Mittwoch, 11. Juni 2025

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Interviews

Aktuell Januar 2004

DEUTSCHLAND

"Das Kopftuch steht für Islamismus"

Bischöfin Käßmann tritt entschieden für ein Verbot ein - Kritik an Rau

von Mit Bischöfin Käßmann sprach Gernot Facius.

DIE WELT: Frau Bischöfin, Schärfung des evangelischen Profils ist angesagt. In aktuellen Fragen wie der Kopftuchdebatte haben wir es aber eher mit einer evangelischen Vielstimmigkeit zu tun. Wie das?
Bischöfin Margot Käßmann: Natürlich wünsche auch ich mir klare Standpunkte. Ich selbst bin entschieden dafür, dass muslimische Lehrerinnen in der Schule das Kopftuch ablegen müssen, befürworte also ein Verbot per Gesetz. Aber zum Protestantismus gehört Vielfalt dazu: ein Respektieren der Verantwortung des Einzelgewissens, das jeweils zu anderen Einschätzungen kommen kann.

DIE WELT: Resultiert die Vielstimmigkeit daher, dass das Kopftuch nicht eindeutig definiert ist?
Käßmann: Gerade weil das Kopftuch nicht eindeutig als religiöses oder politisches Symbol gedeutet werden kann, wäre eine Einzelfallprüfung Gesinnungsschnüffelei. Und so etwas lehne ich ab. Eine Beamtin im öffentlichen Dienst muss sich allerdings sehr wohl der Mehrdeutigkeit bewusst sein. Sie hat sich an das Mäßigungsgebot zu halten. Und ein neutrales Symbol ist das Kopftuch eben nicht! Dass jemand einen Halbmond, ein Kreuz oder einen Davidstern am Kettchen trägt, das sollte freilich niemanden irritieren.

DIE WELT: Der Bundespräsident hat das Tuch mit christlichen Symbolen wie dem Kreuz gleichgesetzt.

Lesen Sie hier den Beitrag aus WELT vom 31.01.2004 zu Ende.

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GESCHICHTE AMERIKAS

"Krieg gegen die Schwachen"

Anfang vorigen Jahrhunderts beschlossen amerikanische Forscher, Politiker und Viehzüchter die "Schaffung einer überlegenen nordischen Rasse". 60 000 Männer und Frauen, zumeist Arme und Farbige, wurden zwangssterilisiert - Anregung für das Eugenik-Programm der Nazis.

Das typische Opfer war irgendwie auffällig geworden, meist nicht besonders intelligent, häufig aggressiv, fast immer sexuell aktiver als der normale Kirchgänger der Gemeinde und hauste nicht selten in Bretterverschlägen am Ortsrand. Vor allem war das typische Opfer: arm.

Gedeckt von eugenischen Gesetzen, verstümmelten US-Ärzte bis in die siebziger Jahre des vorigen Jahrhunderts über 60 000 Männer und Frauen durch Sterilisation. Den Eugenik-Opfern im zeugungs- und gebärfähigen Alter wurden die Samenleiter durchtrennt, die Hodensäcke abgeschnitten, die Eileiter abgebunden und die Eierstöcke oder Gebärmütter entfernt.


Lesen Sie hier den Beitrag aus SPIEGEL-Online vom 27.01.2004 zu Ende.

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ANTISEMITISMUS

Vordenker des Holocaust

Schon hundert Jahre vor Hitler und Goebbels propagierte der nationalistische Agitator Hartwig Hundt-Radowsky die Vernichtung der Juden

Von Peter Fasel

Wann Adolf Hitler den Befehl zur »Endlösung der Judenfrage« gab, ist bis heute ungeklärt.
Doch genauso wichtig bleibt die Frage, wann in Deutschland die "gewöhnliche", christlich geprägte Judenfeindschaft umschlug in nationalistisch gefärbten antisemistischen Hass.
Die Namen Ernst Moritz Arndt und Friedrich Ludwig Jahn sind in diesem Zusammenhang oft genannt worden.
Der glühendste Antisemit jener Inkubationszeit im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts allerdings war Hartwig Hundt-Radowsky (1780 bis 1835) aus Mecklenburg.
In seinen Schriften, die sich ins Paranoide steigern, ist der Fanatismus Julius Streichers oder Joseph Goebbels' schon vorweggenommen.
Mit Recht lässt sich sagen, dass hier der Weg nach Auschwitz seinen Anfang nahm.

