Leiter des Kongresses, Alois Konstantin Fürst von Löwenstein, meinte, eigentlich müsste der Name des Vereins "Geschenk des Todes" heißen. In der Resolution komme die Unzufriedenheit mit der Mehrheit des deutschen Episkopats zum Ausdruck, der es nach Meinung des Forums an ausreichender Distanz zu Donum Vitae fehle. Denn seit seiner Gründung vor fünf Jahren werde der Verein - er wird von prominenten Laien unterstützt - immer noch in der Öffentlichkeit mit der katholischen Kirche in Zusammenhang gebracht. Deshalb dürften Pfarrheime, Bildungshäuser und andere kirchliche Einrichtungen nicht für Donum Vitae zur Verfügung gestellt werden, forderte die Regensburger Versammlung.
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ZUKUNFT IN DEUTSCHLAND
Alt, aber sicher
Vergreisung sorgt für weniger Straftaten. Experten warnen aber vor "geriatrischer Kriminalität"
von Ulli Kulke
Berlin - Auch wenn der Nachrichtendschungel anderes suggeriert: Die Zahl der Straftaten im Land ist seit zehn Jahren spürbar zurückgegangen, meldet Kriminalforscher Christian Pfeiffer. Besonders auffällig sei dies bei Mord und Totschlag, Bankraub oder Autodiebstahl. Die Ursache: Es gebe immer mehr alte Menschen und immer weniger junge. Neben Altersstarrsinn und Altersdemenz haben wir es eben auch zunehmend mit Altersbravheit zu tun.
Pfeiffer ermittelte per Umfrage jetzt aber auch, dass die Furcht vor Kriminalität, die Meinung, sie habe sich rapide verstärkt, heftig angestiegen sei. Dies könnte ja - neben dem verdreifachten Anteil von TV-Sendungen mit Kriminalbezug - dieselbe Ursache haben: Alte Menschen hegen größere Ängste vor Überfällen. Sorgt der demographische Trend also dafür, dass bald alle nur noch zittern, aber nichts mehr passiert?
Nicht unbedingt. Bevölkerungswissenschaftler und Kriminalexperten warnen vor verstärkten Wanderungen unter den Alten: Aus den Reihen derer, die Angst haben, selbst Opfer zu werden, hin zu den Tätern. In den USA, mit vergleichbarer Bevölkerungspyramide, sieht man bereits eine drohende "geriatrische Kriminalitätswelle".
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DEUTSCHLAND
Der Apostel der Deutschen
Vor 1250 Jahren fand Bonifatius den Märtyrertod. Die Katholiken feiern den Heiligen, die Protestanten bewerten ihn neu
von Gernot Facius
Was wäre, wenn? Dem Benediktinermönch Winfried wäre ein ruhiges Gelehrtenleben in der Stille des Klosters Nursling in Wessex beschieden gewesen, wenn ihn nicht um 713, mit 40 Jahren, der Missionseifer gepackt hätte. Den Grammatiklehrer und Bücherfreund trieb es hinaus über den Ärmelkanal zu den Völkern Germaniens. Aus Winfried ("Freund des Friedens") wurde Bonifatius ("Wohltäter"), er gab der Kirche in Deutschland Strukturen, die noch heute Bestand haben: Bonifatius reorganisierte die Bistümer Passau, Regensburg und Salzburg, gründete Diözesen wie Würzburg und Eichstätt und legte mit seiner Lieblingsstiftung Kloster Fulda den Grundstein für das spätere osthessische Bistum.
"Mit Bonifatius begann gewissermaßen die Geschichte des Christentums in Eurem Land", sagte Papst Johannes Paul II., als er am 18. November 1980 Fulda besuchte. Die Einschränkung "gewissermaßen" deutet an, was den "Apostel der Deutschen", dessen Martyrertod sich am 5. Juni zum 1250. Mal jährt, von anderen Missionaren unterscheidet. Er hat das Evangelium nicht wirklich neu gebracht. Er missionierte in einer Gegend, wo das Christentum schon Fuß gefasst hatte. Aber der Glaube war schwach und schal geworden.
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IRAK
Vatikan hält Folteraffäre für schlimmer als 11. September
Mit einem drastischen Vergleich hat der Vatikan die Misshandlungen irakischer Gefangener durch US-Soldaten kritisiert. Die Folteraffäre sei für die USA ein größerer Schlag als die Anschläge vom 11. September 2001.
Rom - Der Skandal heize den Hass der Araber gegen den Westen und vor allem gegen die Christenheit an, sagte der Außenminister des Vatikans, Erzbischof Giovanni Lajolo der Tageszeitung "La Repubblica". "Die Misshandlungen? Sie sind ein größerer Schlag für die USA als der 11. September. Der Punkt ist, dass dies nicht von Terroristen herbeigeführt wurde, sondern von Amerikanern gegen sich selbst", sagte der Erzbischof.
Der Folterskandal mache es umso wichtiger, dass die Vereinten Nationen im Irak eingriffen und die USA so schnell wie möglich die Macht an die Iraker übergäben, sagte Lajolo.
