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Interviews

Aktuell Februar 2004

JESUS-HORROR

Dornenkronen-Massaker

Mel Gibsons "Die Passion Christi" zeigt die Kreuzigung als Horrorfilm - und verfehlt damit das Geheimnis der Erlösungsbotschaft

von Heimo Schwilk und Miriam Hollste

Dieser Film macht fassungslos. Die Mittel, die er einsetzt, um das gewaltigste Drama des Religiösen ins Bild zu setzen, das die Welt kennt, den Opfertod Gottes am Kreuz, sind dermaßen verfehlt, dass es jedem Gläubigen, der sich dieses Kino-Spektakel zumutet, den Atem verschlägt. Zu berichten ist über ein Kettensägen-Massaker am biblischen Stoff, die Überführung der Passionsgeschichte in ein bluttriefendes Splattermovie.

Dabei ist die filmerzählerische Konzentration auf die Qualen des Erlösers durchaus einleuchtend, denn das Zentrum des christlichen Glaubens bildet ein zweifacher Skandal: die Hinrichtung des Gottessohnes und die Auferstehung des geschundenen Fleisches. Diese unerhörte Vorstellung wird von Andersgläubigen als Verhöhnung göttlicher Allmacht verworfen. "Sanfte" Reformtheologen der Gegenwart beklagen sie als inhumanes Blut-Ritual. Die abendländische Kunst hat das Bild des Gekreuzigten in endlosen Variationen darzustellen versucht - aber viel mehr als von eschatologischer Hintergrundstrahlung illuminierte Apotheosen des Schmerzes sind bis heute nicht dabei herausgekommen. Das Mysterium der Fleischwerdung Gottes und die Erlösung der Welt durch den Opfertod Christi sind schlicht nicht darstellbar - so wenig wie die Transsubstantiation von Wein und Brot in den realen Leib Christi beim Abendmahl. Was wir glauben sollen, können wir nicht wissen, und was wir nicht wissen dürfen, können wir nicht darstellen.


Lesen Sie hier den Beitrag aus der WELT am SONNTAG vom 29.02..2004 zu Ende.

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KINO

Jesus ist nichts für Kinder

Laut dem Filmbüro der katholischen Bischöfe Amerikas ist der Film «Die Passion Christi» nichts für Kinder. Folter und Kreuzigung seien «zu heftig».

Normalerweise gilt die Kennzeichnung «A-III» (adults only/ nur für Erwachsene) für Filme ganz anderer Art, aber das Filmbüro der America's Roman Catholic Bishops hat auch Mel Gibsons Jesus-Film als nicht geeignet für Kinderaugen eingestuft.

 

Lesen Sie hier den Beitrag aus der NETZEITUNG vom 26.02.2004 zu Ende.

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DEUTSCHLAND

Offensive gegen radikale Moslems

Schröder berät in Ankara EU-Beitritt der Türkei. Im Mittelpunkt eines Masterplans steht die Gründung einer liberalen Moslemorganisation

Berlin - Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) hat sich dafür ausgesprochen, die Verhandlungen über einen EU-Beitritt der Türkei noch in diesem Jahr aufzunehmen. Bei seinem heute beginnenden Besuch in Ankara soll auch ein Masterplan erörtert werden, um den wachsenden islamischen Fundamentalismus unter den Türken in Deutschland einzudämmen.

Gegenüber der Zeitung "Hürri-yet" erklärte Schröder am Vorabend seines Türkei-Besuchs, wenn die EU Ende des Jahres zu der Auffassung gelange, dass die Türkei die politischen Kriterien in Sachen Rechtsstaat, Demokratie, Menschenrechte und Minderheitenschutz erfülle, könnten die Beitrittsverhandlungen beginnen. Eine stabile, demokratische und säkulare Türkei - so Schröder weiter - könne ein Beispiel für andere moslemische Länder geben und ein wichtiger Beitrag für Sicherheit und Stabilität in ganz Europa sein.

Lesen Sie hier den Beitrag aus der WELT am SONNTAG vom 22.02..2004 zu Ende.