Auschwitz als »Zivilisationsbruch« - darüber ist viel geschrieben und orakelt worden. Immer wieder klingt dabei die Vorstellung an, der Holocaust wäre wie ein Verhängnis über die Welt gekommen und Hitler wäre nichts als ein perfider Zufall der deutschen Geschichte, sein Regime ein grausamer Streich des Schicksals gewesen. Tatsächlich aber hat sich Auschwitz, hat sich der große Mord über Jahrzehnte, ja ein ganzes Jahrhundert hin in Deutschland vorbereitet, fast könnte man sagen: angebahnt. Doch so viel wir heute über das antisemitische Milieu des Kaiserreichs wissen, das unmittelbar zum Nährboden für den Nationalsozialismus wurde, so diffus sind immer noch unsere Kenntnisse von den Anfängen des eliminatorischen, des auf Vernichtung zielenden Antisemitismus, die sich wesentlich früher finden.


Lesen Sie hier den Beitrag aus DIE ZEIT Nr. 05/2004 zu Ende.

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ZEITGESCHEHEN

Terror essen Seele auf

Nicht die Welteroberung, die Herrschaft des Schreckens ist Ziel des Terrorismus. Es geht um den Angriff auf die menschliche Psyche

von Herbert Kremp

Der Terrorismus ist Teil des Alltags, des Weltalltags, des Medienalltags. Er reitet das Medium. Der Mensch ist Opfer und Voyeur. Im Durchschnitt ereigneten sich von 1993 bis 2002 dreißig bis einhundert größere ,,berichtete" Anschläge pro Jahr, tatsächlich ungleich mehr. Ins Auge fallen die bedeutenden, wie das jüngste Attentat auf das US-Hauptquartier in Bagdad am 18. Januar mit 23 Toten und über einhundert Verletzten. Doch was wirkt, ist das Konvolut, die Masse, die Steigerung, der Eindruck einer Heimsuchung - der psychonautische Angriff . Nur ein neues Wort im Rätselraten um den Terrorismus oder der Kern der Sache, die Verletzung der Seele?

Dass Terrorismus Verunsicherung, lähmende Angst erzeugt, Breschen in das Vertrauen zu Staat und Institutionen schlägt, ist eine wichtige, aber banale Erkenntnis. Weniger bewusst ist der genaue Einschlagsort in der menschlichen Person, die traumatische Wirkung auf ihr ,,Selbst", das man als den Organisationsraum des Menschen begreifen kann. Terrorismus zielt, wie eine intelligente Bombe, auf die verwundbarste Stelle, er ist ein Nautiker in der psychischen Geografie, ein dunkler Geist, der mit gleichsam seefahrerischem Geschick in die Psyche eindringt - nicht der Überredung, des Dialogs oder des Diskurses wegen, sondern einzig mit dem Ziel der Zerstörung.


Lesen Sie hier den Beitrag aus WELT am SONNTAG vom 25.01.2004 zu Ende.

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USA-WAHLKAMPF

Bushs himmlischer Beistand

US-Präsident George W. Bush macht nicht nur mit seinen Weltallplänen Wahlkampf, sondern auch mit dem Himmel

Von Gregor Schmitz, Washington

Religiosität soll der Stützpfeiler seiner Kampagne werden. Damit treibt er die demokratischen Kandidaten in die Enge - und Howard Dean gar in die Kirche: Der erklärt dem Wahlvolk neuerdings, nun auch täglich zu beten.