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RELIGION & POLITIK
Globaler Dschihad: Die islamische Weltrevolution
Mit dem Totalitarismus gibt es keinen Dialog - Standpunkt
von Bassam Tibi
Nach dem 11. März von Madrid meinte der saudische Vorsitzende des Zentralrates der Muslime in Deutschland, dieser Terror habe mit dem Islam nichts zu tun. Doch "den Islam" gibt es nicht. Der Islam ist eine Weltreligion, die zahlreiche Facetten hat: Sie kann als "Religion der Liebe" (so der große Sufi-Muslim Ibn Arabi), der Vernunft (so der große Philosoph Ibn Ruschd/Averroës) oder des Dschihad gegen Ungläubige gedeutet werden. Alle diese Spielarten sind islamisch.
Osama Bin Laden ist ein Schüler des 1966 gehenkten Sayyid Qutb. Dieser ist der geistige Vater der Idee der "Hakimiyyat Allah" (Gottesherrschaft). Nach Qutb kann es nur Frieden geben, wenn der Islam global vorherrscht; somit sei "eine Weltrevolution mittels des Dschihad" Voraussetzung für den Weltfrieden. Dies übernimmt Osama Bin Laden. Die Muslime müssten "globalen Dschihad gegen den globalen Unglauben" führen.
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DEUTSCHLAND
Mit 13 das erste Mal betrunken, mit 17 Alkoholikerin
Steuer auf Alcopops reicht nicht. - Besuch in einer Suchtklinik für Jugendliche
von Silke Wichert
Ahlhorn - Genauso sollte es sich anfühlen. Keine Sorgen, kein Stress. Alles ganz weit weg. Nur manchmal, zwischen zwei tiefen Schlucken, mischte sich dieser Gedanke dazwischen: Komm ich noch klar? Dann klirrte die Bierflasche ihrer besten Freundin wieder an ihre, und Jenny (Name geändert) nahm den nächsten Schluck. Der lästige Gedanke war weg. Sie konnte in Ruhe weiter saufen.
Mit 13 hatte sich Jenny das erste Mal betrunken. Mit 15 war sie regelmäßig voll. Mit 17 Alkoholikerin. Das wusste sie damals natürlich noch nicht. Rumprobieren, Erfahrungen sammeln, feiern gehen - das gehörte zum Jungsein schließlich dazu. Mit 23 als Patientin in einer Entwöhnungsklinik zu sitzen - das irgendwie nicht.
Die Dietrich-Bonhoeffer-Klinik liegt in Ahlhorn, ländliche Provinz zwischen Oldenburg und Osnabrück. Ein flacher roter Klinkerbau mit langen Gängen, die zu Zweibettzimmern und Aufenthaltsräumen führen, an den Wänden hängen selbst gemachte Fotocollagen. Neben dem Hauptgebäude gibt es eine Sporthalle, auf dem Hof stehen Tischtennisplatten. Wie in einer Jugendherberge.
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NIGERIA
Mehr als 630 Moslems getötet
Christliche Milizen haben in Nigeria einen moslemischen Ort angegriffen. Mindestens 630 Menschen kamen dabei ums Leben.
Bei einem Angriff christlicher Milizen auf ein moslemisches Dorf in Nigeria sind nach Angaben des Lokalpolitikers Yakubu Haruna mehr als 630 Menschen getötet worden. Weitere würden vermisst.
«Wir haben mehr als 630 Menschen begraben», sagte Haruna am Donnerstag der Nachrichtenagentur AFP in der Ortschaft Yelwa. Augenzeugen bestätigten die Zahl. Umar Abdu Mamairiga vom nigerianischen Roten Kreuz sagte an einem Massengrab vor Ort, möglicherweise gebe es nach dem Angriff am vergangenen Sonntag sogar noch mehr Tote.
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EUROPA
Antisemitische Welle erfasst Frankreich
Delikte nehmen im ersten Quartal um 60 Prozent zu - Paris will gegen Neonazis und radikale Imame vorgehen
von Jochen Hehn
Paris - Nach der Schändung von 127 jüdischen und 22 christlichen Gräbern im Elsass hat der französische Premierminister Jean-Pierre Raffarin zugesichert, alle dem Staat zur Verfügung stehenden Mittel einzusetzen, um dem Vandalismus Einhalt zu gebieten und die Täter zur Strecke zu bringen. Peinlich sind die Vorfälle für die Regierung vor allem deshalb, weil erst in der letzten Woche Wirtschafts- und Finanzminister Nicolas Sarkozy der sozialistischen Vorgängerregierung vorgehalten hatte, den Antisemitismus in Frankreich nicht entschieden genug bekämpft und damit das Ansehen der Republik beschädigt zu haben. Jüngste Zahlen belegen indes, dass im ersten Vierteljahr in Frankreich bei antisemitischen Gewaltakten eine Zunahme von 60 Prozent registriert worden ist. In dieser Zeit war Sarkozy noch als Innenminister für die innere Sicherheit verantwortlich.