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ZEITGEIST

Christus starb nicht am Kreuz

Hatte Jesus mit Maria von Magdala einen Sohn? Der Super-Bestseller "Sakrileg" schockierte Millionen Amerikaner - und kommt jetzt auf Deutsch heraus

von Uwe Wolff

Harry Potter bekommt Konkurrenz: Die amerikanische Ausgabe von Dan Browns Thriller "Sakrileg" wurde über sechs Millionen Mal verkauft. Der Originaltitel lautet "The da Vinci Code". Dan Brown versteht sein Handwerk und entwirft eine reißend reißerische Bilderflut. Brown kennt das bewährte Rezept für einen Superbestseller: Man nehme eine erzkonservative katholische Organisation wie das Opus Dei, dazu eine geheimnisvolle, kirchenkritische Sekte und lasse beide gegeneinander antreten. Das Thema? Natürlich geht es um eine Verschwörung und ein Geheimnis von angeblich großer Tragweite. Es lautet: Jesus hatte mit Maria von Magdala einen Sohn! Jesus starb nicht am Kreuz, sondern wanderte nach Südfrankreich aus, wo er auch begraben liege. Sein Sohn aber zeugte Nachkommen und rettete die Blutlinie des Nazareners durch die Jahrhunderte bis auf den heutigen Tag.

Dieses Gerücht soll die Grundfesten der Kirche erschüttern? Schon Martin Scorsese zeigt in seinem Film "Die letzte Versuchung Jesu" (1988), wie Jesus mit Maria von Magdala den Beischlaf vollzieht. Maria sagt: "Wir werden einen Sohn haben!" Und in dem Musical "Jesus Christ Superstar" singt Maria von Magdala ebenfalls von ihrer großen sinnlichen Liebe zu dem Heiland. Fantasiegeschichten aus dem Leben Jesu wurden seit der Frühzeit des Christentums immer wieder in Umlauf gebracht. Sie werden Apokryphen ("verborgene Schriften") genannt. Die Kirche hat sie nicht in die Bibel aufgenommen, weil sie mehr das Bedürfnis nach Unterhaltung befriedigen als der Wahrheitsfindung dienen.

Lesen Sie hier den Beitrag aus der WELT am SONNTAG vom 22.02..2004 zu Ende.

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CIA

Der Intelligenztest

Nach derzeitiger Nachrichtenlage hat die CIA mehr damit zu tun, sich selbst zu retten als die USA. Warum gelten die Agenten auch im eigenen Land als «bösartige Alleingänger»? Was war und ist der amerikanische Geheimdienst wert?

Hanspeter Born

CIA-Chef George Tenet packte letzte Woche den Stier bei den Hörnern: «Die Frage, die zu Irak gestellt wird, lautet unverblümt: Lagen wir ‹richtig› oder ‹falsch›? Im Nachrichtengeschäft liegt man beinahe nie völlig richtig oder völlig falsch. Dies gilt auch für die Frage der Massenvernichtungswaffen Saddams. Und wie bei vielen der schwierigsten nachrichtendienstlichen Herausforderungen werden wir, wenn alle Tatsachen auf dem Tisch sind, weder völlig richtig noch völlig falsch gelegen haben.» Die Frage ist nur: Lag die CIA zu 95 Prozent richtig, zu 50 oder bloss zu 5 Prozent?

Was ist die CIA wert? Weil vieles von ihrem Tun sich im Schatten abspielt, ranken sich Mythen um die Institution, welche die Realität zu erdrücken drohen. Andererseits brachten oft Anhörungen vor dem Kongress oder Berichte von Untersuchungskommissionen Licht ins Dunkel. Wir wissen erstaunlich viel über die Tätigkeit der amerikanischen Geheimdienste, über ihre Fiaskos und ihre Erfolge.


Lesen Sie hier den Beitrag aus der WELTWOCHE Zürich vom Nr. 07/04 zu Ende.

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KOPFTUCH-STREIT

Der Dialog ist eine Lebenslüge

von Gernot Facius

Der Kopftuch-Streit hat viele Facetten, vor allem aber markiert er das Ende einer Lebenslüge. Euphoriker unter Christen beider großen Konfessionen hatten mit großen Gesten und viel Geld für einen Dialog mit den in Deutschland lebenden Moslems geworben, in der Annahme, so würden sich die Probleme zwischen der Mehrheitsgesellschaft und den Zuwanderern lösen lassen. Jetzt, auf dem Höhepunkt des Disputs über die umstrittene Kopfbedeckung islamischer Frauen, wird offenbar, dass die unterschiedlichen Strömungen im Islam zu einer einheitlichen Bewertung des Kopftuchs - ist es ein religiöses oder ein politisches Symbol? - nicht in der Lage sind; dass ein strukturierter Dialog gar nicht geführt werden kann.