Kurz vor Weihnachten führte "Newsweek" ein Interview mit dem demokratischen Präsidentschaftskandidaten Howard Dean. Es ging um den Wahlkampf, um Osama Bin Laden, die demokratischen Rivalen. Bis das Nachrichtenmagazin spirituelle Neugier überkam: "Sehen Sie Jesus Christus als den Sohn Gottes und als den Weg zu Erlösung und ewigem Leben an?", lautete die drittletzte Frage. Dass Christus der Sohn Gottes ist, wollte Dean nicht bestreiten. Aber ob er erlöst werde, antwortete der demokratische Hoffnungsträger, hänge doch eigentlich nicht von ihm ab.


Lesen Sie hier den Beitrag aus SPIEGEL-Online vom 23.01.2004 zu Ende.

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DEUTSCHLAND

Islamische Mädchen müssen an Unterricht über Sexualkunde teilnehmen

von Jan Rübel

Berlin - Nahezu übereinstimmend haben Vertreter der großen islamischen Organisationen in Deutschland die vom Hamburger Verwaltungsgericht verfügte Teilnahmepflicht für moslemische Schülerinnen begrüßt. "Sex ist für den Islam kein Tabu-Thema", sagte Nadeem Elyas, Präsident des Zentralrats der Muslime in Deutschland, der WELT. Familien dürften diesen Unterricht auf keinen Fall ablehnen.

Am Montag hatte das Gericht den Antrag einer Mutter zweier Mädchen abgewiesen, ihre Töchter von der Teilnahme am Sexualkundeunterricht in der Schule zu befreien. Eltern könnten ihre Kinder zwar nach eigenem Gutdünken in sexuellen Fragen erziehen, hieß es im Urteilsspruch. Allerdings sei das Thema gesellschaftlich so relevant, dass es "über den familiären Binnenraum" hinausreiche. Eine Befreiung vom Unterricht aus weltanschaulichen Gründen fördere das Gefühl der Andersartigkeit und verbiete sich schon deshalb.

Die Mutter hatte hingegen argumentiert, es bestehe kein Bedarf an Aufklärungsunterricht, weil Sexualität im Islam nur in der Ehe stattfinde. Schon im Jahr 1977 hatte das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe eine ähnliche Klage genauso beschieden wie nun das Hamburger Gericht.


Lesen Sie hier den Beitrag aus WELT vom 21.01.2004 zu Ende.

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USA

"Wir Neokonservativen führen die Welt"

US-Regierungsberater Richard Perle über Schurkenstaaten und die Deutschen

WELT am SONNTAG: Welches Land ist derzeit die größte Bedrohung für den Weltfrieden?
Richard Perle: Wahrscheinlich Iran. Auch Nordkorea ist sicher ein Kandidat.

WamS: In Ihrem neuen Buch* schreiben Sie, dass die USA eine Blockade Nordkoreas vorbereiten sollten. Warum sehen Sie keine andere Lösung des Problems?
Perle: Ich schlage die Blockade nicht für jetzt vor. Wenn die Sechs-Parteien-Gespräche nichts bringen, dann sollten wir dies tun.

WamS: Nach welchen Kriterien soll beurteilt werden, ob die Gespräche gescheitert sind?

Lesen Sie hier den Beitrag aus WELT am SONNTAG vom 18.01.2004 zu Ende.

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GESELLSCHAFT

Was hält die Liebe jung?

Das große Geheimnis glücklicher Langzeit-Ehen. Fünf prominente Paare erzählen, was die Liebe nach der Hochzeit frisch hält

von Almut Lüder

Berlin, Bellevue. Ein älterer Mann und eine Frau steigen in die S-Bahn. Sie nehmen auf den Bänken Platz, beugen sich ein wenig vor und vertiefen sich sofort in ein Gespräch. Sie scheinen weder den Verkäufer mit der Obdachlosenzeitung noch die von der Arbeit kommenden Menschen zu bemerken - so sehr sind sie ineinander versunken. Sie wirken wie zwei frisch Verliebte und sind doch seit 53 Jahren ein Paar. Es sind Inge und Walter Jens. Der Autor und Rhetorik-Professor wird bald 81, seine Frau Inge im Februar 77 Jahre alt. Mehr als 50 Jahre Zweisamkeit und noch immer sind sie glücklich.