Die Grabschändungen wurden sowohl von Präsident Jacques Chirac als auch von Raffarin aufs Schärfste verurteilt. Am Donnerstag wird Erziehungsminister François Fillon in Colmar in Anwesenheit führender Vertreter aller französischen Religionsgemeinschaften die Bedeutung des Kampfes gegen Rassismus und Antisemitismus hervorheben.
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USA
Seismologe sagt Kalifornien starkes Erdbeben voraus
Forscher war bereits zwei Mal erfolgreich bei Vorhersagen - Stärke 6,4 bis 5. September - Bewährungsprobe für Prognose-Experten
von Axel Bojanowski
Los Angeles - In der Erdbebenvorhersage machen immer wieder Scharlatane von sich reden. Sie können angeblich Beben vorher hören, sie am Stand von Himmelskörpern rechtzeitig erkennen oder haben andere geheimnisvolle "Beweise". Obgleich noch keine dieser Vorhersagemethoden mehrfach erfolgreich war, stoßen sie auf großes Interesse. Im Gegensatz zur bisher hilflosen Naturwissenschaft verheißen sie Gewissheit und nicht angstvolles Ausgeliefertsein.
Nun wagen erstmals Wissenschaftler eine erstaunlich präzise Erdbebenvorhersage - auf jeden Fall präzise für bisherige Verhältnisse. Seismologen um Vladimir Keilis-Borok von der University of California in Los Angeles sagen für Kalifornien bis zum 5. September ein schweres Erdbeben der Stärke 6,4 voraus. Das Beben werde etwa 150 Kilometer nordöstlich von Los Angeles unter der Mojave-Wüste entstehen. Damit dürfte das Beben wohl nicht die katastrophalen Ausmaße des Magnitude-7,8-Bebens von San Francisco im Jahr 1906 erreichen - damals starben um 3000 Menschen. Dennoch könnten die Folgen gravierend sein und sind schwer abzusehen. Die Prognose beruht auf der Messung kleinerer Erdbeben in der Region, die in einem bestimmten Muster aufgetreten sind und ein größeres Beben ankündigen.
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ENTDECKUNG
Arche Noah auf 5000 Metern?
Archäologen spüren mittels Satellitenfotos auf dem Berg Ararat der Bibel nach
Washington - dpa/trs - Darf man die Bibel wörtlich nehmen? US-amerikanische und türkische Archäologen wollen dieser Frage einmal mehr nachgehen. Sie hoffen, bei einer Mitte Juli in der Türkei startenden Expedition die Arche Noah zu finden.
Daniel McGivern ist der streng katholische Organisator der Suchaktion. Er erklärt, die Hitze des vergangenen Sommers habe Eis und Schnee auf dem über 5000 Meter hohen Berg Ararat im Osten der Türkei schmelzen lassen. Daraufhin habe er Satellitenfotos in Auftrag gegeben, die ein schiffähnliches, 135 Meter langes Objekt erkennen ließen. Die Arche, wie er vermutet.
Dem biblischen Buch "Genesis" zufolge wollte Gott durch eine Sintflut die sündige Menschheit bestrafen. Nur Noah, seine Familie und ein Pärchen von jeder Tierart sollten in der Arche die Überschwemmung der Erde überleben. Als die Fluten wieder sanken, strandete die Arche Noah angeblich auf dem Berg Ararat. Doch bislang konnte die Existenz des biblischen Schiffes nicht nachgewiesen werden. Das soll die Expedition ändern. Das Team will den vermeintlichen Fund aber nicht ausgraben, sondern nur fotografieren.
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IRAK-HINTERGRUND
Fundamentalismus der Killer
Der militante Islamismus hat totalitäre Wurzeln. Doch er ist auch ein Nebeneffekt der Globalisierung. Das wird von den Verteidigern der Freiheit gern vergessen
Von Thomas Assheuer
Man kann über die amerikanischen Neokonservativen sagen, was man will: Sie haben die Gleichgültigen daran erinnert, dass man sich mit Massenmördern vom Schlage eines Saddam Hussein nicht abfinden darf. Mit diesem moralischen Argument, so es denn nicht nur taktisch gemeint war, hatten die "Neocons" Recht. Doch in allem anderen haben sie sich geirrt. In dem Glauben, ein Krieg im Irak werde den Terrorismus besiegen; in der Überzeugung, Amerika könne seine schützende Hand über die Welt legen wie einst das römische Imperium.
Das neokonservative Projekt liegt in Trümmern, und die Propagandisten eines künftigen Hegemons sind kleinlaut geworden. Das Desaster der militärischen "Lösung" führt zurück zu einer Frage, die unter den imperialen Blütenträumen in Vergessenheit geriet und die konservative Intelligenz ebenso spaltet wie die linke.
Diese Frage ist an Schlichtheit nicht zu überbieten und lautet ganz einfach: Ist bin Laden ein Nachfolger von Hitler, Stalin und Mao und damit der geistige Wiedergänger des totalitären Denkens? Oder handelt es sich beim islamistischen Terror um eine Begleiterscheinung der Globalisierung mit sozialen und kulturellen Ursachen? Diese Frage scheidet die Geister und trennt die Welten.
Lesen Sie hier den Beitrag aus DIE ZEIT Nr. 19/04 zu Ende.
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