Der Islam in Deutschland verfügt über keine repräsentativen Sprecher oder Institutionen, vor allem fehlen die Partner für das theologische Gespräch. Es sei leichter, kompetente Gesprächspartner in Ägypten zu finden als hier zu Lande, hat der EKD-Ratsvorsitzende Wolfgang Huber in der WELT beklagt. Was bisher als "Dialog" ausgegeben wurde, war ein von den Vertretern zweier islamischer Spitzenverbände dominierter politischer Elitendialog. Hinter diesen Organisationen, Zentralrat der Muslime und Islam-Rat, stehen islamistische Kräfte (saudi-)arabischer beziehungsweise türkischer Provenienz; der Zentralratsvorsitzende Nadeem Elyas würdigte öffentlich "die großartigen Bemühungen Saudi-Arabiens für die Moslems weltweit und für moslemische Minderheiten", wobei er insbesondere seine Glaubensgenossen in Deutschland erwähnte. Doch nur zehn bis 30 Prozent der rund 3,5 Millionen Moslems hier zu Lande sind organisiert. Für wen sprechen die "Dialogpartner"?


Lesen Sie hier den Beitrag aus der WELT vom 16.02..2004 zu Ende.

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MEDIZIN

Ist Genforschung ein religiöses Gebot?

"Du sollst Leben retten!" Ein Plädoyer für das therapeutische Klonen aus biblisch- theologischer Sicht

von Manfred Oeming

Die Welt schreckt auf: Die Nachrichtenagenturen meldeten vor drei Tagen: Südkoreanische Wissenschaftler haben erstmals einen menschlichen Embryo geklont und diesem Stammzellen entnommen. Wenige Veränderungen waren nötig gegenüber dem Versuchsaufbau bei Schaf, Rind und Schwein, um eine Kopie des menschlichen Erbgutes zu realisieren. Kein Zweifel besteht, dass sich Kollegen des südkoreanischen Forschers Hwang bemühen werden, diese Technik noch zu perfektionieren und irgendwann einen im Reagenzglas geklonten Embryo in eine Gebärmutter einzupflanzen und austragen zu lassen.

Das Risiko von Fehlbildungen und unvorhersehbaren Missbildungen ist dabei - wie die Tierversuche zeigen - sehr hoch. Aber die utopische Vorstellung der Reproduktion von beliebig vielen Menschen mit gleichem Aussehen und Charakter wird plötzlich bedrückend real: "Lasset uns Menschen züchten." Die weltweite Reaktion auf diese Meldung ist, vor allem unter religiösen Menschen, Empörung: Klonen - auf gar keinen Fall! Eine solche Manipulation am menschlichen Erbgut ist ethisch nicht zu rechtfertigen. Wir tun hier erste Schritte auf einem Weg, an dessen Ende die Hölle stehen wird. Angst und Sorge um die Würde des Menschen und den umfassenden Schutz des ungeborenen Lebens melden sich - Gott sei Dank - und sprechen aus: Welch eine Sünde!


Lesen Sie hier den Beitrag aus der WELT am SONNTAG vom 15.02..2004 zu Ende.

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ÖKUMENE

Meisner lehnt gemeinsames Abendmahl ab

Im Erzbistum Köln soll es auch weiterhin kein gemeinsames Abendmahl von Katholiken und Protestanten geben. Erst müsse der Dialog zwischen den Kirchen geführt werden, sagt Kardinal Meisner.

Der Kölner Kardinal Joachim Meisner lehnt ein gemeinsames Abendmahl von Katholiken und Protestanten ab. In einem am Mittwoch in Köln veröffentlichten Schreiben werden solche Feiern ausdrücklich untersagt.

Meisner schreibt: «Erst müssen wir im ökumenischen Dialog unsere trennenden Unterschiede in aller Wahrhaftigkeit ausräumen, dann können wir uns auch gemeinsam die eucharistische Einheit schenken lassen.» Damit reagierte er auf Anfragen von Katholiken aus dem Bistum, die sich eine so genannte offene Kommunion gewünscht hatten.

Lesen Sie hier den Beitrag aus der NETZEITUNG vom 11.02.2004 zu Ende.

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VATIKAN

Katholiken finden die BBC gar nicht lustig

Die britische katholische Kirche nutzt eine Comicserie zur General-Abrechnung mit der BBC. Dabei wurde «Popetown» noch gar nicht ausgestrahlt.