Im Zeitalter jährlich steigender Scheidungsraten fragen sich viele: Warum schaffen einige das, woran die meisten scheitern? Warum gelingt es Paaren, ihre Liebe trotz des hohen Alters jung zu halten? Wie führt man eine gute Ehe?


Lesen Sie hier den Beitrag aus WELT am SONNTAG vom 18.01.2004 zu Ende.

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VOODOO-ZAUBER

"Ich wünsche mir: Geld"

In ihrer Suche nach Spirituellem entdecken die Deutschen den Voodoo-Zauber. Für einige ein gutes Geschäft

von Till-R. Stoldt

Einen spirituellen Superstar müsste man vermarkten. Einen wie den Dalai Lama. Oder ein exotisches Zauberland. Wie Tibet. Schließlich lassen sich damit Millionen machen. Solche Gedanken könnten Annette Müller durch den Kopf gegangen sein. Jedenfalls fand sie ein solches Zauberland: das kleine westafrikanische Benin - sechs Millionen Einwohner, davon über 50 Prozent Voodoo-Anhänger. Und sie entdeckte einen spirituellen Star: den Prinzen Bokpe. Seit einem Jahr kann die Esoterik-Expertin sogar davon leben. Sie verkauft Voodoo-Dienstleistungen: Kunden schreiben Herzenswünsche auf, Annette Müller faxt sie zum Prinzen Bokpe nach Benin. Der steckt sie seinen Voodoo-Priestern zu. Und die beginnen eine tagelange Zeremonie unter Leitung des Prinzen. "Bald darauf", versichert die tüchtige Geschäftsfrau, "werden Träume Wirklichkeit!" Für 160 Euro im Dreierpack. Leider ohne Geld-zurück-Garantie. "Aber was sind schon 160 Euro, wenn man damit das Zehnfache verdient?", meint die 39-Jährige. Manchem scheint das einzuleuchten. Rund dreitausend Interessierte erkundigten sich bereits bei Müller. Und knapp tausend Kunden haben bei "Benesis", dem "Institut für innovative Nutzung bewährter Überlieferung", schon Wünsche aufgegeben - handschriftlich und unter Angabe aller aktuellen Kosenamen ("wichtig für die Energieübertragung").


Lesen Sie hier den Beitrag aus WELT am SONNTAG vom 18.01.2004 zu Ende.

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WISSENSCHAFT

Wenn Wunder wahr werden

Russischer Forscher: Der biblische Gang durchs Rote Meer war tatsächlich möglich

von Norbert Lossau

St. Petersburg - In Hollywood können Touristen selbst erleben, was es heißt, trockenen Fußes durch das Rote Meer zu schreiten. Mit großem technischem Aufwand wird dort die biblische Geschichte vom Auszug der Israeliten aus Ägypten durch das Rote Meer nachempfunden. Zwischen zunächst unter der Wasseroberfläche nicht sichtbaren Mauern öffnet sich der Boden unter einem Gitterrost, so dass das Wasser blitzschnell nach unten abfließt und von den Seiten nachströmendes Wasser zwei senkrechte Wasserwände bildet. Werden die Ventile im Boden geschlossen, füllt sich der Gang wieder mit Wasser. Das "Wunder" ist vorüber. Doch die überlieferte Durchquerung des Roten Meeres durch Moses und das Volk Israel muss gar kein Wunder gewesen sein. Davon sind jedenfalls russische Wissenschafter überzeugt, die jetzt einen Fachartikel mit dem Titel "Modellierung der hydrodynamischen Situation während des Exodus" veröffentlicht haben.


Lesen Sie hier den Beitrag aus WELT vom 16.01.2004 zu Ende.

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EVANGELISCHE KIRCHE

Jesus würde die Büchertische umstoßen

Nackte im Gotteshaus und Walfangverbot: Was ist mit der evangelischen Kirche los?