Die britische BBC hat es geschafft, mit einer zehnteiligen Cartoon-Serie, die noch gar nicht gesendet wurde, eine Milliarde Menschen zu beleidigen - «alle Katholiken» nämlich. Nach Ansicht der BBC dagegen ist «Popetown» lediglich «lustig, satirisch und bizarr».

Lesen Sie hier den Beitrag aus der NETZEITUNG vom 10.02.2004 zu Ende.

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VATIKAN

Es war das Werk Mussolinis

Vor 75 Jahren ging eines der ältesten europäischen Reiche unter: Der Kirchenstaat. Eines der kleinsten wurde geboren: Der Vatikanstaat

von Andreas Englisch

Der Moment der Demütigung sollte ein unvergesslicher sein. Benito Mussolini, der sonst nur Uniform trug, hatte sich extra einen neuen Anzug schneidern lassen. Im schicken "Tight" legte der Duce am 11. Februar 1929 dem Vertreter des Papstes, Staatssekretär Pietro Kardinal Gasparri, jene Verträge vor, die das Ende des größten europäischen Reiches endgültig besiegeln sollten. Die Unterschriften ließ er im Lateranpalast unter die Dokumente setzen, an jenem Ort, wo im antiken Rom alles begonnen hatte.

Damals, um das Jahr 280, hatte die wohlhabende Familie Laterani einige Gebäude und ihren Garten ausgerechnet jener Sekte geschenkt, die daran glaubte, ein Mann aus Nazareth sei Gottes Sohn gewesen. Die "Sekte" überlebte das Tausendjährige Reich der römischen Kaiser und baute allmählich ein weit mächtigeres auf. Die Päpste herrschten bald über die ganze bekannte Welt, sogar Kaiser beugten sich vor ihnen. Im Jahr 1077 musste Heinrich IV. in Canossa erleben, dass die kirchliche Macht die stärkere war, als Papst Gregor VII. ihn auf Knien im Schnee auf ein Zeichen der Versöhnung warten ließ.


Lesen Sie hier den Beitrag aus WELT am SONNTAG vom 08.02.2004 zu Ende.

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ZUKUNFT

Schöne neue US-Welt

Der Irak-Krieg war trotz aktueller Probleme kein Fehler. Die USA sollten auch künftig instabilen Staaten helfen, sich selbst besser zu regieren

von Francis Fukuyama

George W. Bush und mit ihm die amerikanische Außenpolitik haben eine bemerkenswerte Entwicklung durchgemacht. Als Präsidentschaftskandidat war er ein entschiedener Gegner des so genannten "Nation-Building" - einer Politik des international gestützten Nationsbildungsprozesses in instabilen Staaten. Inzwischen hat er sich eben dieser Politik verschrieben und will die Geschichte einer ganzen krisengebeutelten Weltregion neu schreiben.

Unter Bush haben die USA Verantwortung für die Stabilität und politische Entwicklung zweier moslemischer Staaten übernommen. Von der Befähigung der Amerikaner, nicht allein Kriege zu gewinnen, sondern auch anderen Menschen beim Aufbau sich selbst tragender demokratischer Institutionen und widerstandsfähiger marktwirtschaftlicher Strukturen zu helfen, hängt heute nicht nur im Irak und in Afghanistan, sondern im ganzen Mittleren Osten sehr viel ab.


Lesen Sie hier den Beitrag aus WELT am SONNTAG vom 08.02.2004 zu Ende.

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PHILOSOPHIE & RELIGION

Die religiöse Wärmestube

Der Philosoph Jürgen Habermas weicht das Projekt der Moderne theologisch auf

von Norbert Bolz

Wer Jürgen Habermas als kritischen Aufklärer und Projektleiter der Moderne schätzt, wird vielleicht überrascht gewesen sein, wie groß seine Übereinstimmung mit Kardinal Ratzinger ist. Signalisiert das sympathetische Gespräch, zu dem sich die beiden jüngst in München trafen, eine religiöse Kehre des Kritischen Theoretikers? Wer Habermas gründlich studiert, wird rasch eines Besseren belehrt: Der letzte große Vertreter der Frankfurter Schule hat sich nicht gewandelt, sondern nur die Karten auf den Tisch gelegt.