Eine Polemik / Von Hans Christoph Buch

Wer oder was hat eine ehrwürdige Institution, deren Ahnenreihe von Martin Luther über Johann Sebastian Bach und Søren Kierkegaard bis zu Dietrich Bonhoeffer reicht, dazu gebracht, sich kritiklos linksliberalem Zeitgeist anzupassen? Abtreibung, Schwulenehe, Blasphemie - alles kein Problem? Und wenn sich ausnahmsweise Unmut regt wie gegen die als Kultur-Event getarnte Verhohnepiepelung der zehn Gebote im Bremer Dom, wird das Tanztheater - oder handelt es sich um ein Happening? - ein paar Straßen weiter in die Friedenskirche verlegt. So einfach geht das.

Dabei verhalten sich Kresniks Bürgerschreckposen - Nacktheit als Pseudoprovokation - zu den durch moderne Kunst ausgelösten Erkenntnisschocks etwa so wie der dünnblütige Blues, der in deutschen Kirchen angestimmt wird, zu Bachs h-moll-Messe.

Nichts gegen Gospel und Spirituals, aber jeder, der einmal einen schwarzen Gottesdienst in Harlem oder den Südstaaten der USA besucht hat, ist peinlich berührt vom Blues aus zweiter Hand, der hier zulande als fortschrittlich gilt. Auch wer kein gläubiger Christ ist wie ich, sehnt sich angesichts der Profillosigkeit der evangelischen Kirche nach dem Dogma des Papstes zurück.


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ZEITGESCHEHEN

Gott ist wieder da

Wissenschaftler finden heraus, dass die Menschen zum Gebet zurück finden

von Andreas Englisch

Rom - Wissenschaftler der Universität Turin spüren eine Trendwende auf: Das Beten ist wieder in. In den hoch technologisierten Gesellschaften Europas und der USA findet ein postmoderner Wechsel statt. Die Forscher können es selbst nicht fassen. Es galt als sicher, dass die Religionen in der Moderne immer weiter zurückgedrängt werden. Doch Gott erlebt zurzeit ein sensationelles Comeback.

Im Jahr 1995 hatte die katholische Universität in Mailand dank einer aufwendigen Studie festgestellt, dass 18,1 Prozent der Befragten in Mitteleuropa niemals beten. Viele Forscher sagten damals voraus, dass dieser Prozentsatz steigen werde. In absehbarer Zeit werde die Zahl der Menschen, die in Europa niemals beten, wahrscheinlich auf 30 Prozent ansteigen. Jetzt hat die Turiner Uni das Gegenteil bewiesen. Die Zahl der Menschen, die in Mitteleuropa niemals beten, sank um 4,5 Prozent. Nur noch 13,6 Prozent der Befragten gaben an, sich niemals an einen Gott zu wenden.

Vor allem für Frauen wird das tägliche Gebet immer wichtiger. Insgesamt gaben 35 Prozent der von der Turiner Universität Befragten an, dass sie täglich beten. Diese Gruppe besteht zu 68 Prozent aus Frauen. Die meisten Frauen erklärten, das Gebet gebe ihnen das Gefühl, "nicht allein zu sein".

Lesen Sie hier den Beitrag aus WELT vom 13.01.2004 zu Ende.

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GESELLSCHAFT

"Junge Leute wollen Kinder"

Politikerin mit Gefühl: Bundesministerin Renate Schmidt über die Gründe, warum so viele Deutsche keinen Nachwuchs haben, was sie dagegen tun will, und wie sie selbst Familie und Beruf verbindet

WELT am SONNTAG: Frau Ministerin, die deutsche Bevölkerung schrumpft, schon bald gibt es zu wenig Beitragszahler für soziale Sicherungssysteme ...
Renate Schmidt: ... nein, das ist längst kein Zukunftsproblem mehr, sondern weniger Kinder bedeuten schon jetzt ganz aktuell weniger Wachstum und weniger wirtschaftlichen Wohlstand. Ohne Kinder brauchen die Menschen keine Kinderwagen, Kinderbetten, größere Wohnungen, keine Familienautos. Das setzt sich mit dem Älterwerden dieser nicht vorhandenen Kinder fort: Es fehlen junge Erwachsene, die konsumieren, Autos kaufen und eigene Wohnungen mieten.

WamS: Aber mehr erben.
Schmidt: Selbst die Erbschaft verliert an Wert, wenn es mehr vererbte Häuser als Bewohner gibt. Sogar das Aktiendepot zur eigenen Altersversorgung wird durch sinkende Nachfrage weniger wert sein.