Was an der Kritischen Theorie für die Linksintellektuellen attraktiv war, hatte immer schon Züge einer geheimen Theologie. Walter Benjamin hat dieses Geheimnis schon in den dreißiger Jahren in einem schönen Bild verraten: Die Theologie ist in der Moderne ein hässlicher Zwerg, der sich verstecken muss - und das beste Versteck ist der Marxismus. Theodor W. Adorno hat dieses Versteckspiel dann auf den Begriff einer "inversen Theologie" gebracht. Das heißt im Klartext: Alles, was die Jugendlichen und Intellektuellen unter Titeln wie Neomarxismus, Frankfurter Schule und Kritische Theorie faszinierte, war eine geschickt als Gesellschaftskritik und Ästhetik verkleidete Theologie. Die Frankfurter Schule lehrte, an den Gott zu glauben, den es nicht gibt. Das ist der "theologische Glutkern" der Kritischen Theorie. Er wärmt das Oberseminar, in dem die schönsten Blumen politischer Weltfremdheit gedeihen.


Lesen Sie hier den Beitrag aus WELT vom 05.02.2004 zu Ende.

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DEUTSCHLAND

Küsst die Islamisten

von Maxeiner & Miersch

Als vergangene Woche ein Moslem in einer Gelsenkirchener Moschee aus verletzter Ehre zwei Glaubensbrüder erschoss, war das den meisten Zeitungen nur eine Kurzmeldung wehrt. Man hat sich daran gewöhnt, dass inmitten einer liberalen Gesellschaft das Mittelalter aufersteht: Ehrenmorde, Zwangsverheiratungen, Freiheitsberaubung an Frauen und Mädchen, Selbstjustiz auf Grund angeblich erlittener "Schande". "Wenn meine Schwester Sex vor der Ehe hat, schlitz ich die auf, ganz klar", sagte ein jugendlicher Moslem unbefangen einer "Taz"-Reporterin. Übergriffe auf Passanten, die in den Augen militanter Religionswächter schwul oder jüdisch aussehen, nehmen zu.

Ist es nicht Zeit, für eine öffentliche Diskussion darüber? Unsere talklustige Mediengesellschaft streitet übers Kopftuch und blendet das eigentliche Thema aus. Und das nicht nur in Deutschland. Der britische TV-Moderator Robert Kilroy-Silk verlor kürzlich seinen Job, weil er deutlich aussprach, dass in arabischen Ländern "Selbstmordattentäter, Armabhacker und Frauenunterdrücker" ihr Unwesen treiben. Das Aussprechen solcher hässlichen Tatsachen ist offenbar unerwünscht.


Lesen Sie hier den Beitrag aus WELT vom 04.02.2004 zu Ende.

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FRANKREICH

Viele Eltern merken zu spät, dass ihnen ihre Kinder entgleiten

Moslemische Zentren in Paris bieten Jugendlichen Perspektiven, die der Integration in Frankreichs Gesellschaft zuwiderlaufen

von Jochen Hehn

Paris - "Mir läuft es noch jetzt kalt den Rücken hinunter, wenn ich daran denke, dass vor ein paar Tagen mehrere Frauen mit der Burka in unserem Supermarkt an der Kasse standen." Für Nassera Oussekine ist dies ein "untrügliches Zeichen" dafür, dass die Islamisten wieder "auf dem Vormarsch" sind. Abgesehen von diesen bis zur Unkenntlichkeit verschleierten Frauen sieht man in den Straßen der Pariser Vorortgemeinde Saint-Denis seit einiger Zeit auffallend viele Frauen mit Kopftüchern. Vor allem an den Freitagen, wenn in dem Viertel um die gotische Basilika Markttag ist und die Moschee zum Freitagsgebet ruft, könnte man sich in ein islamisches Land versetzt fühlen.

In der über 120 000 Einwohner zählenden Gemeinde war der Anteil der Einwanderer schon immer sehr hoch. Doch so sichtbar war dies noch nie. Nassera Oussekine hat ein feines Gespür für solche Veränderungen. Seit 1995 leitet sie als Präsidentin die "feministische, aber nicht sexistische" Vereinigung "Voix d'elles rebelles" (wörtlich: "Die Stimme derer, die rebellieren"). Die Vereinigung kümmert sich um die alltäglichen Probleme, die für Frauen und Mädchen in einer Trabantenstadt, in der überwiegend Immigranten leben, typisch sind: Zwangsheirat, Polygamie, Beschneidung, Prostitution, Drogen, Gewalt, Freiheitsberaubung. Mit ihren 30 freiwilligen Mitarbeitern hilft die 40-Jährige, die selbst von Einwanderern abstammt, wo es gerade nötig ist. "Eine Sisyphusarbeit", die auch präventive Aktivitäten umfasst. So gehen die Mitarbeiter regelmäßig in die Schulen, um diese Probleme anzusprechen und Jugendliche zu Toleranz zu erziehen.