WamS: Weil junge Menschen keine Kinder wollen?

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HOMOSEXUALITÄT

Fußtritte gegen Toleranz

Homosexuelle wehren sich erstmals öffentlich gegen die zunehmenden Übergriffe von Zuwanderern

von Till-R. Stoldt

Berlin - Dennis und Aribert Otto sind robust. Wären sie das nicht, lägen sie vielleicht schon auf dem Friedhof, so schwer waren die Verletzungen, die sie am 19. Mai 2002 erlitten, beim "Karneval der Kulturen" in Berlin. Und nüchtern sind die beiden Schwulen. Hätten sie das nicht gelernt, wären sie womöglich irregeworden, so viele Enttäuschungen haben sie erlebt - seit ihrem Besuch auf dem größten multikulturellen Straßenfest Deutschlands: In einem endlosen Zug musizierten braune Samba-Tänzer, schwarze Bongo-Trommler und bunte Folklore-Gruppen aus aller Welt durch die Straßen. Dennis und Aribert liefen neben dem Zug her, kosteten mal einen Spieß beim Libanesen-Grill, mal einen Happen am Ostasien-Stand und schlenderten Hand in Hand durch die Menge, berauscht von der Verbrüderungs-Atmosphäre.

Bis jemand sagte: "Schwule Säue! Euch muss man vergasen." Das Pärchen drehte sich um - und sah sich von zehn jugendlichen Orientalen umringt. Tolerant und höflich erzogen, wagte Dennis ein Widerwort: "Wenn ihr ein Problem mit Schwulen habt, dann lasst uns darüber reden." Fünf Minuten später lagen er und Aribert blutend am Boden, derweil zwei Ecken weiter die "One World" besungen wurde. An diesem Tag verloren sie ihren Glauben an die Ideale einer multikulturellen Gesellschaft, in der sich Minderheiten solidarisch zueinander verhalten.


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OSTEN

Die Russen werden wieder religiös

von Manfred Quiring

Moskau - In Russland wurde am gestrigen Mittwoch das orthodoxe Weihnachtsfest begangen. Die prunkvolle zentrale Weihnachtsmesse hatte Patriarch Alexij II., das Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche, in der Christus-Erlöser-Kathedrale in Moskau bereits in der Nacht zum Mittwoch vor 5000 Gläubigen zelebriert. Der Gottesdienst wurde im russischen Fernsehen übertragen und konnte über das Internet verfolgt werden.

Zeitgleich wurden in weiteren 500 Moskauer Kirchen Weihnachtsmessen abgehalten. Landesweit fanden Gottesdienste in allen mehr als 16 000 Kirchen, in über 300 Klöstern und sogar auf der russischen Antarktisstation "Bellinghausen" statt, wo eine Kirche im Bau ist.

Die russisch-orthodoxe Kirche feiert das Weihnachtsfest 13 Tage später als in Europa, wo der Gregorianische Kalender gilt. Nach dem von der russischen Orthodoxie benutzten Julianischen Kalender fällt die Geburt von Jesus Christus auf den 6. Januar, Weihnachten ist am 7. Januar.


Lesen Sie hier den Beitrag aus WELT vom 08.01.2004 zu Ende.

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FERNSEHEN & GESELLSCHAFT

Alles nichts. Oder?

Zwanzig Jahre nach seinem Start hat das Privatfernsehen in Deutschland nicht nur sich selbst, sondern auch die Gesellschaft verändert

von Jörn Lauterbach

War es nun Dvoráks "Aus der neuen Welt" oder doch die "Feuerwerksmusik" von Händel? Längst sind sich die Chronisten dieser Tage nicht mehr einig darüber, mit welcher klassisch-großbürgerlichen Anmutung Sat 1, damals noch als "PKS Programmgesellschaft für Kabel- und Satellitenrundfunk" firmierend, am Neujahrstag 1984 erstmals auf Sendung ging. Größere Einigkeit besteht über die Lokalität: Das Studio lag zwischen dem Ludwigshafener Friedhof und dem Schlachthof. Exakt 20 Jahre später wissen wir, dass sich diese Wahl bei aller Zufälligkeit stilbildend auf die deutsche Medienlandschaft - und damit ist ausdrücklich nicht nur das Fernsehen gemeint - auswirken sollte.

Es gehört zu den wenigen tatsächlich persönlich gemachten Lebenserfahrungen, mit denen die um das Jahr 1965 Geborenen heutzutage ihren fast schulfähigen Nachwuchs noch in Staunen versetzen können: Als wir in eurem Alter waren, konnten wir nur drei Programme empfangen. Nur drei! Und die sendeten auch nicht rund um die Uhr, sondern machten Mittagspause, endeten kurz nach Mitternacht mit der Nationalhymne und boten auch keine Klingeltöne zum Runterladen fürs Handy feil. Aber dann kamen die ungekämmten Jungs vom Schlachthof und einen Tag später aus umgebauten Garagen heraus die von RTL plus (es sollte so ziemlich das einzige Mal bleiben, dass RTL im Vergleich zum Konkurrenten zu spät dran war). Sie filetierten gehörig und trugen zu Grabe, was die Beziehung zwischen Fernsehen und Zuschauer bis dahin bestimmte: eine schier unüberwindbare Distanz.


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MODERNE KIRCHE

Das Wunder in der Andreasgemeinde

In Leipzig gibt ein Pfarrer "Grundkurse des Glaubens". Eine Hausband spielt, und jeden Tag kommen mehr junge Menschen in die Gemeinde

von Sven Heitkamp

Leipzig - Über dem Küchentisch von Thomas Piehler hängt ein dunkles Holzkreuz mit dicken Nägeln, die drastisch an die Kreuzigung Jesu erinnern. Dazwischen klebt ein vergilbter Zeitungsausschnitt: "Wenn ich zurückgehe, dann nur, um Anlauf zu nehmen." Der Spruch ist dem jungen Pfarrer mit dem Vollbart wie auf den Leib geschrieben. Dass der Satz von Schlagersternchen Wencke Myhre stammt, stört den 39-Jährigen nicht.

Mit seinem Vorwärtsdrang schafft Piehler in Leipzig ein kleines Wunder. Mitten in der ostdeutschen Diaspora, wo die Kirchen an ständiger Blutarmut leiden, führt der Geistliche eine Gemeinde, die wächst und wächst. 1991, als er die evangelisch-lutherische Andreasgemeinde zwischen Stadtzentrum und alternativem Szeneviertel Connewitz übernahm, kamen am Sonntagmorgen vielleicht 80 Leute. Inzwischen sind es oft 240, darunter auffällig viele junge Familien oder Studenten auf der Suche nach religiösem Halt. Und ständig werden es mehr: Das Gemeindehaus platzt aus allen Nähten.


Lesen Sie hier den Beitrag aus WELT vom 06.01.2004 zu Ende.

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ZEITGEIST

Wo die Seele wohnen will

Tradition ist modern: Menschen leben am liebsten in Altbauten. Kein Wunder meint HRH The Prince of Wales in einem Exklusivbeitrag

Seit etwa 20 Jahren versuche ich mehr Verständnis dafür zu wecken, wie wir physisch, emotional und geistig mit unserer Umwelt in Verbindung stehen, und ich setze mich dafür ein, dass wir wieder nach dem Gleichgewicht und der Harmonie streben, die meines Erachtens im 20. Jahrhundert in so vielen Bereichen abhanden gekommen sind.

Mir geht es darum, den verloren gegangenen Lebensraum in unseren Städten, auf dem Land und auch in unserer Seele wieder herzustellen, Zerbrochenes und Auseinandergerissenes wieder zusammenzufügen und ausdrücklich vor den Gefahren eines sterilen Kosten-Nutzen-Denkens zu warnen, das unserem Leben und unserer Umgebung auch den letzten Rest intuitiven kulturellen Sinns zu entziehen droht.