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ZEITGEIST

"Geht das Abendland unter?"

RTL-Chef Gerhard Zeiler, 48, über die öffentlichen Debatten zu seinem umstrittenen TV-Experiment "Ich bin ein Star - Holt mich hier raus!", den neuen Hang zum Trash-Fernsehen und die Grenzen der Unterhaltung

SPIEGEL: Herr Zeiler, mit zwölf Tagen Dschungel-TV und den Nachklapp-Talksendungen aus dem komfortablen RTL-"Extra"-Studio in der vorigen Woche haben Sie den ganzen Januar über Quoten, Schlagzeilen und die öffentliche Debatte bestimmt. Nur einer hat bislang zum Thema geschwiegen: Sie. Aus Scham?

Zeiler: Wofür sollte ich mich schämen? RTL hat dank "Ich bin ein Star - Holt mich hier raus!" gerade einen sensationell erfolgreichen Januar verbucht.

SPIEGEL: Wie man's nimmt. Die Medienwächter haben die Show für grenzwertig befunden, und laut einer aktuellen Studie haben Kakerlaken, Spinnen und Hackebeil dem Image von RTL als Familiensender schweren Schaden zugefügt.


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GESELLSCHAFT

Das Virus Gleichgültigkeit

Unternehmer Josef Klüh bezahlt Medizinern den Kampf um Leben und Tod. Er sagt: "Wer sich nicht engagiert, den frisst der Egoismus"

von Frank Wilmes

Gerade kommt Josef Klüh aus China zurück, zehn Tage Business und China-Küche - nun drängt es ihn erst einmal zu Sauerbraten und Altbier. "Das musste einfach sein", sagt der Multifunktionsunternehmer, der mit Gebäudereinigung, Catering, Sicherheitsdiensten und Zeitarbeit 325 Millionen Euro im Jahr umsetzt. Nach verputztem Mittagessen in seiner Düsseldorfer Stammkneipe fühlt er sich wieder zu Hause.

In Peking, Shanghai und Wutan musste der Rheinländer aber nicht nur mit Stäbchen essen, sondern sich vor allem um seine Geschäfte kümmern. Es müssen gute Gespräche gewesen sein. Denn Klüh plant dort in nächster Zeit die Übernahme einer Firma.

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ROM & VATIKAN

Der Schneider des Papstes

Jahrhundertelang kleideten die Gammarellis nur Kirchenfürsten ein. Nun entdecken auch weltliche Kunden sie - anstelle von Gucci und Valentino

von Andreas Englisch

Wirklich schicke Klamotten kauften Rombesucher bisher immer im gleichen Viertel: An der spanischen Treppe. Die Alta-Moda-Gurus, Valentino und Rocco Barocco, nahmen dort in vornehmen Studios Maß. Wer exklusive Mode von der Stange vorzog, konnte sich in der Via dei Condotti oder der Via Borgognona, die zur Spanischen Treppe führen, bei Armani und Gucci, Fendi, Dolce und Gabbana sowie bei Versace eindecken.

Doch jetzt haben die wirklich anspruchsvollen Kunden einen neuen Trend gesetzt: Wer auf sich hält, kauft in Rom in dem exklusivsten Bekleidungsgeschäft der Welt ein, beim Schneider der Papstes, im Ausstattungsgeschäft Gammarelli.

Angefangen hat alles mit professionellen Shopping-Guides, Damen und Herren, die in Rom gegen Honorare von etwa 200 Euro pro Stunde Touristen beim Einkaufen begleiten. Doch weil ihre Kunden Armani-Boutiquen auf der ganzen Welt gesehen haben, führten sie die betuchten Einkäufer nicht zur Spanischen Treppe, sondern an die Piazza della Minerva, einen kleinen Platz am Pantheon, mitten in der römischen Innenstadt. Dort liegt der Fashion-District der Schneider des Vatikans. Nirgendwo soll bessere Qualität geboten werden.


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