Ich bin in meinen Bemühungen bestärkt worden durch meine Begegnungen mit Deutschland, und es hat mich beeindruckt, in welchem Maße der Umweltschutz hier zu einem zentralen Bestandteil des täglichen Lebens geworden ist. Eine besondere Freude war es für mich, mir selbst ein Bild davon zu machen, zum Beispiel im Juni 2002, als ich Projekte in Schleswig-Holstein besuchte.


Lesen Sie hier den Beitrag aus WELT am SONNTAG vom 04.01.2004 zu Ende.

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IRAN-ERDBEBEN

Atombombe? Prüfung Gottes?

Nach dem Erdbeben in Bam machen haarsträubende Gerüchte über mögliche Ursachen die Runde. Politisch nützt die Katastrophe eher den Reformern

von Boris Kalnoky

Dem Erdbeben von Bam folgen im Iran politische Nachbeben, kaum spürbar und doch alles durchdringend. Im Volk rumort es, die wildesten Gerüchte machen die Runde über Schuld und Zynismus der Mullahs. Die Vorwürfe sind unfair, denn selten leistete die Regierung eines Entwicklungslandes bei einer Naturkatastrophe rascher, unbürokratischer und effizienter Hilfe. Selbst westliche Hilfsorganisationen zeigen sich ausnahmslos beeindruckt von den Leistungen Teherans. Britische Helfer sagten vor westlichen Kameras gar, die Bemühungen der iranischen Regierung seien angesichts der Umstände eine der "besten Leistungen", die sie je erlebt hätten.

Im Volk ist trotzdem Unmut allgegenwärtig und die Gerüchte teilweise so abenteuerlich, dass manche Beobachter sich fragen, ob da nicht jemand absichtlich Horrorgeschichten verbreitet. Ein Taxifahrer will gehört haben, dass korrupte Regierungsfunktionäre 320 Tonnen Hilfsgüter für Bam verschwinden ließen, um sie auf dem Schwarzmarkt zu verhökern. Wenn man sich vor Augen hält, dass dies rund 40 typischen iranischen Lastwagenladungen entspricht und dass die gesamte Hilfe der Amerikaner 70 Tonnen beträgt, gerät man doch ins Zweifeln, ob das stimmen kann. Zumal die Regierung weiß, dass das Erdbeben und die Folgen unter Umständen die eigene Macht erschüttern können, und daher die Erdbebenkrise zur höchsten Priorität gemacht hat. Immerhin ist der Iran ein Polizeistaat. Wer es wagen sollte, in solchem Maß zu betrügen, muss schlimme Konsequenzen fürchten.


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VATIKAN

Ratzinger will sich das Kreuz nicht verbieten lassen

Berlin - Die Kritik an den Äußerungen von Bundespräsident Johannes Rau im Kopftuchstreit reißt nicht ab. So haben sich zum Jahreswechsel der römische Kurienkardinal Joseph Ratzinger und der saarländische Ministerpräsident Peter Müller (CDU) zu Wort gemeldet und sich dagegen ausgesprochen, bei einem Kopftuchverbot gleichzeitig christliche Symbole aus öffentlichen Räumen zu verbannen. Zuvor hatten bereits CSU-Chef Edmund Stoiber und der Vorsitzende der CDU-Wertekommission, Christoph Böhr, den Vorstoß von Rau kritisiert.

Der Bundespräsident hatte in der Diskussion gesagt, auch Kreuze müssten aus den Schulen entfernt werden, wenn ein Kopftuch für muslimische Lehrkräfte nicht möglich sein sollte. "Wenn das Kopftuch als Glaubensbekenntnis gilt, als missionarische Textile, dann muss das genauso gelten für die Mönchskutte, für das Kruzifix."

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VATIKAN

Papst fordert neue Weltordnung

In seiner Predigt zum Neujahrstag hat Papst Johannes Paul II. eine neue internationale Ordnung gefordert. Damit sollen Lösungen für die Probleme der Welt entwickelt werden.

Papst Johannes Paul II. hat in seiner Neujahrsmesse zu einem verstärkten Einsatz für den Frieden aufgerufen. Das Völkerrecht müsse als Grundlage des Friedens geachtet werden, sagte er am Donnerstag im Vatikan.


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